
tschatka ist vorzüglich schön. Diefs bemerkt schon Capitain
King. Die Ochsen, welche wir durch die Güte des Gouverneurs,
sowohl bey unserer Abreise nach Japan, als bey der
nach China erhielten, hatten; wenn gleich einige sehr alt waren,
dennoch ein so zartes und weifses Fleisch, wie es sonst kaum
bey ganz jungen Rindern zu seyn pflegt. Auch mufs man sich
darüber nicht wundern, da die Viehweiden, welche schon in der
Nähe von St. Peter und Paul mit dem üppigsten Grase bewachsen
sind, tiefer im Lande noch besser seyn sollen. Man rechnet
in ganz Kamtschatka ungefähr 6oo Stück Hornvieh, welche Anzahl
man zu vergröfsern suchen sollte, um alsdann dem Militair
wöchentlich einmal (die vier Sommermonate ausgenommen) ein
Pfund frisches Fleisch reichen zu können. Unfehlbar würde diefs
den heilsamsten Einflufs auf die Gesundheit der Soldaten haben,
und als ein kräftiges Gegenmittel gegen den Scorbut wirken, an
welchem des Winters fast alle, mehr oder weniger leiden. Wenn
nun noch alle Einwohner sich auf den Winter mit Kartoffeln,
Rüben, und eingemachten saurem Kohl, (der bey Werchnoy so
starke Köpfe wie bey uns setzt, und welcher nicht nur ein bekanntes
antiscorbutisches Mittel, sondern auch eine National Speise
der Rufsenist), versorgten; wenn ferner der übermäfsige Gebrauch
des Brandtweins etwas eingeschränkt, und die Menschen in gesunden
Häusern wohnen würden: so bin ich überzeugt, dafs dem
Scorbute gänzlich Einhalt gethan werden könnte. Hat man es
doch sonst für unmöglich gehalten, den Scorbut auf Seereisen zu
verhüten, und sogar mit grofsem Aufwand von Worten, wie der
Geschichtschreiber von Lord Anson’s Reise, bewiesen, dafs die
gröfste Vorsicht dawider nichts helfen könne, weil diese Krankheit
ihren Ursprung in der Seeluft habe. Demungeachtet scheint
diese fürchterliche Krankheit fast ausgerottet, oder ohne bedeutende
Gefahr zur See zu seyn, da man auf den längsten Seereisen
sie ganz und gar zu verhüten gewufst hat.
In St. Peter und Paul belief sich die Anzahl des Hornviehs
auf io Kühe, und vielleicht eben so viel junges Vieh; man hatte
daher gar keine Butter, und sehr wenig Milch. Es wäre was
leichtes, einige ioo Stück zu halten» da nicht nur in der Nähe
von St. Peter und Paul, sondern auch an den Ufern des Awatscha
Flufses das schönste Gras wächst; wenn es nicht an Menschen
fehlte, um einen Vorrath von Heu zu sammeln, der für eine
grofse Heerde iitn langen Winter hinreichte, da ohnehin das Militair,
welches den gröfsten Theil der Einwohner ausmacht, so
sehr mit andern Arbeiten überhäuft ist. Der Unterhalt von
Schweinen ist der Seltenheit des Korns wegen am schwierigsten,
es wäre aber leichter, Schafe, Ziegen und Hausgeflügel zu
halten. Schafe brauchen nur gutes Heu. Obgleich wir in
der Nähe von St. Peter und Paul kein zartes kurzes Gras gefunden
haben, so ist es kaum einem Zweifel unterworfen, dafs diese
Art Gras nicht auch irgendwo hier zu finden seyn sollte. Man
hat bis jetzt kein Hausgeflügel gehalten, weil die Hunde, die
man im Sommer frey herum laufen läfst, damit sie sich ihre
Nahrung selbst suchen , ihnen zu gefährlich sind. Die Hunde
müfste man des Sommers, wo sie ohnehin nicht gebraucht werden,
in einem eigenen entfernten Distrikte halten, und dem Dorfe
nicht nahe kommen lassen, da sie nur Schaden darin anrichten,
und oft junges Vieh zerreifsen *). Auch ist bey der jetzigen
*) In Iscliiginsk werden Hunde des Sommers zum Ziehen der Böte auf dem
Flufse gegen den Strom gebraucht; vielleicht könnten sie im südlichenKajn-
tschatka auch au einem ähnlichen nützlichen Zwecke gebraucht werden..