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i 8o5. der verschiedenen Gegenstände, und folglich eine völlig richtige
Ma y. Verzeichnung der Küste , fast unmöglich , indem die meisten
Winkel und Rumben nicht gut mit einander stimmten. Wäre
es möglich, zu jeder Stunde die Breite mit eben der Genauigkeit
zu bestimmen, wie man die Länge vermittelst eines guten
Chronometers , bestimmen kann , wo einige Minuten Fehler in
der Breite keinen merklichen Einflufs auf die Länge haben : so
würde man bey der Aufnahme der Küsten, selbst den stärksten
Strömungen Trotz bieten können; so lange aber das Problem
noch nicht gelöst ist, die geographische Breite, so oft als man
wünscht, durch Beobachtungen zu erhalten, oder wenigstens
so oft als man es mit der Länge thun kann, wird man auf
eine sehr scharfe Verzeichnung der Küsten , die im Vorbeyse-
geln aufgenommen werden, Verzicht thun müfsen-
Um 2 Uhr Nachmittags , den ersten May, hatten yvir uns
dem Lande bis auf 5 Meilen genähert, und es war in dieser
Entfernung mit 70 Faden keine Tiefe zu erreichen. Wir bemerkten
an der westlichen Seite dieses Vorgebirges einen Wasserfall,
und an der Nordwest Seite eine Einbucht, welche vollkommenen
Schutz für Schiffe, die hier ankern sollten, darzubieten
schien. Eine grofse Menge Fahrzeuge segelten in der Nähe
des Landes: Wohnhäuser konnten wir indefs nirgends gewahr
werden. Das trübe Wetter erlaubte uns zwar nicht die Fortsetzung
der Küste von Japan, südlich vom Vorgebirge der Russen,
zu sehen; aus der Lage der Wolken indefs liefs sich ihre
Richtung direct nach Süden mit vieler Wahrscheinlichkeit schlie-
fseri. Die Abweichung der Magnetnadel wurde im Mittel aus
den Beobachtungen am Morgen und Abend dieses Tages o.°o4., 3o"
W. gefunden. .
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Das heitere Wetter des folgenden Morgens begünstigte unsere
Untersuchung dieses Theils von Japan, und das Aufsuchen
der Strafse Sangar vorzüglich. Ich folgte dem Umrifs der Küste
in einer , so geringen Entfernung als es nur möglich war. Hinter
der nördlichsten Spitze des Vorgebirges der Russen, welche niedrig
ausläuft, und sich nach Osten in eine lange Reihe von Klippen
endigt, fällt dieses Land stärk nach Osten ab , und bildet
eine grofse Bay. In dieser Bay glaubten wir eine Einfahrt zu
sehen. In der Hofnung > dafs hier die Strafse Sangar sey , die
wir jetzt bey jeder scheinbaren Lücke zu finden Vermeinten,
steuerte ich' sogleich darauf zu. Wir fanden aber, dafs alles genau
zusammenhängendes Land war , hinter welchem sich hohe
Berge in mehrern Reihen von Norden nach Süden zu zogen.
Um 7 Uhr Morgens waren wir höchstens 4 Meilen vom Lande,
wo wir mit 65 Faden über einem Grunde von Thon mit kleinen
Steinen sondirten.
In 4o.0 56' der Breite und 219.0 64' der Länge sahen wir
eine Stadt mit einem Hafen, worinn mehrere Fahrzeuge vor Anker
lagen. Das Thal in welchem dieses Städtchen lag, schien
aufs beste angebaut zu seyn. Kornfelder, Wiesen, auf welchen
ansehnliche Heerden von Vieh weideten, und Gruppen von Bäumen
, die mehr das Werk der Kunst als der Natur zu seyn
schienen, zierten diese Gegend. Das Ufer war durchgängig sandig,
und eine starke Brandung mufste hier das Landen unsicher
machen, eine Stelle ausgenommen, die uns die Mündung eines
Flufses zu seyn schien, in welcher die kleine Flottille vor Anker
lag. Diefs bestätigte auch der Curs eines Fahrzeuges, welches,
seit dem Morgen, vor uns her nach diesem Orte zusegelte, und
einen weiten Umweg nach Norden zu nahm, um in den Hafen
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