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1806. brachte ihn aber den folgenden Morgen unter dem Vorwände zu-
Januar. er könne nicht abgegeben werden, weil er Ausdrücke enthielte
, die ein chinesischer Staats -Beamter zu hören nicht gewohnt
sey; statt desselben hatte er einen andern, nichts als erniedrigende
Ausdrücke enthaltenden Brief aufgesetzt, und verlangte,
dafs Capitain Lisianskoy und ich ihn unterschreiben sollten. Diefs
geschah natürlich nicht. Indefs rieth mir H. Drummond, einen
ganz kurzen Brief zu schreiben, in welchem nur die schädlichen
Folgen, die für uns aus diesem Aufenthalt entstehen könnten,
vorgestellt werden sollten , und worin wir aus dieser Ursache
um eine schleunige Abfertigung baten. Ich setzte einen solchen
Brief sogleich auf. Da er nur aus wenigen Zeilen bestand-, so
hatten die Kaufleute gegen den Inhalt desselben nichts einzuwenden.
Es fand sich indefs , dafs noch eine Veränderung mit
dem Briefe gemacht werden mufste, und wie man uns sagte> geschah
diefs auf besonderes Verlangen des Hoppoo. Sie war von
gar keiner Bedeutung, charakterisirt aber die Denkungsart und die
Kenntnisse selbst der vornehmsten Chinesen. H. Drummond
hatte den Kauileuten versprochen-, Briefe , die aus Peking an
mich kommen würden, in Empfang zu nehmen und nach Rufsland
zu befördern. Jetzt verlangten sie, dafs in dem Briefe gesagt
werden sollte, Rufsland und England handelten mit einander
; denn wäre das nicht, wie sollte wohl H. Drummond Briefe
nach Rufsland schicken ? und würde er überhaupt einen solchen
Auftrag auf sich nehmen, wenn nicht Handels Verhältnifse England
mit Rufsland verbänden ? Es half nichts , dafs ich versicherte,
man dächte in Europa liberaler, als in China der Fall zu
seyn schien , und dafs selbst, wenn Rufsland mit England im
Kriege verwickelt wäre, H. Drummond demungeachtet meine
Briefe nach Rufsland befördern würde; auch wäre es nicht noth-
wendig, um eine Gelegenheit zu haben, Briefe nach Rufsland
zu schicken, dafs England und Rufsland mit einander handelten.
Dieser Zusatz im Briefe wurde, aller meiner Bemerkungen ungeachtet,
unumgänglich nothwendig gefunden, und wir erhielten
die Versicherung, dafs wenn-wir unsern Brief auf diese Art einkleideten
, die Erlaübnifs abzusegeln sogleich erfolgen würde.-
Auch die sehr hohe oder die nördliche Lage von Rufsland mufste
in dem Briefe erwähnt werden, um dem Vice Könige begreiflich
zu machen, dafs die Navigation des Baltischen Meeres des Eises
wegen im Winter aufhöre: ein wichtiger Grund, bald aus China
absegeln zu müfsen, um noch vor Eintritt des Winters in Rufs-,
land einzutreffen. Ich stand nicht an, den Brief ihren Wünschen
gemäs abzufafsen *).. Sechs Tage waren verflofsen, und noch
war keine Antwort auf unsern Brief erfolgt. Ich bat daher H.
Drummond, die Kaufleute des Hongs wieder zu versammeln, und
durch sie eine Antwort bey dem Statthalter zu fordern. H. Drummond
war so gütig meinen Wunsch zu erfüllen, und alle Kaufdeute,
selbst Panquiqua, erschienen zur bestimmten Stunde' Auch
*) Dieser so veränderte Brief war in folgenden Worten abgefafst;
,, Nachdem wir alle unsere Geschäfte hier beendigt, und zum Ab-
segeln ganz fertig sind, erfahren wir durch unsern Sicherheits Kauf-
,, mann, dafs Ew. Excellenz unsern Schiffen nicht.«erlauben wollen, von
,,hier abzusegeln. Wir haben die Ehre, ihnen zu sagen, dafs, da Rufs-
,,l~and sehr hoch oben im Norden liegt, der geringste Aufenthalt hier
,,die Folge haben kann, dafs wir in diesem Jahre nicht mehr den Ort
, ,unserer Bestimmung erreichen, und ersuchen Sie daher, sobald als
,, möglich uns <len Pafs zur Abreise zustellen zu lafsen. Sollten'Briefe
,,aus Peking für uns hier eingelien, so wird, da Rufsland und England
,, in Handels Yerhältnifsen mit einander stehen, H. Drummond, Präsi-
,, dent der englischen Factorey in Cantori, diese Briefe in Empfang neli-
,, men, und sie nach Rufsland befördern. Wir haben die Ehre etc.