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xfloS. dort sehr nützlich ward. Er versorgte überdem den Unterchi-
ktober. rurgUS Von St. Peter und Paul mit einigen nothwendigen Arze-
neyen vom Schiffe , die dieser aber in Acht zu nehmen nicht
verstand; vielleicht weil er ihren Gebrauch nicht kannte. Das
hiesige Bataillon hat zwar einen geschickten Chirurgus; da er sich
aber in der Stadt Nishney aufhält, so kann er nur dort nützlich
werden. In den übrigen Städten Kamtschatka’s sind Unterehi-
mrgi. Der von. St. Peter und Paul war sowohl in Betreff seiner
Geschicklichkeit, als auch seiner Aufführung wegen, ein sehr
mittelmäfsiger Mensch. Doch darf man sich hierüber wundern ?—
Darf man erwarten, dafs ein geschickter Arzt eine bequeme Lage
mit einer1 höchst elenden vertauschen werde? Offiziere und Beamte
die nach Kamtschatka geschickt [werden, müfsen eine Reise
von röooo Werst machen, von welcher ein grofser Theil äufserst
beschwerlich, und besonders der von Irkutzk bis Ochotzk nicht
blofs beschwerlich, sondern auch gefährlich ist. Da die am leichtesten
zu Verführenden Waaren blofs des Transports wegen mehrere
ioo Procente theurer verkauft werden, so sieht man leicht,
dafs auch einem jeden, der etwas mit sich nach Kamtschatka
bringen will, der Transport von vielen Sachen, dieselben so sehr
über ihren wahren Werth theurer maeht. Ein armer Offizier
nimmt, und zwar nur für die erste Z e it, nichts als das unentbehrlichste
mit, und es müfsen, wenn er einige Jahre dort bleibt,
ansehnliche Lücken in seiner Equipage entstehen. Ueberhaupt
versteht sich niemand gerne dazu, nach Kamtschatka zu gehen,
und wer nur die geringsten Mittel hat, dieser Versetzung auszuweichen,
läfst gewifs in dieser Rücksicht nichts unversucht. Man
schickt daher gewöhnlich nur Offiziere von schlechter Aufführung
zur Strafe nach Kamtschatka. Diese Mafsregel ist indefs schon
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verändert worden, da Kamtschatka warlich nicht der Ort ist, wo
ein Offizier von schlechter Aufführung sich bessern möchte. Er
wird dort nur schlechter , er artet oft zum Unterdrücker, zum
Tyrannen der unglücklichen Landesbewohner aus. Um nur gute
Offiziere nach Kamtschatka zu ziehen, die vielleicht nirgends unentbehrlicher
sind, als dort, weil sie mitwirken müfsen, das Gute
zu befördern, welches die Regierung bezweckt, und das ohne
thä-tige Hülfe nicht ausgeführt werden kann : so bewilligt der Kaiser
jetzt, nach dem Vorschläge des Gouverneurs, jedem Offiziere;
der nach Kamtschatka commandirt wird, doppelten Gehalt während
seines ganzen Aufenthalts, und nach fünfjährigem tadellosen
Dienste ein Avancement aufser der Tour, wenn er dort
zu bleiben wünscht; wünscht er dieses nicht, so steht es ihm
frey sich ein Regiment zu wählen, bey welchem er sogleich angestellt
wird. Diese heilsame Verordnung wird den gröfsten Nutzen
für Kamtschatka haben. Der schlechte Offizier, den man
ohne bestimmten Termin nach Kamtschatka zu schicken pflegte,
und der folglich keine Aussicht hatte, es je verlafsen zu können,
verlor bald jeden Ueberrest des Gefühls für Ehre. Die gewöhnlichen
einzelnen Züge seiner Aufführung waren eben so viele
Schandflecken, welche seinen Chef in unaufhörliche Verdrüfslich-
keiten verwickelten, und auf den Charakter seiner Nation einen
unverdienten Schatten werfen mufsten.
Fast das nämliche kann von Aerzten, wenn auch nicht in
demselben Grade gesagt werden. Indefs ist Ein Arzt unstreitig
für ganz Kamtschatka nicht hinreichend, und es wäre daher noth-
wendig, aufser den Unterchirurgen, noch zwey oder drey geschickte
Aerzte in den verschiedenen Theilen Kamtschatka^ anzustellen,
die aufser ihren medizinischen Kenntnifsen, sich auch Kenntnifse
i 8o5.
Oktober.