
1806. gewinnen. Auf diesem Wege konnte die Reise freilich verlän-
gert werden, und sie ward es in der That; er schien mir aber
in den jetzigen Verhältnifsen mehr Sicherheit zu gewähren.
8. Den 8te“ May des Morgens liefs ich einen Anker heben, segelte
aber erst am Abend, da ich die Einladung des Gouverneurs
an mich und an meine Offiziere, den Mittag dieses Tags
bey ihm zuzubringen, nicht abschlagen wollte. Um 12 Uhr in der
Nacht verliefsen wir mit einem Irischen SSO Winde St. Helena.
Da der Wind bald darauf schwach geworden war, so sahen wir
die Insel noch am folgenden Morgen, sie verlor sich aber des
trüben Wetters wegen, bald aus dem Gesichte. Auf unserer Fahrt
nach dem Aequator zu ereignete sich nichts Bemerkenswerthes.
19- Den igten May um 5 i Uhr Abends sahen wir in 2. ° 43'.
südlicher Breite und 20.° 35' westlicher Länge, in NNW, in einer
Entfernung von ungefähr 12 bis 16 Meilen, ein sonderbares
Phaenomen, welches wir aber leider, der späten Tagszeit wegen,
nicht lange genug beobachten konnten , um etwas bestimmtes
darüber zu sagen. Ein aufsteigender Rauch, welcher die Höhe
eines Schiffs zu erreichen schien, verschwand bald, und erschien
wieder von neuem, bis er sich endlich ganz verlor. Eine Wasserhose
war es nicht, auch kein brennendes Schiff, wofür es einige
am Bord befindliche Personen hielten. Für eine Brandung
stieg der Rauch zu hoch. Dr. Horner war der Meinung, dafs,
wenn die ganze Erscheinung nicht ein Spiel der Refraction sey,
sie einem volkanischen Ausbruch ähnlich wäre, und vielleicht
eine Insel im Entstehen seyn könne.
si. Den 2 isten May feyerten wir das. Fest unsers Beschützers
der Flotte, des heiligen Nicolaus. An diesem Tage um 3 Uhr
Nachmittags durchschnitten wir die Linie in 22. ° i 8.'3o" westlieh
er L ä n g e . E s ist mit keinem eig entlich en V e r lu s t v erknü p ft, 1806.
auch au f der R ü ck re ise n a ch Europa die L in ie in dieser L ä n g e , M a f-
oder auch noch westlicher zu passiren. W e n n man auch um so
v ie l mehr n ach W e s te n g e lang t , so k ön n en einige Grad au f
einer so grofsen F ah r t, besonders in h o h em Breiten, keinen U n terschied
m a ch en ; und da die E r fah ru n g le h r t , dafs die W in d e
w e stlich e r fr ischer w eh en , ö stlich e r aber W inds tillen häufig sind,
so ist es schon ein we sentliche r V o r th e il, w enn man in den u n gesunden
R e g io n e n , um den Aequator h e r u m , n ich t lange zu
v erw eilen braucht. I ch h ab e zwar die jedem Seefahrer so sehr
w ich tige Autoritä t von D a p r e 's wider m ich , der es nich t b illig t,
au f der Re tou r aus Ind ien nach Europa die L in ie zu westlich
zu d urch s ch n e id en ; er nahm aber v ie lle ich t m eh r a u f einen ge raden
K u r s , als auf die E rh a ltu n g der Ge su nd he it der M annsch aft
Rück sich t. D e r östliche Strom, der in der N äh e der K ü s te von
A fr ika b ekan ntlich sehr stark ist , würde zwar die F ah r t n ach
Europa b e fö rd e rn , a llein eine zu grofse N äh e der Afr ikanisch en
K ü s te , wo Tornados mit W in d s tillen abw e ch se ln, muls offenbar
der Gesundheit der M annschaft schädlich seyn. O b sich aber
dieser östliche Strom so w eit nach W e sten erstreckt, als der je tzt
g ewöhnliche K u r s von St. H e len a n a ch dem Aequator liegt: dav
on ist m ir, wie man diefs im 3. Bande, aus meiner A bh and lu ng
üb er die Strömungen ersehen wird, aufser u nse re r eigenen E rfah ru
n g , nur ein einziges Beyspiel b ekan nt geworden. I ch glaube
dennoch, dafs dieser östliche Strom nicht selten, .wenn auch nich t
stark, wenigstens zwischen dem Cap und dem i 5ten G rade westlich
e r L ä n g e , Statt findet. Capitain C o o k sagt ausdrücklich in
seiner dritten R e is e : „ d a f s wenn ein S chiff iö oder 20 Grad
„ ö s t l ic h von St. J a g o , d. i. im 3tea oder 8 ten Grade westlicher