
i 8o5. erwartet wurde, so schlofs man sogleich, dafs es ein feindliches
uaiist. Schiff seyn müfse, und einige Familien fingen schon an, mit ihren
Effekten auf die umliegenden Berge zu flüchten. Uebermäfsige
Furcht verwirrte die Gemüther , und machte kalte Ueberleyir g
unmöglich. Es . schien den Bewohnern von Petropawlosk wahrscheinlicher,
dafs irgend eine feindliche Macht sichs hätte angelegen
-seyn lafsen, eine Fregatte um die halbe Welt zu schicken,
um einen Flecken zu erobern, dessen ganzer Reichthum in einigen
getrockneten Fischen bestand, und wo die Mannschaft dieser
Fregatte kaum auf einen halben Monat Provision finden konnte,
als zu glauben, dafs das ankommende Schiff die Nadeshda sey,
die doch zu dieser Zeit ankommen konnte. Nach den letzten
Nachrichten, die nicht über ein halbes Jahr alt waren, lebte Rufs-
larid mit allen Mächten der Welt in Friede; demungeachtet beruhigte
man sich nicht eher, als O bis der Soldat, der seinen Posten
auf dem Berge in der Nähe der Einfahrt hatte, in die Stadt
ging, und versicherte, dafs das gefürchtete Schiff doch wohl die
Nadeshda seyn müfse, da ihre ganze Gestalt, besonders aber der
im gewöhnlichen Verhältnifse gegen die andern sehr kurzeflesans
Mast, die Nadeshda sehr kenntlich mache. Als ein alter Gefährte
von Billings, hatte er den Ruf, sich auf solche Dinge zu verstehen
, und ihm ward init Freuden geglaubt.
Wir fanden kein einziges Schiff in dem Hafen. Sowohl das
Paquetboot aus Ochotzk, als auch das Transport Schiff mit dem
von mir verlangten Proviant, waren noch nicht angekommen, obgleich
beyde schon seit sechs Wochen täglich erwartet wurden.
Wir waren also in unsern Hofnungen, Briefe vor uns zu finden,
getäuscht. Ueber das Ausbleiben des Paquetboots waren wir
besonders sehr unruhig. Da die Fahrt durch das ganze Ochotzkische
Meer, besonders aber die Navigation zwischen den Kurilen/ge- iBo5.
fährlich ist, und nach St. Peter und Paul selten in weniger als äu g“ st.
vier Wochen vollendet wird,.so hatte man verordnet, dafs die ----
Paqu'etböte in der Mündung der W o ro fsk a ja , eines Flufses an
der westlichen Küste von Kamtschatka, in 54.° r 5' der Breite,
einlaufen sollten. Dieser Ort ist zum Einlaufen kleiner Fahrzeuge
sehr geeignet, da man hier eine Tiefe von 7 bis 8 Fufs findet,
und die Entfernung von Werchnoy Kamtschatsk, dem künftigen
Sitze .der Regierung, nur 110 _Werst beträgt. Die- Ueberfahrt f
von Ochotzk ist so geringe, dafs die Fahrt mit etwas günstiger^
Winde in vier Tagen gemacht werden kann. Wir mufsten also ’
beinahe mit Gewifsheit annehmen, dafs das Paquetboot verunglückt,
und mit demselben auch unsere Briefe, auf welche wir
uns so sehr gefreut'hatten, verloren wären, und dieser uns so
-wahrscheinliche Verlust ward von allen sehr gefühlt. Das-Trauern
über unser Misgeschick dauerte indefs nur wenige Tage. Den
zweyten September brachte man mir des Morgens früh die Nach- Septemb,
rieht, dafs ein zweymastiges Schiff in der Bay geankert habe. 3-
Ich schickte sogleich einen Offizier ab, welcher nach zwey Stunden
mit dem Lieut. S te in h e il, Gommandeur des Kaiserlichen
Transport Schiffs Ochotzk, zu uns an Bord kam. Durch ihn erhielten
wir die mit so vieler Sehnsucht erwarteten Briefe, welche
bis zum ersten März dieses Jahres gingen. Ein Feldjäger, den
der Graf Romanzoff später aus Petersburg abgefertigt, und welcher
'jene Reise nach Ochotzk in 62 Tagen gemacht hatte, brachte
mir Briefe vom 3 i stei1 April, deren Inhalt besonders zu meiner
Beruhigung gereichte, und meine Freude unendlich erhöhete. In
diesen Briefen, welche eine Antwort auf die von mir im vorigen
Jahre bey unserm Absegeln nach Japan abgeschickten Depeschen
Z W E I T E R TH E I L .
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