
dor *), der seine Dienste arfböt. Unsere erste Frage betraf die
N ew a . Z u unserm Erstaunen erfuhren wir, da ('s sie noch nicht
angekommen sey. Dem Plane unserer Abfertigung zufolge, mufsl e
die N ew a ungefähr im Oktober mit einer Ladung Pelzwerke aus
Kodiak hier eintreffen. Der Betrag dieser Ladung sollte in chinesischen
Waaren am Bord beyder Schiffe verladen werden. Ich
war daher jetzt in keine geringe Verlegenheit gesetzt, und ich
mufste mich entschliefeen, in Macao die N ew a abzuwarten,
obgleich die Pünktlichkeit der Chinesen auch diefs weiterhin
schwierig machte. Mit dem Compradoren kam auch ein Lootse
an Bord, der sich erbot uns -in die Typa (die Typa ist ein sicherer
Ankerplatz, zwey Meilen-südlich von Macao) zu führen ; denn
sowohl der Seeräuber, als der Jahrszeit wegen, war es gefährlich,
auf der offenen Rhede von Macao zu bleiben. ' Ich liefe also,
nachdem ich eine Stunde früher den Lieut. L öw en s te rn nach
Macao abgeschickt hatte , um den Gouverneur von unserer Ankunft,
und von meinem Entschlufee, in die Typa zu gehen., zu
benachrichtigen, unsere Stengen und Raen aufeetzen, und den
Anker heben. Um a Uhr Nachmittags ankerten wir in der Typä.
Mit uns zugleich segelte auch eine englische Brigg von 18 Kanonen
hinein. Sowohl von dieser, als von einem kleinen Portn-
* ) Compradore nennt man in China ‘Leute, welche ‘Schiffe während ihre*
Aufenthalts in Macao oder "Whampoa, mit allen Bedürfnifsen versorgen.
Wenn gleich diese Compradore den Mandarinen für jedes Schiff ansehnliche
Summen erlegen müfsen , so ist ihr eigener Vortheil doch
«ehr ansehnlich, da sie sich für alles sehr hohe Preise bezahlen lafsen,
und man gezwungen ist, ihre Forderungen zuzugestehen. Man kann
sich nur vermittelst eines Compradors mit Provision und andern Be-
.dürfnifsen versorgen. Sie haben mehrere Agenten, von welchen einige
sich in Macao aufhalten, um auf die ankommenden Schiffe Acht Zn
geben, und sich sogleich mit ihnen in Verbindung zu setzen.
giesischen Kriegsfahrzeuge von 12 Kanonen, erhielten wir, bald
nachdem wir unsere Segel eingenommen, einen Besuch. Der
englische Offizier erzählte uns, dafe das Schiff, zu welchem er
gehörte,, vor einigen Wochen in Whampoa gewesen sey; wohin
es von dem Gommodore der in diesen Gewässern befindlichen
Escadre *.) abgeschickt war, um von dem Vice Könige der Provinz
die Auszahlung von 80000 Pfund Sterling, als Schadloshaltung
für eine, in der Nähe von Manilla gemachte spanische
Prise zu fordern, welche während eines heftigen Sturms an der
Küste von China gestrandet, und von den Chinesen geplündert
worden war. Es ist bekannt, dafe nach den chinesischen Gesetzen
ein Kriegs Schiff die Bocca T ig r is (die Mündung des
Tigris) nicht passiren darf. Diefs war das erste Beyspiel vom
Gegentheile gewesen **). Die Brigg hatte den Weg nach Whampoa
ohne Lootsen gefunden, und der Capitain war mit einer Wache
von 12 'Soldaten nach Canton gekommen, um die Bezahlung
der zu fordernden Summe zu ertrotzen. Diese Verwegenheit
hatte den Vice König in Erstaunen, und wahrscheinlich auch in
Schrecken gesetzt; denn wenn die Feigheit der Chinesen nicht
so sehr grofe wäre, so würden sie wohl diese Beleidigung geahn-
*) Diese Escadre, unter dem Commando des Capitain Wood, bestand aus
den Fregatten Phae-ton und C ö rn w a ll is von 40, und der Brig»
Jr ia r r ie r von 18 Kanonen. öö
**) In der Bocca Tigris, die durch zwey Batterien, welche aber ohne Kanonen
sind, beschützt werden soll, kommen gewöhnlich zwey Mandarinen
an Bord , um sich nach der Ladung des Schiffs zu erkundigen
Zwey andere begleiten darauf das Schiff nach Whampoa. Auch auf
dem englischen Kriegs Schiffe hatten sich die Mandarinen, der Örd
nung gemafs,_gemeldet. Auf die Frage , worin die Ladung des Schiffs
bestände? zeigte ihnen der Capitain eine Kanonen Kugel, worauf sie
sogleich das Schiff verliefsen.
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