Wir finden ataf der benannten Tafel abgebildet:
a, die Raupe in ihrem Sacke in natürlicher Grösse;
b , den vergrößerten Kopf der Raupe, nebst ihren drei ersten Ringen;
a, einen Mittelring und
d, den letzten, oder Afterring derselben;
e , den aufgeschnittenen, an einem Ende mit drei Klappen versehenen Raupensack;
p, eine vergrösserte Klappe mit ihren fächerartigen Abtheilungen, welche, wenn sich die Raupe
in das Innere des Sackes zurückzieht, fest aneinander schliessen, und so das Eindringen
feindlicher Insekten erschweren.
g, stellt die männliche Puppe in natürlicher Grösse vor;
h, dieselbe in starker Vergrösserung;
i, die weibliche Puppe;
Kf dieselbe vergrössert, und
l, das Afterende derselben;
m, zeigt den weiblichen Schmetterling in natürlicher Grösse, welcher bei
p , stark vergrössert ist;
o, ist ein an einem Birkenstücke befestigter Sack, mit hervorragender entleerter männlicher
Puppe; und endlich stellt
p , den männlichen Schmetterling vor.
P s e u d o b om b y c e lla ist in vielen Gegenden, besonders um Dresden, gemein. Nach meinen
Erfahrungen überwintert die Raupe, verpuppt sich im Mai, und der Schmetterling erscheint von
Ende Mai an bis in den Juni, was mit Zinckeiis Beobachtung übereinstimmt. Man findet um die
Verpuppungszeit die Raupe, und zugleich auch fest angesponnene Säcke, gewöhnlich an den Stämmen
der Birke, seltener an anderen Stämmen, oder an Bretwänden und Gemäuern. Man schloss
hieraus, dass sich die Raupe nur von Flechtenarten nähren müsse; ihre eigentliche Nahrung scheint
aber Gras zu sein, denn vor ihrer Verwandlung findet man sie meistens an Grasstengeln sitzend, und
die Blätter derselben benagend; doch sah ich sie auch an Flechten fressen.
Wenn das Weib seiner Puppe entschlüpft ist, so sitzt es gewöhnlich auf dem Sacke, und
harret auf die Begattung, welche bald erfolgt; nach dieser kriecht es rückwärts in den Sack, legt
nach wenigen Tagen am Boden desselben seine Eier zwischen Afterwolle, stirbt hierauf bald, und
fällt als vertrockneter Balg heraus. Die jungen Räupchen bedienen sich der zwischen den Eiern liegenden
Wolle zur ersten Anfertigung ihrer kleinen Säcke.
Die von mehreren Schriftstellern behauptete, vorzüglich von Schrank mit einer auffallenden
Zuversichtlichkeit vertheidigte, und selbst noch von Ochsenheimer angenommene, selbstständige Fruchtbarkeit
einiger Weiber der Gattung P s y c h e ist durch Zincken im Magaz. d. Entom. I . Bd. von
S. 19 bis 33, und besonders — auf abermals durch Germar (S. 41) erhobene Zweifel —- auf S. 186
vollkommen widerlegt worden, und ich kann kaum glauben, dass es jetzt noch einen Naturforscher
geben wird, welcher die früheren Sagen für wahr hält. Täuschungen sind allerdings möglich, aber
die früheren Behauptungen waren auch nichts mehr, als Täuschungen, wie die Erfahrung zur Genüge
bestätiget hat. Herr Treitschke hat ganz Recht, wenn er im 10. Bd. 1. Abth. S. 174 sagt, dass
eine solche Behauptung gegen alle Regeln der Natur, und folglich der Mann unnütz geschaffen sei.
Dnter den Insekten sind es gerade die Schmetterlinge, wo sich der Trieb zur Begattung am heftigsten
zeigt; denn mit schon aufgespiessten und halb erstorbenen weiblichen Individuen begatten sich
die Männchen mancher Arten, und die Begattungswuth führt sie bisweilen zu Bastardvermischungen
mit andern Arten, selbst aus anderen Gattungen. Wer. Gelegenheit hatte, P s y c h e n im Freien zu
beobachten, wird gefunden haben, mit welcher Begierde die Männer die ebenfalls verlangend harrenden
Weiber aufsuchen, und die Begattung vollziehen. '
Herr Hering in Asch, ein fieissiger Forscher, hat genaue Beobachtungen über die Begattung
einer P s y c h e gemacht, welche er für M u sc e lla Meig. hält. Mir scheint sie aber eher die von
Rossi in seiner Mantiss. T. II. p. 20. angeführte ganz schwarze Abänderung und, da Herr Hering sie
häufig und stets schwarz gefärbt aus Raupen erhalten oder im Freien gefangen hat, eine eigene Art
zu sein. Der Sack ist genau so, wie ihn Ochsenheimer nach einem von Rossi an Mazzola gesandten
Stücke bei seiner A p ifo rm is beschreibt; nur leben Hering’s Raupen nicht, wie dort angegeben,
auf Brombeeren, sondern auf Heide (Erica vulgaris).
Herr Hering hat seine interessanten Beobachtungen über diese Art und ihre ganze Naturgeschichte
bereits in der Isis 1835. 11. Hft. S. 927. bekannt gemacht, und sie, nebst den mir darüber
schriftlich gegebenen Erläuterungen liefern den schlagendsten Beweis, dass eine selbstständige Befruchtung
der Weiber nicht Statt findet. Aber sie geben auch neuen Stoff znr Untersuchung und Erforschung,
wo die weiblichen Genitalien dieser und ähnlicher Arten, deren Weiber nur plumpe, kaum
regsame, blosse Eiersäcke sind, liegen. Das nur nach trockenen Exemplaren untersuchte Weib der
Hering sehen Art besteht aus einem zarten Häutchen,: welches an einem Ende eine ganz unförmliche,
kaum einem Kopfe ähnliche Gestaltung hat, woran ich weder Mundtheile, noch andere Organe finden
konnte. Unter diesem sogenannten Kopfe ist der ganze Raum mit Eiern ausgefüllt, und ich bemerkte
weder dazwischen, noch an den Wänden des Häutchens die geringste Spur eines Darmkanals, oder
anderer Gefässe. Das hintere Ende ist dünn, und ebenfalls ohne Spur einer Oeffnung. Von Füssen
ist gar nichts zu bemerken. Dieser Eiersack ist von einer dünnen schwarzbraunen, an seinen beiden
Enden hellbraunen Schale, der eigentlichen Puppenschale, umgeben, an welcher man wohl Ringeinschnitte,
aber keine Andeutungen für Kopf und Füsse findet. Das Weib verlässt diese Schale niemals;
ich fand vielmehr bei einigen geöffneten Puppen dieselben ganz mit Eiern angefüllt, und vor ihnen
lag der zusammengeschrumpfte Balg des Weibes. Jenes Ende, wo sich der Kopf befindet, liegt im
Sacke stets an der röhrenförmigen Oeffnung, durch welche, im männlichen Sacke der Schmetterling
entschlüpft; es ist aber bei der Dicke des Weibes, seiner Plumpheit, und weil es stets in seiner
Puppenschale stecken bleibt, unmöglich, dass es sich im Sacke umdrehen und das hintere Ende
zur Begattung darbieten könnte. Herr Hering hat aber gefunden, und ich kann es durch die mir