
18o5. witscha genannt werden. In der Nacht entstand ein frischer
August , wind aus SSO mit heftigem Regen. Der schlechte Boden in
der Bay, die ich durchgängig in der vergeblichen Höhlung hatte
sondiren lafsen, vielleicht einen Fleck bessern Ankere©rurides darm
zu finden, machte, dafs das Schiff einige Faden trieb; gegen
Mitternacht liefs der Wind indefs nach.
Den folgenden Morgen schickte ich sogleich zwey Böte ab.
Das eine zum Fischfang , das andere um einiges am Ufer zerstreut
liegende Holz zu sammeln, indem unser Vorrath meist au
Ende war. Ich fuhr selbst fast mit allen Offizieren um 8 Uhr
ans Land. Da es uns so sehr darum zu thun war, einen Spatziergang
am Lande zu machen , eine Erholung, die wir schon
so lange hatten entbehren müfsen : so landeten wir nicht im
Dorfe selbst, sondern eine Meile davon an einer Stelle dem Schiffe
gegenüber, wo sich ein kleiner Bach zu ergiefsen schien. In der
Erwartung einer angenehmen Promenade fanden wir uns indefs
sehr getäuscht. Das Meeres Ufer begränzte ein undurchdringliches
Gebüsch, welches mit Gesträuch und hohem Schilfgrase so
durchwebt war, däfs alle Möglichkeit dort zu gehen sogleich wegfiel,
und wir mufsten durch einen tiefen Sand links dem Ufer
nach dem Dorfe zu waten.
Ehe wir noch gelandet hatten , begegnete uns nicht weit
vom Ufer ein grofses Boot mit io Personen, welche , sobald
wir uns ihnen näherten , alle aufstanden , sich gegen uns verbeugten,
und uns ans Land zu kommen winkten. Ihre Art uns
einzuladen war ganz die nämliche, wie die in der Bay an der
Nordspitze von Sachalin. Sie hatten Fuchsbälge in der Hand,
schwenkten sie in die Höhe, zeigten alsdann auf das' Ufer , und
verbeugten sich dabey jedesmal sehr tief. Da sie merkten, dafs
ä
es ohnehin unsere Absicht war, zu landen, so ruderten sie nach i8o5.
dieser Ceremonie eiligst ans Land, wo sie auch einige Minuten August,
früher ankamen als wir, und sogleich ihr Boot ans Ufer zogen.
Unsere Zusammenkunft war die freundschaftlichste, die man
sich denken kann. Wir umarmten uns herzlich, und die Sprache
der Pantomime , dafs wir Freunde seyn wollten , war nicht
zu verkennen , obgleich von unserer Seite es gewifs aufrichtiger
damit gemeint war , als, von der ihrigen; denn wir bemerkten
bald, wie sehr verlegen sie über unsern Besuch waren. Ich war
erstauntV nicht einen einzigen Aino hier zu sehen, da diese
doch die ursprünglichen Einwohner von Sachalin seyn- müfsen,
und wir deren an der Südspitze dieser Insel so viele gesehen hatten,
sondern statt ihrer eine Rafse von Menschen zu finden, die
ganz den Tataren ähnlich waren. Ihr Boot zog unsere Aufmerksamkeit
zuerst auf sich. Nachdem wir es genau untersucht hatten
, überzeugten wir uns , dafs sie in uns nichts weniger als
Freunde erwarteten, und dafs ihre verstellte Freude über unsere
Ankunft nur eine Klugheits Mafsregel war, bey einem schlechten
Spiele eine gute Mine anzunehmen. Es enthielt eine grofse
Menge Waffen, als Piken, Pfeile, Säbel; doch war kein einziges
Feuergewehr darunter, ein deutlicher Beweis, dafs sie mit, dem
Gebrauche desselben unbekannt sind; denn sonst hätten sie wohl
nicht unterlaisen, sich damit zu versehen, indem sie nur in der
Absicht ab gefahren seyn konnten, ihre Colonie gegen uns zu
vertheidigen. Das Boot selbst war von ansehnlicher Gröfse,
hatte aber weder Masten noch ; Segel. Wir traten nun
unsern Weg nach dem Dorfe an, ob sie gleich suchten,
uns auf alle Weise davon abzuhalten. Als sie aber sahen,
dafs dieses nichts half , so liefen sie alle nach ihrem