
wenn diese Widerstand leisten wollten. Zwey Cutter von 16 Kanonen
und 60 Mann wären hinlänglich , bey einem frischen
Winde die ganze japanische Flotte, sollte sie selbst ioooo Mann
am Bord haben, in Grund zu schiefsen. Die Besitznahme von
Aniwa wäre folglich kein Wagstück : ich bin überzeugt, diese
Eroberung würde keinen Tropfen Blut kosten, und eben so, wenig
gefährlich würde die Behauptung dieses Etablissements seyn.
Die Japaner unterhalten' keine Truppen im nördlichen, vielleicht
auch wenige ,im südlichen Jefso. Da ein grofser Theil dieser
Insel uncultivirt und mit hohen Bergen durchschnitten ist., so
-sieht man leicht, wie aufserordentlich schwierig der Marsch einer
Armee von der Stadt Matsumay naeh der Nordspitze von Jefso
seyn rnufs; dieses Hindemifs ist indefs nicht unüberwindlich, da
es nur auf den unbeschränkten Willen des Monarchen ankommt,
ein solches Unternehmen ausführen zu lassen; allein der Transport
einer Armee von Jefso nach Aniwa ist es, woran der Stolz, der
Despotismus der Japaner scheitern rnufs, denn das geringste europäische
Kriegsschiff ist hinlänglich, ihre furchtbarste Armada zu
zernichten, und selbst auf dem Lande,wäre eine Batterie von
12 Kanonen mit 100 Artilleristen genug, die Truppen, die sie
in Aniwa debarquiren würden , im Zaume zu halten. Freylich
erscheint eine solche gewaltthätige Besitznahme in einem sehr
ungerechten Lichte; allein sind die Ansprüche der Japaner auf
Sachalin gerechter, als die irgend einer europäischen 'Macht?
Der wesentlichste Einwurf, den man machen könnte; wäre, dafs
eine solche Besitznahme ohne Einwilligung der wirklichen Besitzer
von Sachalin, nämlich der Ainos, geschähe; und ich gestehe
aufrichtig, ich zweifle , ob die Ainos bey einem Tausche gewinnen
würden , denn es schien mir , dafs sie von den Japanern
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mit vieler Menschlichkeit behandelt werden- Doch dieses ist die
Sache der Regierung, die wohl Malsregeln treffen würde, dafs den
Ainos ihre Freyheit nicht geraubt, und sie den Wechsel
ihrer Herren nicht zu beklagen hätten. Sowohl Menschlichkeit
als Politik erfordern diefs ohnehin.
Da eine solche Erscheinung , wie ein europäisches Etablissement
auf der Insel Sachalin, (vielleicht die einzige Art, an dem
japanischen Handel Theil zu nehmen) nicht sehr entfernt seyn
dürfte, so habe ich nur mit einigen Worten die Möglichkeit
eines solchen Unternehmens erwähnen wollen. Den Engländern
aus Indien und den Spaniern aus den Philippinen würde diefs
sehr leicht werden, am bequemsten aber könnten es die Russen
aus Kamtschatka oder den nördlichen Gegenden von Sibérien
thun; doch scheinen wesentliche Hindernifse diefs fürs erste
unmöglich zu machen , nämlich der Mangel einer beständigen
Communication zu Wasser zwischen Europa und den Rufsischen
Besitzungen im nördlichen Asien , vorzüglich aber der Mangel
an Menschen , der nirgends auffallender ist , als in Sibérien
und Kamtschatka *).
Ehe ich die Bäy Aniwa verlafse, will ich-noch einige Bemerkungen,
so unvollständig sie auch seyn mögen, über die ursprünglichen
Bewohner von Jefso und dem südlichen Theile von
Sachalin mittheilen, da dieses Volk, das die Europäer so wenig
kennen, wohl verdient, dafs wenigstens einige Züge, die es haupt#)
Bey unserer Rückkunft nach Europa Rabe icb erfahren, dafs der Kam-
merkerr Resanoff während seines Aufenthalts in Kadiäk eine kriegerische
Expedition gegen die nördlichen Besitsungen von Japan veranstaltet.
hatle. Diese Expedition hatte aber keinen daurenden Zweck , indem
seine Vorschrift sich blos auf die Zerstörung des japanischen Etablissements
in der Bay Aniwa und an der Nordspitze von Jefso einschränkte.