Besitzer der Goldegg sehen Sammlung und Schriften, hatte die Güte, mir Goldegg' s Journale zur
Durchsicht zu leihen, in welchen ich im Jahrgange 1821 bei derselben Kummer, welche die Schmetterlinge
trugen, über die Raupe unserer Br u n n i c h i a n a Folgendes verzeichnet fand. »Aus einer
kleinen 16 füssigen, schwarzbraunköpfigen, gelblichleibigen Markraupe, deren Leib acht graue,
grosse Warzen auf jedem Gliede hatte, so ich den 18. Juli 1821 im Laubholzschlage auf der Höhe
des Waldberges Kottleiten, .in einer rothblütigen kleinen Distelart im Stengelmarke fand; ansgefallen
am 7. August 1821, Früh um 5 Uhr ein stumpfflügelichter Tortrix, schwarzbraun mit Aussenrand-
strichelchen und gelblichweissem Gemeinfleck der Oberflügelmitte.<
Herr Ma n n traf Br u n n i c h i a n a nicht selten an verschiedenen Orten in der Nähe von
Wien, an Bachufern, wo die gemeine Klette (Arctium Lappa L.) häufig wächst j i der Schmetterling
fliegt im Sonnenscheine, und setzt sich stets auf die obere Seite der Blätter, um sich daselbst zu
sonnen. Herr Mann fand ihn von Ende Mai an bis zu Ende Ju n i, niemals später, obschon er
in allen folgenden Monaten und oft jene Gegenden wieder besuchte. Hiernach wäre keine zweite
Generation anzunehmen. Da jedoch Goldegg seine Raupe im Juli fand, und hievon den Schmetterling
im August erhielt, die übrigen Exemplare seiner Sammlung aber, zu Folge der Journale im
Juni und Juli gefangen waren, so ist wohl anzunehmen, dass jene Raupe nur eine verspätete war.
Ich habe in den Journalen Goldegg’s vergebens nach einer zweiten, von ihm erzogenen Raupe
dieser Art, gesucht.
Die von Treilschhe am a. O., und in*der Landeskunde Oesterreichs bei B r u n n i c h i a n a
angegebene Zeit und der Aufenthaltsort sind nicht mit Sicherheit für diese Art anaunehmen, da,
wie schon gesagt, die dunklen Stücke der Sc u t u l a n a für B r u n n i c h i a n a selbst gehalten, oder
die wahren unter jenen vermischt gefunden wurden. .Uibrigens ist mir diese Art auch aus Kieder-
ungarn und ans Weissenfels an der Saale zugesehickt worden.
Die braungraue Beschuppung'aller Kopftheile und des Bruststückes ist sehr dicht und filzig,
das letztere hat zwei kleine Schuppenhöcker. Die Palpen liegen nahe an den vorragenden Stirnschuppen
und sind von der Wurzel aus dicht beschuppt, nur einige kurze Schuppen hängen auf der
untern Seite ein wenig herab , die übrigen laufen alle nach der Spitze zu,, welche abgestumpft, oder
vielmehr trichterförmig ist. Aus der Mitte dieses Trichters ragt das kleine,, cjlindrische Endglied,
oft kaum bemerkbar hervor. Die; unten mit dem gewöhnlichen mikroskopischen Flaume besetzten,
borstenförmigen Fühler sind bei dem Manne etwas stärker , als bei dem Weibe., Das Wurzelglied
ist sehr dick und von den Kopfechuppen dicht umgeben. Die Nebenaugen deutlich.
