
am meisteu befahren ist’, so wie auch auf dem Awatecha Flufse
bequeme flache Böte bauen köijrite, welche dem Reisenden mehr
Sicherheit gewähren, denn es vergeht kein Jahr, wo nicht mehrere
Menschen auf den Flüfsen umkommen. Die Erhaltung eines
Menschen ist überall' ein Gegenstand, welchen man einiger Aufmerksamkeit
würdigen mufs, in Kamtschatka aber auch in poli-
seher Rücksicht von so grofser Wichtigkeit-, dafs man es versuchen.
sollte , das Leben der Einwohner wenigstens gegen diese
Gefahr zu verwahren.
Ich habe schon Gelegenheit gehabt, des traurigen und armseligen
Zustandes des schönen Hafens von St. Peter und Paul zu
erwähnen. Es wäre nöthig, dort ein paar bedeckte kleine Fahrzeuge
und einige europäisch gebaute Böte zu halten, sowohl zum
Ausladen der Schifffe, als auch zum Transporte von Holz, Kohlen,
Heu, Salz, wenn erst die Salzsiedereien wieder eingerichtet
seyn werden , und zu den verschiedenen Excursionen , sowohl
in der Bay Awatscha selbst als auch außerhalb, wohin auf einige
Meilen weit oft Baidars abgesehickt werden. Ueberdem müfste
ein Seeoffizier beständig mit einem Commändo von 25 bis 3o
Matrosen dort nebst einigen Zimmerleuten, Schmieden, Schlöfsern,
Segelmachern, Kalfaterern und andern nothwendigen Arbeitern
ängestellt seyn; kurz man müfste in St. Peter und Paul eine
kleine Admiralität einrichten, der Mafsstab dazu möchte auch so
klein seyn als er wollte. Das Schiff des Capitains Billings, die
Slawa R o fs ii, auf dessen Erbauung mehr Kosten und mehr
Mühe verwandt worden ist, als vielleicht auf irgend ein anderes
Schiff in der Welt, würde nie in der Art zu Grande gerichtet
wörden seyn, als es geschah , wenn man es einer verständigen
Aufsicht übergeben hätte. Auch halte ich es nicht nur für nicht
überflüfsig, sondern sogar für nothwendig, da doch St. Peter und
Paul den' Namen einps Kaiserlichen Ports führt, dort beständig
ein kleines Kriegsschiff von 18 bis 20 Kanonen zu halten, das
alle 3 oder 4 Jahre abgelöst werden könnte, um nach dem Willen
des Gouverneurs zum Nutzen der Colonie gebraucht zu werden.
Obgleich jetzt nur noch wenige Kamtschadalen übrig geblieben
sind, und vielleicht diese wenigen in einigen Jahren ganz
verschwunden seyn werden: so kann ich doch nicht umhin, auch
einige Worte zum Besten dieser guten Menschen zu sagen , die
an Güte des Herzens, an Treue, Folgsamkeit, Gastfreyheit, Beharrlichkeit,
Ergebenheit für ihre Obern nicht leicht übertroffen
werden können. Ungeachtet ihrer geringen Anzahl würde ihr
gänzliches Verschwinden dennoch ein grolser Verlust für Kamtschatka
seyn, da sie in sehr vieler Rücksicht nützlich sind, und
man ihrer oft auch nicht entbehren kann.
Die Kamtschadalen wohnen niemals in den von den Rufsen
angelegten Städten , sondern zerstreut im Innern des Landes in
kleinen Dörfern , die man Ostrogs nennt, und welche von verschiedener
Gröfse sind. Nach der letzten epidemischen Krankheit
in den Jahren 1800 und 1801, während welcher über äooo
Kamtschadalen umgekomen sind, findet man höchstens i 5 bis 20
Personen in einem Ostrog; in vielen ist kaum die Hälfte dieser
Zahl enthalten, wenn es gleich vielleicht auch einige geben mag,
die volkreicher sind. Ein solcher Ostrog steht unter dem unmittelbaren
Befehle eines Tayon oder Obern, der aus ihrer eigenen
Mitte erwählt wird, und dessen Ansehen dem eines Starosten
oder Aeltesten in den Rufsischen Dörfern gleich ist. Er hat unter
sich eine andere offizielle Person, welche den Titel Jessaul
führt, und der eigentlich die executive Gewalt im Ostrog besitzt,
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