Der Mann ist gewöhnlich kleiner; seine Vorderflügel haben einen schilfrohrbraunen Grund,
welcher mehr oder weniger mit weissen, grauen und schwarzen Atomen belegt ist. Bei einigen ist
der Vorderrand mit vielem Weiss gemischt, und bildet einen breiten Streif; an andern fehlt dieser
ganz, oder ist nur schwach da. Auch hier bilden sich unter dem Streife auf der Mittelsehne ein
oder einige Augenilecken aus Schwarz und Weiss zusammengesetzt. Aus der Einlenkung entspringt
cenau in der Mitte ein undeutlicher schwarzer Längsstrich, der in der Flügelmitte endiget, und vor
seinem Ende noch einen augenähnlichen weissen Fleck, als das Hauptmerkmal der Art, durchschneidet.
Vor dem schwarz punktirten Hinterrande liegt ein aus schwarzen, hinten weissbegränzten Flecken
bestehender, wenig gebogener Querstreif.
Die Hinterilügel sind reinweiss, bei dem Manne etwas bräunlich; die untere Seite ist zeich-
nungslos, und bleicher als die obere.
Was mir Herr Moritz über die Raupe und die ganze Lebensweise dieser Art berichtete,
stimmt mit den Beobachtungen des Herrn Schmidt, welche Herr Freyer am angeführten Orte wie-
dergiebt, bis auf die Zeit genau überein. Es ist jedoch anzunehmen, dass im Süden die Raupen
gewöhnlich früher, als im kälteren Havellande erscheinen und sich verwandeln.
Ich halte es nicht für überflüssig, die Beobachtungen des Herrn Moritz hiehor zu setzen.
Die Raupe von C ic a tr ic e llu s findet man im Havellande vom Anfänge bis zum Ende des
Juni in dem unteren Theile der grossen Seebinse (Scirpus lacustris). Sie ist schlank, schmutzig
weiss, auf dem Rücken röthlich, mit einem auf den mittleren Ringen deutlicheren, dunklen oft blut-
rothen Rückenstreif. Ueber den Luftlöchern befindet sich eine schwache, röthliche Linie. Der Kopf
ist gelb, das Nackenschild gelblich, letzteres hat sechs schwarze Punkte im Halbkreise; die beiden
nächsten Gelenke sind etwas breiter, und mit glänzenden flachen Wärzchen besetzt. Die kleinen
schwarzen Wärzchen der übrigen Gelenke stehen auf breiten bräunlichen und glänzenden Flecken.
Die Afterklappe ist gelbbräunlich.
Sie verpuppt sich ohne Gespinnst (wie P h r a g m i te llu s ) in der erweiterten Röhre des Binsenstengels
einige Zoll unter dem mit dünner Haut geschlossenen Bohrloche. Die leere Puppe findet
man stets an dieser Stelle; sie klettert also nicht, wie andere Arten, beim Auskriechen des Schmet-
terlinges zum Bohrloche hinauf.
Die Puppe ist braun mit schwärzlichen Flügelscheiden und einer schnabelförmigen Spitze am
Kopfe. Jeder Ring hat einen Kranz kleiner Häkchen. Die Schwanzspitze ist dick, breit, und hinten
mit einem, an den Seiten aber mit einigen kleinen Zähnchen versehen. Ungefähr nach vier Wochen
entwickelt sich der Schmetterling. Herr Moritz fand in den ersten Tagen des Juli Raupen, Puppen
und Schmetterlinge zugleich. Herr Schmidt aber fand die Raupen im Mai, und giebt die Entwickelungszeit
von der Mitte des Juni bis in den Juli an. Herr Zeller in Glogau erhielt den Schmetterling
sowohl im Freien als durch die Zucht aus Raupen vom Anfänge bis zu Ende des Juli.
C i c a t r i c e l lu s scheint überall, wo sich stehende grosse Gewässer befinden, einheimisch
zu sein.
Die Kupfertafel zeigt in Figur 2. a, b, c, abändernde weibliche, und d, e, solche männliche
Schmetterlinge.