
Boote, stiefsen es ins Wasser, schifften sich ein, und ruderten
eiligst davon.
Bey unserer Ankunft im Dorfe fanden wir ungefähr 20 Personen,
einige hundert Schritte von ihren Wohnungen versammelt,
unter denen wir auch diejenigen erkannten , die • uns im Boote
entgegen gekommen waren. Einer von ihnen erschien jetzt in
einem prächtigen seidenen mit vielen Blumen durchwirkten Kleide,
das ganz den chinesischen Zuschnitt hatte. Das übrige seines
Anzugs entsprach jedoch diesem kostbaren Oberkleide nicht.
Ohne Zweifel war er der Chef dieser Colonie. Um mich sogleich
bey ihm zu insinuiren, beschenkte ich ihn mit einem
Stücke Tuch von orange Farbe , welches ihm ganz vorzüglich
zu gefallen schien. Auch unter seine Begleiter liefs ich einige
Kleinigkeiten vertheilen, als Messer, Nadeln, Tücher und dergleichen.
Jetzt glaubte ich, sie überzeugt zu haben, dafs wir
nur als Freunde gekommen wären, und dafs jeder Argwohn bey
ihnen vertilgt seyn müfste. Wir machten daher Mine, nach ihren
Wohnungen zu gehen. Dieses veränderte aber die Scene
sogleich. Sie stellten Sich'uns in den Weg, und äufserten auf
jede Art ihre Abneigung uns dieses zuzugestehen. Wir schienen
zuerst darauf nicht zu achten, sondern setzten unsern Weg
mit sehr langsamen Schritten in Begleitung unserer ganzen Gesellschaft
fort. Jetzt versammelten sie sich aber in einen Haufen
, schrien laut auf, und gaben deutliche Zeichen ihres Schreckens
und ihrer Furcht, ohne uns indefs zu folgen. Da ich diesen
mifstrauischen Leuten keine gegründete Ursache zum Ver-
drufs über unsern Besuch geben wollte , so kehrte ich sogleich
zu ihnen zurück, nahm den Chef bey der Hand, suchte ihm zu
verstehen zu geben, dafs wir nicht im geringsten feindselig gegen
sie gesinnt wären, und legte zum Beweise meiner freundschaftlichen
Gesinnungen , und um ihnen alle Furcht zu benehmen,
meinen Degen ab. Ich gab ihm ferner zu verstehen, dafs wir
nicht in ihre Häuser gehen, sondern uns nur in ihrer Nähe aufhalten
wollten. Dann nahm ich den Chef nochmals bey der
Hand, und überredete ihn, so wie seine Begleiter, mit uns zu
gehen. Jetzt erfolgte eine Berathschlagung unter ihnen, nach
welcher sie sich entschlofsen , uns ihre Erlaubnifs nicht läneOer
zu verweigern, und mit uns zu gehen. Ihre erste Absicht, zurück
zu bleiben, als ,wir trotz ihres Widerwillens Mine, machten
ins Dorf zu gehen, schien mir mit ihrer ängstlichen Furcht in
grofsem Widerspruche zu stehen. Auch kann ich sie mir nicht
anders erklären, als wenn ich annehme, dafs sie in unserer Abwesenheit,
unser Boot, auf welches sie oft ihre Blicke richteten,
zerstören, und alsdann sich an uns rächen wollten. Das Boot
war nur von zwey Personen bewacht, und der heftigen Brandung
wegen aufs Trockene gezogen worden. Sie konnten dieses
.also sehr leicht bewerkstelligen. Indefs blieb auch jetzt die Gesellschaft
nicht ganz bey uns, und statt uns zu begleiten, liefen
sie schnell voraus, um früher im Dorfe zu seyn, wobey sie einen
kiirzern Weg durch ein Gebüsch nahmen, dem wir nicht folgen
konnten. Endlich kamen wir zu ihren Wohnungen. Das erste
Haus gehörte dem Chef, der sich wiederum mit seinem ganzen
Gefolge vor dem Hause versammelt hatte , und ans sogleich zu
verstehen gab, dafs dieses Haus das seinige sey. Vor der Thür
standen zum Ueberflufse noch , als Wächter des Pallasts ihres
Herrn, zwey ganz rüstige Leute, die durch Pantomimen anzeigten,
dafs sie uns nicht hereinlafsen würden. Da ich diefs ohnehin
versprochen hatte, so schienen wir alle sehr gleichgültig über
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