
der Richtigkeit der Schuldforderung überzeugt hat, entweder durch
das in China mächtig wirkende Mittel des Bambus Rohrs, oder er
legt Beschlag auf sein Vermögen, und befriedigt den Gläubiger aus
demselben. Doch wird nur sehr selten ein Chinese den andern
bey der Obrigkeit verklagen. Er wartet gern eine lange Zeit,
in der Hofnung , sich auf irgend eine Art bezahlt zu machen.
Die Haupt Ursache hievon liegt darin, weil der Mandarin, von
der 'wahren Lage des Klägers unterrichtet, gewöhnlich die halbe
Summe für seine Mühe verlangt, und im Fall sie ihm verweigert
wird, sich der Klage nicht annimmt.
6. Sind Gilden und Innungen vorhanden? Nach welchen
Grundsätzen bestehen sie?
Antwort. Alle Handwerker sind durch Gesellschaften verbunden,
und haben ihre Aeltesten. In Canton haben die verschiedenen
Zünfte sogar ihre eigenen Strafsen. Strafsen zum Beispiel
, die nur von Schneidern, andere die von Schustern, Glasern,
Apothekern u. s. w. 'bewohnt, werden. Sie geben ihre eigenen
Feste, zu welchen gewöhnlich Comödianten gemiethet werden, und
es wird bekannt gemacht, dafs an dem und dem Tage, bey irgend
einer Zunft Schauspiel seyn wird, zu welchem jedermann freyen
Zutritt hat..
5. Was für grofse Handels. Orte , Jahrmärkte, Stapel Plätze
giebt c^? Von welchen Häfen wird der Handel mit Japan,
mit den Philippinen, mit den Sundaischen Inseln und mit
der Küste von Indien getrieben?
Antwort. Die wichtigsten Häfen in China für den ausländischen
Handel, sind: Canton > an der Südküste; EmouyL, in'
der Provinz Fokien an der Südostküste; und an der Ostküste
der Hafen Ningpo- in der Provinz Chekiang, in einer geringen
Entfernung von den Chusan Inseln *). Aus Canton segeln die
chinesischen Schiffe oder Jonken nach Malacca, Batavia, Siam und
den verschiedenen an die chinesische See gränzenden Ländern;
aus Emouy nach den Philippinen und den Likeo Inseln, und
von Ningpo nur allein nach Japan und Corea. Der Küsten
Flandel wird fast aus allen Häfen dieses Reichs betrieben, so wie
jede grofse Stadt als ein Stapelplatz für den inländischen Handel
der verschiedenen Produkte und Manufakturen ihrer Provinz angesehen
werden kann. Besonders gilt dieses von denen, die an
den grofsen Flüfsen und Canälen liegen.
7. Wenn es Preiscourante in Canton. giebt, bittet man einige
mitzubringen.
Antwor t . Man hat nur Rreiscourante in europäischen
Sprachen.
8. Wie ist die Posten Einrichtung? Giebt es regelmäfsig bestehende
durch ganz China? Kann ein jeder Gebrauch
. davon machen ?
Antwort. Es giebt nur eine regelmäfsige Post zwischen
Peking und Canton, die ein jeder benutzen kann, aber auch
hier werdeti die Briefe erbrochen und durchgesehen. Aufser dieser
Post existirt in ganz China keine, und man hat kein anderes
Mittel, als einen Expressen abzuschicken, oder die Gelegenheit
eines Durchreisenden zu benutzen.
g. Ist der Adel persönlich, oder giebt es auch einen erblichen?
Antwort. Es giebt in China keinen erblichen Adel. Der
Mandarinen wird , so wie alle öffentliche Aemter>.
1800.
Februar.
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*) Sowohl in Ningpo als in Chusan hatten die Engländer im Anfänge des
vorigen Jahrhunderts ihre Agenten.