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i 8o5. Armuth das Futter für Geflügel zu kostbar, als dafs die Einwoh-
Oktober. ner j gelegt Mangel an Korn leiden , noch einen wenn auch
kleinen Theil zum Unterhalt ihres Hausgeflügels entübrigen könnten.
Sie entbehren freilich hiedurch einer nahrhaften und gesunden
Speise. Wir brachten aus Japan einige Hühner mit, die ich
unter den Wohlhabendsten mit dem Beding austheilte, sier so viel
als möglich zu vermehren, und in. Acht zu nehmen.
Während unsers Aufenthalts in St. Peter und Paul waren
wir durch die gütige Veranstaltung des Gouverneurs täglich
mit Rennthieren, Argalis, wilden Enten und Gänsen versorgt:
ein Beweis, dafs man mancherlei Speisen haben kann. Auch sollen
Hasen im Winter im Ueberflufse seyn. Das Rennthierfleisch
ist vortreflich, und steht dem Rindfleisch im geringsten nicht
nach.. Ich habe ihm sogar vor dem Rindfleische, so gut dieses
auch war, den Vorzug gegeben, obgleich ich anfänglich einen
- starken Widerwillen dagegen hatte. Den Widerwillen gegen das
Rennthierfleisch überwand ich bald, wenn ich ihn gleich gegen
das Seehundfleisch nicht überwinden konnte. Dieses wird in
Kamtschatka nicht verachtet, und'wenn es auch keine schmackhafte
Nahrung abgiebt, so ist es doch nicht ungesund. Eben
so ist es auch mit dem Bärenfleische *). Da.s Fleisch der A rg a li
*) In Cook’s dritter Reise sind vom Capitain King mehrere Anecdoten,
die Klugheit der Bären betreffend, angeführt. Ihre Methode Fische zu
fangen, welche die Hauptnahrung, wenn nicht die einzige, sowohl von
Hunden als Bären ausmachen, ist nicht minder scharfsinnig, als die,
mit welcher sie sich der wilden Schafe zu bemeisteru suchen. Von
allen Fischen macht eine Gattung, die man in Kamtschatka K a c h 1 y
nennt, ihre Haupt Delicatesse aus. Sobald der Bär sieht, dafs eine
Menge dieser Fische den Flufs hinauf geht, so 6tellt er sich in den Flufs
nicht weit vom Lande, prefst seine Beine zusammen, und läfst nur^ eine
kleine O.efnung zum Durchgänge dieser.Fische, die immer in gerader
oder wilden Schafe aber übertrift an Geschmack jedes Wildpret,
das man in Europa kennt. An wilden Gänsen und Enten, die
auch von dem besten Gesehmacke sind, fehlt es ebenfalls nicht.
In den Monaten Juli und August kann man in einer Stunde sich
gegen 100 Enten verschaffen. Zu dieser Zeit wechseln sie die
Federn, und da sie alsdann nicht fliegen können, so schlägt man
sie mit einer langen Stange, an deren Ende eine Gabel befestigt
ist, von den Felsen hinunter. Die wenigen Kamtschadalen, die
in der Gegend, von St. Peter und Paul wohnen, würden gegen
eine billige Schadloshaltung für ihre Mühe, die Einwohner reichlich
mit den ebenerwähnten Lebensmitteln versorgen, wenn man
ihnen nur Pulver und- Bley gäbe. Fische erwähne ich nicht,
da wie bekannt, der gröfste Ueberflufs davon hier herrscht, und
fast kein Monat vom May bis Oktober vergeht, wo nicht eine
neue Gattung sich zeigt. Die Lachsforellen und Häringe sind
besonders vortreflich > nicht weniger reichlich findet man Krebse
und Krabben. Im Sommer hat man mehrere Gemüse, die wild
wachsen, und wenn gleich die dort wohnenden, den Werth von
einigen nicht kennen, so rührt diefs nur von Vorurtheil oder
Unwissenheit her. Aufser dem wilden- Knoblauch, der allgemein
gegessen wird, und der Sarana, hat man noch wilde Erbsen,
Sellery, Angeiica und Portulak, den ich täglich für die Mannschaft
und für urisern Tisch sammeln liels , und welcher sowohl zur
Suppe, als auch zum Salat gebraucht wurde. Die Offiziere der
Garnison fanden ihn vortreflich, ob sie ihn gleich nie. selbst ge-
Linie ihren Weg verfolgen. Sobald sie ihrer Falle sich nähern, prefst
sicii eine groise Menge zwischen dun Bein,en des Bären durch, der sie
ganz schlieist, mit einem Sprunge aus dem Flufse ans Land springt,
seine Beute zur lirde lallen läist, und sie dann gemächlich verzehrt.
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