
1806. jjakl der Prozefs von den Mandarinen entschieden ist, wird der
e__^ ’ Bürge mit dem Bambus Rohr deswegen bestraft, dafs er sich für
eine schlechte Sache verbürgt hat. Da indefs auch der Callao oder
erste Minister des Kaisers von dieser Züchtigung nicht befreyt
ist, so hat dergleichen körperliche Strafe in den Augen eines Chinesen
nichts entehrendes. Der Gewinst an Gelde ist aber gewifs,
und alle körperliche Strafen können durch Geld abgekauft werden.
Ausser den Bürgen haben die Clienten noch ihre Advoea-
ten, deren Schicksal ganz von dem Fouyon oder Civil Gouverneur
abhängt, da dieser bey genauer Untersuchung einer Rechts
Sache sich an die Plafdeurs hält, und sie strenge züchtigt, wenn
sie eine ungerechte Sache vertheidigt haben.
14. Ist der Handel mehr ein Tausch Handel von Waaren gegen
Waaren, oder wird der Preis einer jeden Waäre wie
bey uns durch Geld bestimmt ?
Antwort. Da die Chinesen wenig baaresGeld im Umlauf,
und aufser der kleinen Kupfermünze, L ee genannt, keine andere
Münze haben, auch die Abgaben an die Regierung in Naturalien"
bestehen , der Handels Verkehr aber sehr ausgebreitet
ist: so scheint sehr wahrscheinlich ein Tausch Handel von Waaren
gegen Waaren im Reiche statt zu finden. Vielleicht macht
Canton hierin allein nur eine Ausnahme.
iä. Giebt es eine Buchhalterey bey der Handlung en gros ?
Giebt es Hülfspersonen in den Handelsgeschäften, als :
Mäkler, Braker, Wäger, Messer u. s. w.
Antwort. Die chinesischen Kaufleute in Canton scheinen
sehr geschickt und pünktlich im Buchführen zu seyn, auch fordern
ihre grofsen Geschäfte viel Pünktlichkeit. Von der Regierung
ernannte Mäkler und Braker giebt es nicht. Jeder Kaufmann
des Kohongs hat bey seinen Geschäften einen Gehülfen,
der die zu empfangenden oder abzulafsenden Waaren untersucht,
abwägt, überzählt oder übermifst.1
16. Werden viele Waaren zu Lande durch Fuhrleute trans-
portirt? Giebt es regelmäfsig gehende Fuhren oder Schiffe ?
Antwort. Alle Waaren werden auf den Kanälen und Flüssen
verführt. Landtransporte von Waaren giebt es, glaube ich,
gar nicht. Ich'"zweifle sehr daran, dafs es. zu gewifsen Zeiten
regelmäfsig abgehende Schiffe geben sollte.
1 7. In China soll der Zustand eines Bauren eben so viel vor
dem Zustande eines Handwerkers voraus haben , wie bey
uns der Handwerker sich besser befindet als der Bauer.
Jeder Chinese beeifert sich irgend einen Fleck Landes
eigentümlich zu bekommen-, oder ihn zu pachten , und
die Güter sollen gegen billige Bedingungen verpachtet werden,
wobey die Pächter hinlängliche Sicherheit haben. •
Die Antwort auf diesen Punkt mufs ich aus Barrow entlehnen
(Barrow’s Reisen in China Seite 397-898 der Original Ausgabe
in 4to ). Der Landmann behauptet nach dem Gelehrten
und dem Krons Beamten den nächsten Ran\. Der Kaufmann,
der Künstler und Handwerker stehen weit hinter ihm. Der Soldat
in China bearbeitet das Feld, und so auch der Priester, wenn
zu den Ländereien Klöster gehören. Der Kaiser wird als der
einzige Eigenthümer des Landes betrachtet, indefs wird der Pächter
nie von seinem gepachteten Gute vertrieben, so lange-er seine
Pacht richtig bezahlt. Hat er mehr Land, als er und seine
Familie bearbeiten können, so überläfst er davon einem andern unter
der Bedingung, den halben Ertrag zu bekommen, indefs er
die Abgaben an. die Regierung bestreitet- Ein grofser Theil der
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