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i 8o5. ungefähr r8 bis 20 Meilen weit vom Lande betragen. Den
USUS ■ gten August Morgens früh um 4 Uhr fing der Nebel an, sich
zu zertheilen , und um 5 Uhr sahen wir Land, das sich von
SW nach NW erstreckte. Wir waren- hier gleichsam in einen
ganz neuen Erdstrich versetzt. Statt der flachen Sandküste, längs
welcher wir schon jetzt mehr als zwey Wochen gesegelt hatten,
sahen wir hohes gebirgigtes Land mit nur geringen und wenig
begrenzten Schluchten zwischen Bergen. Die Ufer waren durchgängig
schroff, und an mehrern Stellen bestanden sie aus Kreide
ähnlichen Felsen. In NW hatten wir ein gro'fses Vorgebirge,
von welchem die Küste eine mehr westliche Richtung nahm.
Dieses Vorgebirge, welches ich nach dem dritten Lieutenant
meines Schiffs C^v L öwenstern genannt habe, liegt in 54-° 3 .' i 5"N
und 2 i6-°i47.'3o" W. Vor demselben liegt ein grofser Felsen.
Da noch eine Lücke zwischen diesem Theile der Küste,
und dem vor dem Nebel von uns untersuchten, war, so mufs-
ten wir nach Süden zurück, um unsern zuletzt bestimmten Punkt
wieder zu finden, von dem wir indefs kaum 20 Meilen entfernt
seyn konnten. Der Wind wehete frisch aus S O mit trübem
neblichten Wetter. Diese dicke Luft zwang uns, 18 Meilen
nach SW zurückzüsegeln, ehe wir das den 3E®ft. August zuletzt
gesehene Land wieder erkennen konnten. Um 8 Uhr sahen
wir es, und jetzt nahm ich meinen Curs wiederum nach Norden,
in einer Entfernung von höchstens 3 Meilen vom Lande,
wo die Tiefe n5 Faden betrug. Von Cap L öw en s te rn zeigten
sich jetzt noch 4 Landspitzen, von welchen ich in jeder
das Nordcap von Sachalin zu erkennen glaubte. Südlich von
Cap L öw en stern liegt nahe am Ufer, ein reizendes, gröfsten-
theils von hohen Bergen umschlofsenes Thal. Wahrscheinlich
ergiefst. sich auch hier ein Bach ins Meer. In diesem Thale i8o5.
standen zwey Wohnhäuser, die ersten, die wir an der Ostküste August-
von Sachalin sähen. An einer andern Stelle, nicht weit von die-
sem Thale, zeigte sich eine Vertiefung zwischen zwey hervorragenden
Landspitzen. Aber auch hier waren die Landspitzen
durch eine niedrige Erdzunge mit einander verbunden, und jede
Hofnung, hier einen Hafen zu finden, verschwand nach und nach.
Nördlich von Cap Löwenstern bis zur äufsersten Spitze dieser
Insel wird die Ansicht schön düsterer. Nirgends wird man
einige Spuren von Vegetation gewahr. Die ganze Küste, die in
der englischen Seesprache eine eise rne Küste genannt werden
würde , besteht durchgängig aus einer sich fast gleichen Masse
von Granitfelsen, von schwarzer Farbe mit weifsen Flecken. Die
Tiefe, in einer Entfernung von 3 Meilen vom Lande, betrug 3o
Faden über einem Boden von Fels. In dieser Nähe segelten
wir der Küste parallel, deren Richtung von Cap Löwenstern
bis zum Nord Cap7 von Sachalin' NW 35° wa■ r. Dieses lärmO •
gewünschte. Cap sahen wir endlich um 10 Uhr Morgens, in einer
Entfernung von ungefähr 2Ö Meilen, konnten aber defsen
Breite an diesem Tage nicht bestimmen. Eine Stunde vor dem
Mittag ümwölkte sich der, Himmel ; es fing an heftig zu regnen,
und das Land verlor sich ganz, obgleich .wir nur höchstens 3
Meilen davon waren. Die Tiefe war hier 35 Faden über einem
Boden von Sande. Wir bemerkten jetzt eine starke Verände- -
rung in der Farbe des W assers. Es bekam eine schmutzig gelbe
Farbe , und Dr. Horner fand es um 8 Gran leichter als
dasjenige, was er den Tag vorher gewogen hatte. Diefs könnte
nur von dem Wasser des Amurs herrühren, defsen Mündung
ungefähr i | Grad südlicher liegt. Um 1 Uhr Nachmittags klär