■§> o, ia„
1806. jcjj sogleich den folgenden Tag um einen Pafs anfragen, um un-
lanuar. ietzten Sachen an Bord ahzufertigen. Diefs wurde jedoch
nicht zu°-e«tariden, und es schien jetzt nur zu gewifo , dafs der
jetzige Statthalter sowohl als sein Vorgänger, es nicht wagten,
uns, ohne einen Befehl aus Peking dazu erhalten zu haben, die
Erlaubnifs zur Abreise zu geben. Ich schrieb indefs einen Brief
in englischer Sprache an den Statthalter, in welchem ich das
Unrecht seines Verfahrens, so wie die daraus entstehenden Folgen
deutlich aus einander setzte. Da ich mir unsern Gesandten,
den Grafen G o lo ffk in , als schon längst in Peking angekommen
dachte , so legte ich in meinem Briefe ein besonderes Gewicht
auf diesen Umstand , und bemerkte dabey , dafs er eine solche
beleidigende Behandlung nicht ungeahndet lafsen würde. Mit
diesem Briefe verfügte ich mich zu Herrn Drummond, von dem
ich es wohl erwartete , dafs er sich unserer jetzt sehr mifslich
gewordenen Sache mit Emst annehmen würde. Sein Einflufs als
Präsident der für den Handel von Canton so wichtigen englischen
Factorey, ist sehr grofs; aber mehr als diefs trägt sein persönlicher
Charakter dazu bey, dafs er von den Chinesen geschätzt
und geachtet ist. Mit dem edelsten Herzen verbindet er Würde,
Entschlossenheit und Klugheit. Er ist das Orakel nicht nur der
* Engländer, sondern auch aller in Canton wohnenden Europäer,
die, wenn gleich ihre Nationen sich in Europa im Kriege befinden,
hier als Freunde im engsten Verein leben. Nie haben die
Engländer eine so bedeutende Rolle in China gespielt, als während
der Zeit, dafs er Präsident der Factorey ist. Während seines
neunzehnjährigen Aufenthalts in Canton , hat er den Cha-
racter der chinesischen Kaufleute, so wie den Geist ihrer Regierung
in dieser Stadt vollkommen ergründet, und es war ihm daher
nie mislungen, selbst bey den unangenehmsten und mifslich- 1806.
lichsten Vorfällen, die Würde der Engländer und ihren Ruf zu Janual
erhalten, ohne dabey dem Interesse seiner Nation zu schaden *). .
Allgemein bedauerte man seine bevorstehende Abreise nach England
, die schon in diesem J ahre erfolgt wäre, hätte er nicht
*) Folgender Vorfall, welcher sich vór einigen Jahren ereignete , zeigt,
mit welcher Entschlofs^nheit H. Drummond sich gegen die Chinesen
zu benehmen weifs , und wie genau er sie kennen muls. Vergebens
würd,e man durch Bitten etwas von ihnen zu erlangen suchen. Nie
bitten, sondern sogleich handeln, und sich dann allenfals entschuldigen,
i s t , wie H.. Drummond einst gegen mich bemerkte , das System,
nach welchem man mit den Chinesen umgehen mufs; und ich glaube,
dafs in den wichtigsten politischen Angelegenheiten diefs System noch
ausführbarer ist, als in Geschäften von geringerer "Wichtigkeit. Ein
bänquerout gewordener Hong Kaufmann , war der Compagnie eine
halbe .Million Piaster schuldig geblieben. Da die Regierung für die
Schulden des Hongs verantwortlich ist, so verlangte H. Drummond
den Einsatz dieser Summe von der Regierung. Seine Vorstellungen geschahen
durch die. Hóng K auHente, es war also natürlich , dafs diese
entweder in der'Sache ihteressirt, oder sich wenig bekümmernd , ob
die Compagnie ihr Geld wieder bekäme oder nicht , diese Vorstellungen
nicht mit Ernst betrieben. H. Drummond fafst also, der vergeblichen
Vorstellungen durch den Hong müde , den Entschlufs ,. selbst
in die Stadt zu gehen., in welche sich bekanntlich nie ein Europäer
wagen darf, ohne Gefahr zu laufen, von dem Pöbel insultirt zu werden.
Die Kaufmannschaft, welche von dem Vorhaben H. Drummonds
unterrichtet war, miethet eine Menge Pöbel, um die Engländer,
sobald sie in die Stadt treten , aufzuhalten , und wo möglich zu zwingen,
zurückzugehen. H. Drummond, seinerseits von diesem Vorhaben
benachrichtigt , gellt dennoch an der Spitze von tast allen in Canton
befindlichen Engländern in die Stadt, und zwar durch ein '1 lio r, wo
ihn niemand erwartete. Als sich Menschen um ihn her zu versammeln
anfangen, hebt er sein Memorial in die Höhe , und verlangt in chinesischer
Sprache, zum Statthalter geführt zu werden. Die Chinesen, über
.diese Dreistigkeit und über die Zahl der Engländer, die sich vielleicht
nur auf zwölf Personen belief, bestürzt, begegnen ihnen mit der gröfs-
ten Artigkeit, und führen sie in einen Tempel, wo eine Gerichts Person
das Memorial von H. Drummond empfängt, um es dem Statthalter zu
überbringen. Engestört kehrte er mit seinem Gefolge wieder zurück.
Nach einiger Zeit erfolgte die Zahlung"der Schuld, welche ohne diesen
Entschlufs des 11. Drummond wahrscheinlich ganz unterdrückt
worden wäre.