
1805. sammelt hatten. Sie glaubten nicht, dafs er efsbar sey. Zu Ende
Oktober. j es Sommers herrscht der gröfste Ueberflufs an Himbeeren, Erd-
beeren, Blaubeeren, und mehrern andern Gattungen, von welchen
eine, die dort Shimolost genannt wird, vorzüglich schmackhaft
ist, und welche zu Mufs gekocht, sich den Winter über vortref-
lich halten. Wenn es ferner auch wahr seyn sollte, dais*Kohl,
Erbsen, und Bohnen hier nicht zu der Vollkommenheit wie in
Europa gedeihen, so würde doch Kopfsalat, Braunkohl, Petersilie
und andere Gartenwurzeln gewifs sehr gut fortkommen. Kartoffeln
und Rüben lafsen sich hier so gut, wie an irgend einem
andern Orte ziehen. Im Jahre 1782 zum Beyspiel erndete man
in Bolscheretzk, wo das Klima nicht günstiger als in St. Peter
und Paul ist, von 5o Kartoffeln-1600 Stück. Nur Getreide
wächst in dem südlichen Theile von Kamtschatka der häufigen
Nebel wegen nicht, aber diefs ist noch kein Hindernifs, warum
man nicht mit eben der Bequemlichkeit dort leben sollte, als in
den Ländern, wo Korn wächst. Auf der Insel St. Helena wächst
auch kein Korn. Man hängt dort, was die Consumtion von Brodt
betrift, ganz und gar von England ab, den poch lebt, man daselbst
im gröfsten Wohlstände. Bey einer ununterbrochenen Comuni-
cation zu Wasser wäre es was leichtes, in den Magazinen von
Kamtschatka immer einen solchen Vorrath von Getreide oder
Mehl zu halten, dafs nie ein Mangel an diesem nothwendigen
Bedürfnifs entstehen könnte.
Die Ursache, warum die Einwohner von Kamtschatka so
selten ihren Tisch mit Argali, Rennthieren, Hasen, Enten und
Gänsen versehen, ist der Mangel an Pulver- Der Transport desselben,
aus den europäischen Provinzen Rufslands, ist nicht, nur
beschwerlich, sondern auch mancherlei Zufällen unterworfen, da
oft die Waaren einer ganzen Karavane durchnäfst werden; und
gefährlich , weil man nach Ochotzk nichts in Tonnen , sondern
nur in zugeschnürten ledernen Schläuchen verführen kann. Es
hat sich ereignet, dafs ganze Dörfer beym Transport von Pulver
abgebrannt sind; Pulver wird daher nur selten zum Privatverkaufe
gebracht, und jetzt ist es ganz und gar, der vielen Misbräu-
che wegen, zuzuführen verboten, obgleich ohne Pulver den Kam-
tschadalen ihre gezogenen Röhre, auf welchen vorzüglich ihre Sicherheit
beruht, nichts nützen, indem sie der Bären wegen, von
denen sie oft angefallen werden, nie' ohne geladenes Gewehr sich
von ihren Häusern entfernen. Sie kaufen sich daher heimlich
Pulver, wo sie nur welches bekommen können, zu einem sehr
hohen Preise. Sie bezahlen oft 5 und 6 Rubel für ein Pfund
Pulver, und drey Rubel für das Pfund Bley. Der Kamtschadale
verwahrt daher daä wenige, was er sich mit so grofsen Kosten
anschaft, zu seiner Vertheidigung, oder um ein Thier zu schiefsen,
von welchem das Fell sowohl den Werth seiner Zeit, als des
Schufses ersetzt, und es läfst sich nicht erwarten, dafs er es an-
wenden sollte, um sich einen Leckerbissen zu verschaffen. Wir
scholsen in der Bay mehrere Vögel, die mit einiger Zubereitung
eine sehr gute Schüssel gaben, welche die Bewohner von Kamtschatka,
denen zur Zubereitung alles fehlt, eines Schufses Pulver
nicht werth halten. Wir gaben ihnen aber Pulver und Schrot,
und sie brachten uns so viel davon, als wir nur brauchten. Man
hatte zwar kürzlich eine kleine Quantität Pulver geschickt, um es
an die Karntschadalen zu vertheilen, mit dem Versprechen, das
nächste Jahr mehr zu senden. Dieser zweyte Transport war jedoch
noch nicht angekommen, und die Karntschadalen sowohl, als die
dort wohnerrdtn Rulsen waren von Pulver gänzlich entblöfst.
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