
Wahrscheinlich hat man den Transport der Kessel, und alles dazu
nöthigen, zu Lande für zu schwierig gehalten.
Auch in dieser Rücksicht war die Ankunft der N ad e sh d a
für Kamtschatka eine sehr grofse Wahlthat. Aus einem frühem
Theile meines Journals wird man sich erinnern, dafs bey unserer
Abreise aus Japan, die dortige Regierung der Mannschaft meines
Schiffs ein Geschenk von 5oooo Pfund Salz machte. Diese ganze
Quantität, ungefähr 5ooo Pfund abgerechnet, die ich für die Con-
sumtion des Schiffs zurück behielt, ward in Kamtschatka zurück ge-
lafsen, und von dem Gouverneur verhältnifsmäfsig vertheilt, so dafs
jeder einzelne Bewohner reichlich auf 3 Jahre damit versorgt ward.
Ich kann diese Gelegenheit nicht vorbey gehen lafsen, ohne
meiner Mannschaft das Lob der gröfsten Uneigennützigkeit, und
wahrhafter Theilnahme an dem Schicksal ihrer Brüder in Kamtschatka,
zu ertheilen. Nachdem ich ihnen in Kamtschatka angekündigt
hatte, dafs alles Salz, welches wir in Japan eingenommen
hatten, ein Geschenk für sie allein wäre, an dem die Offiziere
keinen Theil zu haben verlangten: so sagte ich ihnen zu
gleicher Zeit, dafs ich von ihnen erwartete , sie würden ungeachtet
des sehr hohen Preises des Salzes in Kamtschatka, welcher
ihnen einen sehr vortheilhaften Verkauf versprach, nicht murren',
wenn ich die ganze Quantität dem Gouverneur übergäbe, der
nur allein eine gleiche Vertheilung unter alle Einwohner Kam-
tschatka’s treffen könnte, die, wie sie wohl selbst wüfsten, dieses
nothwendige Lebensmittel fast ganz und gar entbehrten; und dafs
sie es der Regierung überlafsen müfsten, sie dafür schadlos zu
halten. Nicht ein einziger machte die geringste Einwendung;
fast einstimmig bemerkten sie. dafs Salz nirgends ein gröfseres Bedürfnils
sey, als in Kamtschatka, wo man sich gewifs lange, allein
dieses Geschenks wegen der N a b e s h p a erinnern werde, und es sey
ihnen ganz gleichgültig, ob sie je etwas dafür bekämen, da sie auf
ein solches Geschenk nicht gerechnet hätten. Aufser dem Salze
liefs ich auch noch 3ooo Pfund Reis in Kamtschatka zurück.
Da es in diesem Lande an Salz und Brodt so sehr gebricht,
so wird man den natürlichen Schlufs machen , dafs der Mangel
an den weniger unentbehrlichen Artikeln noch gröfser seyn müfse.
An Brandtwein fehlt es nie, wie ich schon gesagt habe, auch
nur selten an Zucker und-Thee. Ich will hier den Preis derjenigen
Waaren bemerken , die man in Kamtschatka von Ochotzk
einzuführen pflegt, ob sie gleich auch selbst zu dem ungeheuren
Preise nicht immer zu erhalten sind. Bey unserer Ankunft kostete
der Eimer von sehr schlechtem Brandtwein 160 Rubel, das
Stof also 20 Rubel. Diesfer Preis war von dem jetzigen Gouverneur
festgesetzt, denn vor ihm hatten die Kaufleute; deren Eigennutz
keine Gränzen kennt, und welche wohl wufsten, dafs der Hang
zum Brandtweintrinken durch einen hohen Preis nicht vermindert
werden konnte, den Preis desselben schon über 3oö Rubel den
Eimer getrieben m Der Preis von Zucker ist dort gewöhnlich
4 bis 5 Rubel das Pfund, Oft hat er auch 7 Rubel gekostet.
Rauchtobak 5 Rbl. Butter und Salz 1 und 1 f Rbl. das Pfund. Seife,
Licht u. s. w. sind selten unter 2 Rubel zu haben. Von mehreren in
der Haushaltung umlmgänglich nothwendigen Bedürfnifsen stehen
die Preise in einem diesem ähnlichen Verhältnifse. Aber die
®) Auf meinen Vorschlag wurden in Reval 1000 Eimer starker und reiner
Spiritus gekauft, der wenn man ihn zur Hälfte mit Wasser vermischte,
zum Trinken hinlänglich stark- war, und für Kamtschatka und
Kadiak geladen. Dieser Spiritus kostete in Reval 4 Hubel der Eimer;
in Kamtschatka wurde er zu 46 Rubel .verkauft, und man fand diesen
Preis so aufserordentlich wohlfeil, dafs in einigen Monaten der ganze
Vorrath davon verkauft ward.
18 öS.
Oktober.