
wird. Die Agenten der amerikanischen Compagnie und die übrigen
Kaufleute in Kamtschatka, pflegten auf eine Art mit den
Kamtschadalen zu handeln, welche, wie man gleich sehen wird,
fiir die letztem sehr zerstörend seyn mufste. Mit keiner andern
Waare, als einer grafsen Quantität sehr schlechten Brandtweins,
zogen die Kaufleute in Kamtschatka herum , um sich Pelzwerk
zu erhandeln. ’Sobald ein solcher Kaufmann in einen Ostrog
angekommen war, trakEirte er sogleich seinen Wirth mit einem
Glase Brandtwein. Die Kamtschadalen sind den starken Getränken
alle so leidenschaftlich ergeben, dafs es ihnen unmöglich
wird, der Verführung sich zu berauschen, zu widerstehen. Sobald
der Kamtschadale ein Glas Brandtwein ausgetrunken hat,
welches ihm unentgeldlieh gegeben wird, so bittet er auch schon
um ein zweytes, welches er aber schon bezahlen mufs; bald
kauft er ein drittes, ein viertes u. s. w. Noch hat er den Brandtwein
unverfälscht getrunken, sobald er aber bald berauscht ist,
giebt man ihm statt reinen Brandtwein, nur mit Wasser vermischten.'
Damit indefs der Betrug desto sicherer geschehen kann,
so haben die Kaüfleute die Gefäfse, in welchen sie den Brandtwein
führen, F liä g a in Kamtschatka genannt, in zwey Thelle
getheilt; in der kleinern Hälfte haben sie unvermischten Brandtwein,
in der gröfsem den gemischten. Der Kaufmann fährt, jetzt
so lange fort, dem Kamstchadalen von dem schwächern Getränke
zu geben, bis dieser endlich sinnlos hinfällt, worauf er ohne Umstände
seinen ganzen Vorrath von Zobeln und andern Fellen
nimmt, vorgebend, sich für die Menge des getrunkenen Brandtwein
bezahlt zu machen. So verliert der Kamtschadale in einem
unglücklichen Augenblicke den Lohn seiner seit Monaten gehabten
Mühe und Arbeit, und statt sich mit Pulver und Bley,
Meid und andern nützlichen und ihm unumgänglich nothwendigen
Bedürfnifsen zu versorgen , die ihm und seiner Familie
mehr Bequemlichkeit verschaffen würden, hat'er jetzt durch den
bey ihm erregten Reitz, seinen ganzen Reichthum gegen einen
Rausch vertauscht, der ihn nur entkräftet, und für die folgende
Zeit hülfloser' und bejammernswerther macht. Gröfseres Elend
ist auch mit Niederdrückung seines Geistes verknüpft, welche
einen äusserst. schädlichen Einflufs auf seinen ohnehin schon siechen
Körper haben mufs, da dieser zuletzt bey gänzlichem Mangel
an substantieller Nahrung, und jeder medizinischen Hülfe
beraubt, solchen harten StöTsen nicht lange widerstehen kann.
Diefs scheint mir die wahre Ursache ihrer jährlichen Abnahme und
ihrer allmählichen gänzlichen Ausrottung zu seyn, welche durch epidemische
Krankheiten, die sie haufenweise wegraffen, befördert wird.
Diese verheerenden Züge der Kaufleute sind immer geduldet
worden. Zwar batte man die Bemerkung gemacht, dafs während
einer solchen unglücklichen Krisis , in welche die herumziehenden
Kaufleute die Kamtschadalen zu • setzen wifsen , sie
leicht auch um das kommen konnten, was sie der Krone als Tribut
entrichten rnüfsen, und deshalb die Veranstaltung getroffen,
dafs die Kaufleute nicht eher ihre jährliche Reise durch Kamtschatka
antreten konnten, als bis der Tribut erlegt war. Allein der General
K o s c h e le ff hielt diese Einschränkung für unzulänglch, und
suchte das Uebel ganz zu heben. Er verbot zwar nicht den Kaufleuten
im Lande hemm zu ziehen, um mit den Kamtschadalen zu handeln,
was aber eigentlich diese für sie so vortheilhaften Reisen so
sehr 'schädlich für die Kamtschadalen machte; der Verkauf des
Brandtweins in den Ostrogs , so ward ihnen dieser für die Zukunft.
gänzlich untersagt.