Es kann nur erfreulich für das Publikum seyn, dass Herr Fischer Edler van Röster stamm in Nixdorf,
als thätiger Forscher schon aus Herrn Treitschke’s Schmetterlingen’ von Europa gekannt, die Herausgabe
eines solchen periodischen Werkes unternommen hat, da derselbe mit vieler Erfahrung gründliche
Kenntniss in diesem Zweige der Schmetterlingskunde verbindet, mit allen literarischen Hülfsmitteln
ausgerüstet ist, auch eine ausgezeichnete Microlepidoptersammlung besitzt, und zugleich in Herrn Harzer
in Dresden, einem vorzüglichen Künstler und eifrigen Entomologen, eine glückliche Wahl getroffen hat.
Mogen diese Abbildungen mitwirken, dass die Lepidopteroiogie nicht in System-Formen erstarre,
sondern zu einer fruchtbringenden Poesie für Geist und Gemüth werde!
Dresden, den U Februar 1834.
K. v. Tischer.
V o r r e d e.
Im Gebiete der Lepidopteroiogie waren es vorzüglich die Kleinschmetterlinge (Microiepidoptera),
welche mich immer am meisten interessirten, und denen ich seit vielen Jahren alle, mir sparsam zugemessenen,
Mussestunden widmete.
Nur meine grosse Liebe dafür konnte die bekannten Schwierigkeiten des Studiums dieser Gattungen
überwinden. Aber eben dieses mühsame Forschen machte mich mit meinen Lieblingen immer
mehr vertrauter; ich belauschte ihren verborgenen Haushalt, beobachtete ihre Metamorphosen, und gewann
dadurch nicht nur viele Erfahrungen, sondern auch eine nicht unansehnliche Sammlung.
Ich fand auf der dornigten Bahn dieses Studiums an meinen beidenFreunden, Herrn K.v. Tischer
und Herrn Friedrich .Treitschke belehrende und treue Begleiter, und gewann durch die in dem Werke des
Letztem für mich ehrenvolle Erwähnung meines Strebens noch mehrere Freunde, mit welchen ich gegenseitige
Erfahrungen austauschte. Auch Herr Albert Kindermann in Ofen bestrebte sich, vorzugsweise
meine Sammlung mit vielen und seltenen Kleinschmetterlingen zu vermehren; aber am meisten wurde sie
mit den allerkleinsten, grösstptheils neuen Arten, durch meinen entomologischen Schüler Herrn Jos.
Mann in Reichstadt vermehrt, welcher das seltene Glück im Auffinden dieser, dem Auge so leicht entgehenden,
Arten mit Liebe dazu und eisernem Fleissc verbindet.
Das durch Herrn Treitschke nun rühmlichst beendete Werk: ,,die Schmetterlinge von Europa,“
enthält eine Menge neuer noch unabgebildeter Kleinschmetterlinge, welche seitdem durch Entdeckung
neuer Arten noch vermehrt wurden. Ihre Bekanntmachung durch treue Abbildungen ist Bedürfniss
geworden.U
m einstens diesem Bedürfnisse auf irgend eine Weise entsprechen zu können, Iiess ich vorlängst
durch meinen Freund, Herrn August Harzer in Dresden (bekannt durch sein Werkchen: „der kleine
Schmetterlingsjäger“) viele neue , oder in den schon bestehenden Werken nicht kenntlich genug abgebildete,
oder noch unbekannte Abänderungen von Kleinschmetterlingen, so wie deren noch unbekannte Raupen,
oder auch einzelne Theile derselben in starker Vergrösserung abbilden.
Ich besitze in diesen Original - Abbildungen durch die vortrefflichen Leistungen meines Freundes
einen seltenen Schatz, welchen bald gemeinnüizlich werden zu lassen, ich durch meine Freunde mit der
Versicherung aufgefordert wurde, mir zu gleichem Zwecke jene Kleinschmetterlinge mitzutheilen, welche
meiner Sammlung fehlen.
Obwohl ich voraussehe, dass bei einem solchen Unternehmen Opfer zu bringen sind, so ermu-
thigte mich doch die Liebe zur Wissenschaft, diese nicht zu scheuen.
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