nicht, dass Marginella des S. V . auch Bicoslella L. sein müsse. Das Original der Marginella
Fab. befand sich in v. Hattorfs Sammlung, die Marginella der Schiffermüller’schen Sammlung aber
hatte Fabricius entweder nicht gesehen oder übersehen,, denn er würde sonst, wie er stets in solchen
Fällen that, auch das „Habitat in Austria Mus. Dom. Schifferm (c zugefügt haben.
Obschon Roslrella in Oesterreich und Ungarn sehr gemein ist, und auch in England und
Böhmen vorkommt, so sah ich doch noch niemals ein Weib dieser Art, finde auch nirgends eine Erwähnung,
dass dasselbe noch unbekannt sey. Es blieb dem immer glücklichen Herrn Mann Vorbehalten
der Entdecker des Weibes von Rostrella zu seyni-^« Es war im Jahre 1841, als derselbe an einem
kahlen, von der Sonne beschienenen Bergabhange zwischen den schmalen Halmen eines daselbst häufig
in Büscheln wachsendes Grases einige dieser Weiber herumhüpfen sah, die er jedoch nicht fing, da er
sie für eine, dort häufig vorkommende Heuschrecken - Art hielt. Erst dann, als ihm eines dieser Thiere
auf die Hand hüpfte und einen Augenblick sitzen blieb, bemerkte er, dass es etwas anderes sey, uud
es gelang ihm mit vieler Müh&, ein Exemplar zu fangen, worin er sogleich das Weib von Palp.
Roslrella erkannte, die im männlichen Geschlechte an jenem Platze häufig flog. Die Freude darüber
war eben so gross, wie das Erstaunen über die sonderbare Gestalt dieses, vom Manne so sehr verschiedenen
Weibes. In Gesellschaft des Herrn Mann besuchte ich bald darauf selbst diesen Platz, um
möglichst viele Weiber dieser Art zu fangen. Aber aller Mühe ungeachtet, und obshon wir den Bergabhang
auf den Knieen mehrmals auf und abrutschten, und jedes Grasbüschel genau betrachteten, fanden
wir doch nur wenige Exemplare, wovon sonderbarer Weise mehrere nur einen ganzen und einen
halben Vorderflügel hatten. Es ist nur dem unermüdeten Eifer des Herrn Mann zuzuschreiben, dass
er auf diesem und anderen, unzählige Male besuchten, Plätzen so viele Exemplare auftrieb, dass er mehrere
seiner vorzüglichsten Abnehmer wenigstens mit einem derselben betheiligen konnte. Er machte bei
dieser Gelegenheit die Beobachtung, dass sich das Weib von Roslrella nur an warmen Tagen und bei
starkem Sonnenscheine an den Grashalmen zeigt, ausserdem aher auf der Erde, nahe an den Wurzeln
des Grases sitzt. Aufgescheucht läuft es ungemein schnell und versteckt sich; oder es macht einen
kurzen*, sprungähnlichen Flug, wie der der Heuschrecken. Dieser täuschende Flug, das ungemein
schwierige Aufsuchen im Grase, und die sonderbare, einer Heuschrecke nicht unähnliche Gestalt, mögen
wohl die Schuld tragen, dass dieses Roslrella - Weib bisher übersehen wurde.
Auch die, bis jetzt unbekannte Raupe dieser Art, wurde durch Herrn Mann dadurch entdeckt,
dass er sie an einem schmalblätterigen Grasbusche, den er zum füttern einer Psychen - Art
bedurfte, mit ein trug, aber erst zu Hause bemerkte. Sie war träge, schmutzig graugrün, und machte
sich nach einigen Tagen ein schlauchartiges Gewebe zwischen den Grashalmen. Die darin enthaltene
Puppe war am Hintertheile stark gekrümmt, und lieferte nach ungefähr 14 Tagen eine weibliche
Rostrella. Im Freien findet man den Schmetterling vom Juni an bis im August.
Palp. Rostrella hat gelbbraune Kopfhaare, welche auf dem Scheitel anliegend, nach vorn
gerichtet, hinten aber etwas wollig sind. Die Palpen, meistens noch mit grauen und weisslichen Haaren
gemischt, sind lang, zusammengedrückt, beim Manne auf der oberen und unteren» beim Weibe
nur auf der oberen, und nur selten oder schwach auch auf der unteren Kante mit aufgerichteten Haaren,
das Endglied kurz, fein, glatt und divergirend. Webenpalpen klein, kaum sichtbar. Die Fühler
kürzer als der Körper, beim Manne mit gelbbraunem Schafte und gefranzt, beim Weibe borstenförmig
mit anliegenden Schuppen.
Die Vorderflügel des Mannes sind lanzettförmig mit verlängerter Spitze, gelbbraun, bei Wien
nicht selten auch braungrau, ohne Glanz, am Innerrande sehr breit heller, die braungraue Varietät