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1805. nach St. Petersburg geführt werden, so bliebe ihnen dieses ge-
■ *unl' sichert; sie kehrten dann schneller zu den Ihrigen zurück, und
die Forderungen , welche sie rechtmäfsiger Weise an die Compagnie
zu machen hätten, würden ihnen in St. Petersburg nicht
vorenthalten werden. Auch würde- ein solches Verfahren mehrere
aufmuntern, ihrem Beyspiele zu folgen, und man hätte nie
Mangel an Avanturiers, die sich nach Amerika einschiffen würden.
Ein Matrose in Diensten der amerikanischen Compagnie,
oder ein sogenannter Pelzjäger, führt, wie ich diefs. schon bemerkt
habe, ein höchst elendes Leben. Es fehlt ihm an Kleidung,
an Wäsche, an Erfrischungen jeder Art, sogar an gesunden
Lebensmitteln. Es ist kein Wunder, wenn unter solchen
Umständen, in einem kalten neblichten Klima , der gesundeste
Mensch unterliegt. Sogar an Wasser leidet man sehr oft Mangel.
Die Wasserfässer können , da sie nur hölzerne Reifen haben
, nicht lange „ dicht bleiben; sie müfsen bald leck werden.
Oft leidet die Mannschaft während des letzten Theils der Reise
den empfindlichsten Wassermangel. Während unsers Aufenthalts
im St.. Peter und,Pauls Hafen kam ein kleines Compagnie Schiff
aus Unalaschka -an. Es war 5 Wochen auf der Reise gewesen,
und hatte-in den letzten 8 Tagen fast kein Wasser mehr
gehabt; der ganze Vorrath bey seiner Ankunft betrug ungefähr
ro bis 12 Stof.
Nicht am Bord, des Schiffes allein führt der Promüschlenik
ein so elendes Leben , nein , am Lande ist seine Lage nicht
weniger beklagenswert!!. o o Die Matrosen der Maria , welche den
Winter in Kamtschatka zugebracht hatten , lebten aus. Mangel
an Wohngebäuden in Jurten,; oder in Wohnungen unter der Erde.
Auch am Lande fehlt es ihm, wie auf der See , an gesunde'n
Nahrungsmitteln. Selbst Salz, diese unentbehrliche Würze un- 1805.
serer Speisen, mangelt ihm. Er bekommt zwar Brodt, aber des Jnni-
schwierigen Transports von- Mehl wegen, selten so viel, als er,
um davon sätt zu werden , bedarf. Nur an Brandtwein hat er
hier keinen Mangel. Leider dienen denn auch die Ausschweifungen
in Brandtwein, denen sieh diese Menschen, so lange sie
sich am Lande befinden , überlassen , eben so sehr zur Zerstörung
ihrer Gesundheit, als die gänzliche Entbehrung desselben,
wenn sie zur See sind , bösen Einflufs auf ihren Körper haben
mufs. Zum Brandtweins Saufen werden sie am Lande auf alle
Art verführt und aufgemuntert. Man erlaubt ihnen auf Credit
zu trinken, wodurch sie dann so tief in Schulden gerathen, dafs
es ihnen sehr schwer wird, sich dem Joche zu entziehen, welches
ihnen aufgelegt ist. Ich begreife nicht, warum es nicht erlaubt
wird, zur See Brandtwein zu verkaufen. Wofern nur der Befehlshaber
des Schiffs die Portion bestimmte, welche ein jeder
täglich zu kaufen, das Recht hätte, so würden offenbar beyde
Theile beym Verkaufe desselben gewinnen. Das unmäfsige Saufen
am Lande während^ des 8 bis 9 monatlichen Aufenthalts im
Winter, die unthätige Lebensart, die über alle Vorstellung schlechten
Wohnungen in den Jurten, und die ungesunden Nahrungsmittel
befördern daher den Scorbut ganz augenscheinlich, und
zerstören die' Gesundheit selbst der festesten Körper. Bey unserer
Rückkunft aus Japan fanden wir die 5 Promüschleniken,
welche wir aus Cronstadt mit nach Kamtschatka gebracht und
daselbst zurückgelassen hatten, obgleich sie nach der langen beschwerlichen
Reise von 10 Monaten vollkommen gesund hier
angelangt waren , nach einem zehnmoriatlichen Aufenthalt in
Kamtschatka, bis auf einen, im höchsten Grade scorbutisch, wäh-
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