Von den Kenntnissen und der Genauigkeit im Darstellen überzeugt, konnte ich Herrn Harzer die
Ausführung der Abbildungen in Kupfertafeln mit Zuversicht anvertrauen, indem sich in seiner Person alles
Wünschenswerthe vereinigt. Derselbe ist nicht nur ein rühmlichst bekannter Entomolog, sondern
auch Zeichnungslehrer, Maler und Kupferstecher. Viele ausgezeichnete Arbeiten seiner Hand befinden
sich zerstreut in mehreren naturwissenschaftlichen Werken. Nur von einem so vielseitigen Künstler war
die, bekanntlich schwierige, Darstellung der Kleinschmetterliuge in höchster Treue und Vollkommenheit,
so weit sie dem menschlichen Fleisse möglich ist, zu erwarten. So wie mich, leitet auch Herrn Harzer
bei diesem Unternehmen nicht Gewinn, sondern reine Liebe zur Wissenschaft und der Wunsch, dem eiito-
mologischen Publikum eine möglichst gediegene, wenn auch von menschlichen Fehlern nicht freie, Arbeit
zu übergeben.
Es war immer mein Bestreben, möglichst viele Kleinschmetterlings-Raupen einer Art zu sammeln
und sorgfältig abgesondert zu erziehen, um durch die Mehrzahl die Standhaftigkeit e in e r Art zu erforschen,
oder die dadurch erhaltenen Abänderungen, welche jetzt nicht selten als eigene Arten getrennt
stehen, mit Sicherheit wieder vereinigen zu können. Ich werde meine, in dieser Hinsicht gemachten Erfahrungen,
in diesen Abbildungen deutlich und gründlich darlegen.
Dass sehr verschiedene Arten von Kleinschmetterlings-Raupen dem unbewaffneten Auge gleichartig
zu seyn scheinen, ist bekannt; nur durch starke Vergrösserung wird der Unterschied gefunden. Die
Farbe des Grundes, und oft selbst die Zeichnung giebt keinen sichern Anhaltspunkt. Nur die Form, Stellung
und Anzahl der, oft dem bewaffneten Auge schwer zu erkennenden Wärzcherif oder die Gestalt des
Kopfes, Nackenschildes und der Afterklappe, ja nicht selten erst die Afterspitze der Puppe mit ihren
mannigfaltig gestalteten Häkchen oder Borsten, und andere Merkmale, müssen uns Aufschlüsse über gleiche
oder getrennte Arten geben, und geben sie auch wirklich, nach dem weisen und zu bewundernden Naturgesetze.
Ich fand mich in Zweifeln oft genöthigt, meine vergrösserteh Original-Raupen-Abbildungen
zum Vergleich vörzusuclien, und so glaube ich durch die hier gegebenen Vergrösserungen einzelner Theile
der Raupe und der Puppe nicht nur etwas Nützliches zu leisten, sondern auch manche oft gewagt scheinende
Behauptung damit zu rechtfertigen. Derselbe Fall ist es auch bei jenen Schmetterlingen, deren
Kleinheit nicht zulässt, nahe verwandte Arten mit blossem Auge zu unterscheiden und zu trennen.
Meine Abbildungen sollen demnach enthalten: 1) ganz neue Arten; 2) zwar bereits abgebildete,’
aber nicht kenntlich dargestellte Kleinschmetterlinge; 3) solche Arten, welche auffallend abändern, und
deren Varietäten seither für wirkliche Arten gehalten wurden; 4) die noch unbekannten ersten Stände
mit der Nahrungspflanze; 5) die vorzüglichsten Theile der Raupe und Puppe, auch ausgezeichnete Glieder
manches Schmetterlings in der Vergrösserung; und endlich 6) einen erklärenden Text.
Da ich Stoff genug habe, nur in t e r e s s a n te Gegenstände zu liefern, so werde ich alles minder
Wichtige, wodurch das Werk unnöthiger Weise ausgedehnt würde, weglassen. Nur bei besonderer unumgänglicher
Nothwendigkeit kann ich mich nicht an Kürze oder Einschränkung in den Abbildungen binden,
sondern werde dann den betreffenden Gegenstand so ausführlich als möglich behandeln; ans dieser Ursache
sind auch im ersten Heft der Paediscaparmatana vier Tafeln gewidmet worden, um durch die Ue-
bergänge die Vereinigung so vieler früher bestandenen Art-Namen zu rechtfertigen. Dieses wird jedoch
in solcher Ausdehnung selten wieder der Fall seyn, wie schon mein zweiter Heft bezeugen wird, welcher
z^hn verschiedene Species enthält.
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Ich werde im Texte in der Regel nur Treitschke’s „Schmetterlinge von Europa11 und Hübner’8
„Abbildungen der europ. Schmetterlinge“ als Citate benutzen, wenn nicht irgend eine Art ausschliessend
nur in einem andern bekannten Werke vorkommt, wo dann dieses angezogen werden wird. Nur bei noch
gar nicht beschriebenen Arten werde ich ausführlicher seyn.
Die grosse Sorgfalt, welche auf die Darstellungen verwendet wird, gebietet mir, das Werk nur in
zwanglosen Heften erscheinen zu lassen; doch holfe ich deren jährlich vier zu liefern.
Zwanzig Hefte sollen eine geschlossene Abtheilung oder eine Centurie ausmachen, welcher ein
Haupttitel, und jedem zwanzigsten Hefte ein systematisches Inlialtsverzeichniss beigegeben wird.
Der gerechten Sorge, dass auch diesem Werke, gleich ähnlichen, welche oft kaum angefangen,
schon wieder •%- aus Mangel an Absatz und dem damit verbundenen Verluste für die Unternehmer — aufhörten
oder lange unterbrochen wurden, dasselbe Schicksal treffen möchte, begegne ich durch die Versicherung,
dass mich auch ansehnliche Opfer aus Liebe zur Wissenschaft zu einem gleichen Verfahren
nicht bewegen sollen.
Meine verehrten Leser werden den besten Willen noch mehr als das Vollbringen würdigen, und
mir den Lohn freundlicher Nachsicht nicht ganz versagen!
Nixdorf in Böhmen am 12. Februar 1834.
J. E. Fischer Edler von Röslerstamm.