
ihr Gesuch diesen Winter zu erfüllen , so waren mehrere von
ihnen nach Kamennoi *), wp er durchreisen mufste, ihm entgegen
gekommen. Die Erzählung von seinem Zusammentreffen
mit den Häuptern dieser kriegerischen Nation, wie sie uns der
edle Koscheleff ganz ohne Anmafsung machte, rührte mich tief,
und kann nicht anders, als den angenehmsten Eindruck auf jeden
wohlwollenden Menschen hervorbringen, besonders wenn man
erwägt, wo sie sich ereignete.
T s ch e ts ch ro T um a , das Oberhaupt der ganzen Tschuk-
tschen Nation , erwartete mit 20 ihm untergeordneten Häuptern
und einer ansehnlichen Begleitung den Gouverneur in Kamennoi.
Er führte selbst das Wort bey den Unterhandlungen. Nach einer
kurzen Anrede , die er mit grofsem Anstande und vieler Würde
gehalten hatte., stellte er dem Gouverneur - alle Bedrückungen
vor, welche die Tschuktschen erlitten, und die ihn nöthigten zu
Klagen seine Zuflucht zu nehmen. Er bat ihn darauf sehr dringend
, ihnen seinen Schutz nicht zu versagen , da hierauf ihre
einzige Hofnung beruhete, dafs die Freundschaft zwischen ihnen
und den Rufsen erhalten würde. Diefs allein habe sie veranlaßt,
nach Kamennoi zu kommen, und ihn selbst aufzufordern , ihr
Beschützer zu werden. ,,Wir haben/' sagte er,;,,von Deiner
„Strenge, aber auch von Deiner Gerechtigkeitshebe gehört.
„Dein Ruf hat uns zu Dir gebracht. Zwey Jahre haben wir
„Dich mit Sehnsucht erwartet. Endlich bist Du gekommen.
„Wir sehen Dich , und sind dessen schon gewifs , dafs Du uns
„wirst Gerechtigkeit wiederfahren lassen." Die Beschwerden der
*) Ein kleiner Flecken unweit Isliiginsk , wo sicli die Rufsen , Tschuk-
fcschen und Koriaken des Handels wegen, jähr lich zu versammeln^dlegen.
Tschuktschen waren vorzüglich gegen einige Pelzjäger der ameri- 18 o 5.
kanischen Compagnie gerichtet , welche sie auf alle-Art gereizt, JaH
besonders aber bey ihrem Tauschhandel sich allerley Betrüge-
reyen gegen sie erlaubt hatten, so wie auch gegen einige Gerichts
Personen aus dem Distrikte von Ishiga. „Es würde uns
„nichts kosten," fuhr der alte Tuma in seiner Rede fort;
,, diese Rufsen in einer Nacht zu ermorden. Wir wollen uns
„aber die Rufsen nicht zu Feinden machen , und haben lieber
„die Abstellung unserer Beschwerden Deiner Gerechtigkeit, wo-
„vön man bey uns so viel spricht, überlassen." Nachdem der
Gouverneur die Beschwerden genau untersucht, die Klagen der
Tschuktschen gegründet befunden, und ihnen darauf volle Ge-
nugthuung gegeben hatte : so waren die Häupter dieser Nation,
mit Tschetschro Tuma an der Spitze, wieder zu ihm gekommen,
um ihm zu danken, und zugleich ihn zu bitten, er möchte einige
Geschenke an kostbarem Pelzwerk von ihnen annehmen. Mit
so grofsem Vergnügen er ihren Dank anhörte, eben so fest verweigerte
er Geschenke von ihnen anzunehmen , einige Kleinigkeiten
abgerechnet, die er nehmen mufste, um dem ehrwürdigen
Tuma nicht wehe zu thun. Er liefs im Gegentheil Brandtwein,
Tobak, Messer, Leinwand, Tuch und andere Bedürfnifse,
die er sich theils an dem Orte verschaffen konnte, und theils zu
dieser Absicht mitgenommen hatte, unter sie vertheilen. So
ganz natürlich dem Charakter Koscheleffs diese Handlung war,
so sehr überraschte sie die Tschuktschen. „ Ein jeder Rufse,"
sagte der brave Tuma mit Verwunderung, „und besonders diejenigen,
die das kleinste Commando haben , glaubt sich berech
tig t, von uns Geschenke zu fordern, und bey der gerings
t e n Weigerung uns beleidigen, oft sogar plündern zu dürfen.