
mehr in Schutz nähmen, und weniger Mishandlungen desselben
zuliefsen. Barrow fuhrt mehrere empörende Beispiele von der
Härte und oft grausamen Begegnung an , welche das Volk von
seinen Obern erdulden mufs.
Wie sorglos und gleichgültig man gegen das Schicksal der
ärmern Klassen der Chinesen ist., davon hatten wir bey einer
sich ereignenden Feuersbrunst einen auffallenden Beweis. Den
i 3 Dezember entstand in Canton am westlichen Ufer des-.Tigris,
der europäischen Factorey gegenüber, Feuer ,• welches mit gro-
fser Gewalt von sechs Uhr bis nach Mitternacht brannte.
Hatte H. Drummond nicht sogleich Feuerspritzen hingeschickt,
so wäre wahrscheinlich die ganze Reihe von Gebäuden an, diesem
Ufer ein Raub der Flamme geworden. Obgleich Feuerschaden
in Canton sehr gewöhnlich sind, so werden dennoch gar
keine Anstalten zum Löschen getroffen. Feuerspritzen sind bey
den Chinesen nicht gebräuchlich. Einige tausend Menschen versammeln
sich, wenn Feuer entsteht, und machen einen entsetzlichen
Lärm, ohne irgend eine wirkliche Hülfe zu leisten, oder
auch nur dazu angehalten zu werden.. Nur eine Classe von Menschen
unterhält die Regierung, welche bey Feuerschaden thätig
seyn mufs. Man nennt sie Bediente der Mandarine, deren Bestimmung
nur darin besteht, zu verhüten, dafs die Strafsen von
dem Zulaufe des Volks nicht zu sehr angefüllt werden. Weder
der Vice König noch die .vornehmsten Beamten der Stadt sind
gegenwärtig. Nur ein Mandarin von geringer Würde erscheint
dabey seiner Pflicht gemäfs, und sein Ansehen ist von wenigem
Gewichte. Auch kann er, den JVIaximen einer so despotischen Regierung
zufolge, kein Interesse dabey haben, selbst dieses sein geringes
Ansehen geltend zu machen ; denn dafs einige Tausende
zu Grunde gerichtet werden,’ interessirf die Mandarinen nur in
so fern, als weniger Subjecte übrig bleiben, von denen man Geld
erprefsen kann. Eben so wenige Rettungs Anstalten trift die Regierung
bey den Typhons , die in jedem Jahre an den Küsten
von China häufig wüthen. Einige Wochen vor unserer, Ankunft
in Macao, waren in einem heftigen Typhon mehrere Tausend
(man schätzte die Anzahl derselben sogar auf 10000) auf dem
Tigris umgekommen. Man sprach demungeachtet kaum davon,
obgleich noch kein Monat seit dieser schrecklichen Begebenheit
verflofsen war; und wenn man davon sprach, so geschah diefs,
als ob man von einer Begebenheit redete, welche zur Ordnung
des Tages gehörte. In wie hohem Grade müfste das lobenswer-
the Betragen der Engländer nicht die Dankbarkeit dieser fühllosen
Menschen erregen, wenn sie nur noch Sinn für Dankbarkeit
hätten, dafs die Engländer seit dem Jahre i 8o5 angefangen haben,
die Kuhpocken in China einzuführen, und sie allgemein im
Reiche zu verbreiten suchen. Dr. P ie r s o n , zweyter Arzt der
englischen Factorey, hat sich dadurch um. die Chinesen unendlich
verdient gemacht; denn nirgends haben wohl die Pocken so
g'rofse,Verheerungen, als in China angerichtet. Doch zweifle ich
daran, dafs diese menschenfreundliche Handlung je erkannt werden
wird, und bin im Gegentheil überzeugt, wenn Dr. Pierson
das Unglück haben sollte, durch Zufall einen seiner chinesischen
Patienten zu verlieren , obgleich man ihm schon die Erhaltung
von Tausenden verdankt, und das Leben von Millionen durch -
ihn hinführo gerettet wird, dafs er dennoch, ihren bekannten
barbarischen Gesetzen zufolge, hart bestraft werden würde, wenn
man sich seiner bemächtigen könnte. Man sieht an den von
Dr. Pierson zur Einimpfung bestimmten Tagen eine unzählige
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