
1806. ihre Wohnung abgeschlagen haben, so sind auch die übrigen
Februari pjüfse, Kanäle und Landseen im Reiche bewohnt, und zwar in
manchen Gegenden fast eben so stark, wie das Land. Es ist
indefs zu bezweifeln, dafs die innem Gegenden von China, welche
nicht den Vortheil des Handels vermittelst der Flüfse und
Kanäle geniefsen, eben so sorgfältig angebaut und so zahlreich
bewohnt' seyen.
24- Die Heirathen sollen dadurch befördert werden, dafs man
die Kinder zu tödten erlaubt; Es soll Leute geben , die
ein Handwerk daraus machen, Kinder zu tödten.
Antwort. Dafs der Kindermord in China allgemein geduldet
wird, ist eine Thatsache, die leider keinem Zweifel mehr unterworfen
ist. Der seiner Moralität wegen so sehr berühmte
Chinese, sieht den Kindermord eben so wenig für ein Laster an,
als der Canibälismus bey den, von manchen so hoch gepriesenen
Naturmenschen auf den Inseln des grof&en Ozeans für abscheulich
gehalten wird. Bey Whampoa sah man häufig todte Kinder
den Flufs herunter treiben.
2Ü. China soll sich dennoch nicht entvölkern. Die Städte sollen
stark bewohnt seyn, und Ländereien, welche einmal
angebaut 'sind, nicht yerlafsen werden.
Antwort. Die Berichte über die Volksmenge von China
sind sehr verschieden. Die Extreme gehen von 70 bis auf 333
Millionen. Die erstere Zahl ist von Sonnerat, die zweyte von
Sir George Staunton nach einer Tabelle, welche Lord Macartney
in Peking, von einer im Jahre Vor seiner Ankunft geschehenen
Volkszählung, erhielt. Dér Jesuit Amiot hält ungefähr das Mittel
zwischen beyden; denn er nimmt igö Millionen an. Es wird
Wohl nie bis zur Gewifsheit entschieden werden, ob die Volks-
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menge im chinesischen Reiche wirklich so ungeheuer ist, wie sie 1806.
der Bericht des Mandarinen Chou-ta-gin an den englischen Ge- Febrnar'
sandten angiebt. Barrow setzt keinen Zweifel in die Richtigkeit
jener Tabellen. Er beweist, dafs im Verhältnifs der Oberfläche
des ganzen Landes, die Volksmenge von China sich zu der von
England wie zwey zu eins verhalte , und dafs dieses nämliche
Verhältnifs besonders bey der Volksmenge der grofsen Städte,
wie Canton, Nanking, Peking,- deren Bevölkerung richtiger angegeben
werden kann, und der Volksmenge der gröfsern Städte
in England Statt finde. Wer Canton gesehen hat, und von der
Volksmenge dieser Stadt und ihren Umgebungen, auf die Volksmenge
von China schliefst, wird die Tabellen des Mandarin für
keine Erdichtung halten. Indefs ist es mir doch sehr auffallend
gewesen, dafs zufolge dieser Tabellen in der Provinz Petschely
644 Menschen auf einer englischen Quadratmeiie; in der Provinz
Kiang-nan hingegen, die ihres fruchtbaren Bodens und ihrer Lage
wegen, als Mittelpunkt des inländischen Handels sehr bevölkert
seyn mufs , 344 Menschen weniger auf einer Quadratmeile
wohnen sollten, da, nach den Berichten derer, welche die Provinz
Petschely durchreist haben, (selbst Barrow führt dieses ausdrücklich
an) , das Land in derselben unfruchtbar ist , und
nachläfsig bebaut wird, auch das Ansehen der Bauern elend
und kränklich , ihre Häuser armselig , und die Volksmenge
geringe seyn sollen ; da es ferner an Fischereien, welche
der Bevölkerung ’ eines Landes so sehr zuträglich sind , indem
viele 1 ausende des Fischfangs wegen auf dem \V asser
wohnen, in derselben fehlt; und selbst das Klima in dieser
unfiuchtbaren Provinz, der brennerrdnn Sommerhitze und
der strengen Winterkälte wegen, Tausende jähilich weg