
Ich konnte diese Antwort um so eher gehen, da sowohl der Gouverneur,
als auch Herr B a chm an n , Mitglied der holländischen
Factorey, der uns viele Freundschaft bezeigte, mich versicherten,
dafs , sobald die N ew a ankommen würde, die Erlaubnifs sehr
leicht -auszuwürken wäre, nach Whampoa zu gehen. Der Gewinst
von den nach Canton handelnden Schiffen, sey sowohl für
alle Beamte der Regierung, als auch für die Kaufmannschaft zu
beträchtlich, als dafs man uns in unsern Geschäften einige
Schwierigkeiten machen würde. Der Gouverneur war durch meine
den Chinesen gegebene Antwort aus einer grofs.en Verlegen-
heit gerifsen, da er mir selbst den Befehl hätte geben müfsen,
die Rhede der Typa nach einigen Tagen zu verlafseri; und ich
wäre gezwungen gewesen, bis dahin eine Menge chinesischer
Zoll Beamten am Bord aufzunehmen, welches leicht Veranlassung
zu unangenehmen Scenen hätte geben können.
Die Lage der Portugiesen in Macao ist äufserst bedrängt,,
und die Verhältnifse der Gouverneure besonders unangenehm für
sie. Obgleich die Gouverneure . sich wohl immer mit der gröfsten
Vorsicht benehmen, so ereignen sich doch Fälle, in denen sie
nicht nachgeben dürfen, ohne die Würde ihrer Nation, welche
in den Augen der Chinesen schon sehr gesunken ist, ganz aufs
Spiel zu setzen. Nur einige Monate vor unserer Ankunft, hafte
eine Begebenheit welche sich ereignete, diefs bewiesen. Ich will
den Vorfall hier erzählen, um darzuthun, dafs, wenn die Macht,
welche die Portugiesen jetzt in Macao haben, gröfser wäre, die
feigen Chineser es nicht wagen würden, den Portugiesen mit
so weniger Schonung, oder richtiger zu sagen, mit so vieler Verachtung
> zu begegnen. Wäre Macao in den Händen der Engländer
, oder auch der Spanier, so. würde die jetzt schimpfliche
Abhängigkeit dieser Besitzung von den Chinesen ..bald wegfallen.
Mit Hülfe der wichtigen Besitzungen der Engländer und Spanier,
in der Nähe von China, würden diese Nationen in Macao dem
ganzen Reiche Trotz bieten können.
Ein in Macao wohnender Portugiese erstach einen Chinesen.
Da er reich war, so bot er der Familie des Ermordeten eine
Summe- Geldes an, die Sache zu unterdrücken. Man willigte
ein , und er zahlte 4°o° Piaster. Kaum aber ist das Geld ausgezahlt,
so wird die Saché bey der chinesischen Obrigkeit angegeben,
welche von dem Gouverneur verlangt, dafs der Schuldige
sogleich ausgeliefert werden solle. Er schlägt es ab, indem er
erwiedert, dais, da die That in Macao verübt sey, er den Portugiesen
dem Gericht übergeben, und ihn, wenn er des Verbrechens
überwiesen wäre,, nach- den Portugiesischen Gesetzen ver-
urtheilen wolle. Die Chinesen, welche den .Portugiesen selbst
hinzurichten verlangten, lafsen auf diese Antwort sogleich , alle
Buden s'chliefsen, und verbieten die Einfuhr von Lebensmitteln
in Macao. Der Gouverneur, der für seine Garnison Provision
auf zwey Jahre im Vorrath hat, läist sich durch diese Drohung
nicht irre machen, und übergiebt den Chinesen den Verbrecher
nicht. Indefs wird ihm der Prozefs gemacht; er wird des Mordes
schuldig befunden, und sogleich aufgeknüpft. Die Chinesen
versammeln sich, um einen Versuch zu wagen, sich des
Verbrechers, während er zum Gerichts Platz geführt wird, mit
Gewalt zu bemächtigen. Der Gouverneur versammelt seine Truppen,
läfst die Kanonen auf den Batterien scharf laden, und erwartet
so ihren Angriff.. Durch die ernsthaften Mafsregeln des
Gouverneurs abgeschreckt, ziehen diese sich unter dem Vorwände
zurück, dafs sie mit der Hinrichtung des Verbrechers
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Novemb.