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i 8 06.
Februar.
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Nacht hätten wir einen Gewitter Sturm mit starkem Regen. Bey
Tages Anbruch sahen wir vier Schiffe, wahrscheinlich waren es
die nämlichen, welche wir bey Poolo Wawoor gesehen hatten,
und die durch die Strafse Banka gesegelt seyn mufsten.
Ich hatte die Strafse Gaspar gewählt, weil' sie mir viele Vorzüge
vor der-von Banka zu haben' scheint, wie wohl sie hur
selten befahren wird. Die Navigation ist eben so sicher, als in
der von Banka, wenn man sich der Charte N. 8 von Capitain
Lestook Wilson bedient, die sich im sechstten Bande von Dal-
rymple’s Sammlung von Plänen und Charten befindet. Die vollständigste
Charte von dieser Strafse ist die. von Fleurieu, in dem
Atlas zu der von ihm herausgegebenen Reise von Marchand.
Diese Charte erhält einen noch gröfsern Werth durch die sehr
lehrreiche Analyse, welche sich von ihr im zweyten Bande des
Textes pag. 10 7— 210 befindet, die um so schätzbarer ist, da
die nautischen Memoirs von Dalrymple , aus welchen Fleurieu
die vorzüglichsten Materialien zur Construction dieser Charte
entlehnte, so sehr selten geworden sind. Die Navigation der
Strafse Gaspar ist mit viel weniger Schwierigkeiten verknüpft,
als die von Banka. Man ankert in derselben, wie wir es gethan
haben, höchstens nur einmal, und es ist nicht unmöglich, durch
sie durchzusegeln, ohne auch nur ein einzigesmal vor Anker zu
gehen, da man die Strafse Banka selten in weniger als drey oder
vier Tagen durchsegeln kann, und bey jeder Veränderung der
Fluth ankern^ oder den Anker heben mufs: eine Arbeit, die in
diesem heifsen Klima der Gesundheit der Mannschaft sehr schädlich
wird. Grofse Schiffe, gerathen überdem oft, auf den zwey
Untiefen am nördlichen und südlichen Eingänge der Insel Luci-
p ara, auf den Grund. Auch sind die Strömungen in der Strafse
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Banka stark und sehr unregehnäfsig. Das Klima selbst in dieser
Strafse ist, der flachen überschwemmten Ufer der Küsten von
Sumatra wegen, sehr ungesund. Die Navigation durch die Strafse
Banka legt gewöhnlich den Grund zu den Krankheiten, welche
in der Strafse von Sunda oft tödtlich werden. . Wir hatten bey
unserer Abfahrt aus China 16 Kranke, welche ein Drittel unserer
ganzen Mannschaft ausmachten. Wir waren aber so glücklich,
dafs sich während der Reise durch das chinesische Meer unsere
Kranken allmählig erholten, und an dem nämlichen Tage,
als wir am Eingänge der Strafse Sunda vor Anker gingen, verschwand
auch der letzte von der Kranken Liste. Ich zweifle,
dafs" wir so glücklich gewesen wären, wenn ich die Strafse von
Banka der von Gaspar vorgezogen hätte.
Um 10 Uhr sahen wir die flache Küste von Sumatra von NW
60° bis SW 86°. Ich hielt mich bey einem SSW Kurs in der
Tiefe von 10 bis 12 Faden, als plötzlich die Tiefe bis auf 6 Faden
abzunehmen anfing, und dieses uns schon befürchten liefs,
auf eine unbekannte’ Untiefe gerathen zu seyn. Ein östlicher
Kurs brachte uns jedoch bald wieder in tiefes Wasser. Nach
einer Stunde geriethen wir» indefs abermals in 7 und 6| Faden,
und waren zum zweytenmal gezwungen, einen'"ganz östEchen
Kurs zu nehmen. Hieraus scheint zu folgen, dafs, wenn bey
dem heitersten Wetter, die Küste von Sumatra selbst von der
Spitze des Masts gesehen worden is t, der Kurs auf die Passage
zwischen den zw ey Brüdern *) und der Küste von Sumatra,
nicht westlich von Süden seyn mufs. Ich hatte hier einen starken.
Strom nach Osten vermuthet, und diefs liefs mich während
l806.
Februar.
*) Diese zvyey Inseln werden von den Engländern die B r ü d e r , von den
Franzosen die S c hw e s te rn genannt.