Bei allen Exemplaren ist’ der Grund der Vorderflügel dunkel-goldgelb, selten rostgelb., er
wird aber durch viele eingemischte schwarze Schuppen, welche Punkte und Fleckchen bilden,, die
zuweilen auch mit blassgelben Schuppen wechseln, und von den Bleilinien und andern Zeichnungen
so verfinstert, dass nur auf dem letzten Drittheil, sehr selten auf den ganzen Flügel, die Grundfarbe
sichtbar wird. Gewöhnlich am dunkelsten, fast schwarzbraun, und mit einigem Bleiglanz überzogen
ist der grosse, mehr als ein Drittheil der, Flügelfläche einnehmende Würzelfleck; an ihn lehnt sich
eine, auf dem Innenrande sitzende, bis in die Flügelmitte hinaufreichende, gelblichweisse, rhombenartige
, unter ihrer Spitze mit einem gegen den Hinterrand gerichteten , kleinen Zahne versehene
Makel, in welcher am Innenrande einy selten zwei undeutliche schwarze Strichelchen stehen; sie
wird auch zuweilen noch durch andere schwarze Schüppchen unrein. Im Hinterwinkel führt das
von zwei starken Bleilinien umgebene, schmale Schild auf rost-oder goldgelbem Grunde vier tiefschwarze
Läugsstrichelchen, und einige ähnliche, zuweilen in Punkte aufgelöste Strichelchcn setzen
sich noch durch das oben offene Schild bis zu den Vorderrandhäkchen fort. Der Mann hat vier Paar
gleichweit von einander entfernte, gelblichweisse Häkchen am"Vorderrande. Bei dem Weibe steht
in einiger'Ferne vom vierten noch ein fünftes und sechstes Paar schräg über der Innenrandmakel;
bei dem Manne sind diese kaum sichtbar. Aus jedem Paare dieser Häkchen entspringt eine Bleilinie,
wovon die erste und kürzeste in einem Bogen nach den Franzen geht; die zweite ist lang und
gerade, und zieht ebenfalls nach den Franzen. Zuweilen befinden sich unter der Spitze, am Hinler-
rande zwei kleine, gelblichweisse Punkto, in welchen die erste« beiden Linien enden. Die dritte
ist sehr kurz, indem sie in ihrem Laufe durch die Fortsetzung der schwarzen Strichelchen des
Schildes unterbrochen wird; jene Bleilinie, welche am Hinlerrande das Schild umgibt, ist jedoch
als eine Fortsetzung der dritten anzusehen. Die aus dem vierten Paare kommende Linie ist die
stärkste- sie wendet sich erst sehr schräg nach dem Schilde zu, wird oberhalb desselben durch einen
kleinen Flecken von der Grundfarbe bedeckt, und geht dann gerade herab, um das Schild von der
Innern- Seite zu umgeben. Vom fünften und sechsten Paare gehen zwei, erst getrennte, dann
vereinigte, breite, bei' dem Weibe deutlichere Bleilinien schräg nach der Makel des Innenrandes
herab. Die Franzen sind hinter einer -schwarzen Linie braungrau,, und hin und wieder gelblich
gemischt.D
ie Hinterflügel haben eine dunkelbraune Grundfarbe mit gelblichem Scheine; in den gelblich-
orauen Franzen befindet sich eine braune Linie. ' Der, bei dem Weibe starke Hinterleib ist dunkelbraun,
der-Afterbüschel und die Beine hellbräunlich, die letztem graugefleckt.
Die untere Seite aller Flügel ist dunkelbraun mit gelbem Scheine, die Vorderrandhäkchen
deutlich und ockergelb;; bei dem Weibe sieht man oft noch ein siebentes und achtes Paar nächst der
Wurzel. Vor den braungrauen Franzen befindet sich eine, mehr oder weniger deutliche, ockergelbe,
auf den Vorderfliigeln geschlängelte Linie.
Die Tafel 65 zeigt:
Fig. 1. a , den Mann; l , das Weib; c , eine männliehe Unterseite.
PAEDISCA DELITANA mihi.
Tab. 65- Fig- 2. a , b.
Minor; al. ant. fuscescenti-cinereis, fascia media obliqua lata speculoque anali parvo albis; capite albo.
Eine neue, vom Herrn Ma n n in der Kähe von Wien entdeckte Art. Er fing die ersten
Stücke im Juni am Lichtenstein bei Mödling auf freien, trocknen Plätzen; später, zu Anfang August
und bis zu Anfang September fing er mehrere auf dem hohen Ziegenberge bei Rodaun, wo sie .auf
den kahlsten Plätzen flogen. Es finden sonach zwei Generationen Statt. Schon früher besass meine
Sammlung 'ein einzelnes Stück aus dem Canton Wallis in der Schweiz. Diese Art ist in ihrer
Grösse veränderlich, so wie die, ihr in Gestalt und Zeichnung ähnliche Paed. Gr a p h a n a ; di«
grössten Stücke sind kleiner als die bekannte Paed. F r u t et a na .