Distinctella kommt im Juni bei Glogau nicht selten an Kieferstämmen vor; in Böhmen,
wo ich sie einmal schon im Mai fing-, ist sie gemein; seltener ist sie bei Berlin, Frankfurt a. <!♦ 0 .,
Dresden und in Mecklenburg. Bei Wien wird sie im Juni und bis Milte Juli, nieht häufig, zwar auch
um Kiefergesträuch gefangen, aber anch nicht seltener an Stellen, wo weit und breit weder eine Kiefer
noch ein anderes Nadelholz zu sehen ist. Dieses lässt mich vermuthen, dass ihre Raupe eben so wie
jene von Terella auf niederen Pflanzen, und zwar auf solchen lebt, welche gewöhnlich unter Kiefern, aber
auch, und vielleicht nur seltener, an andern Orten wachsen. Diese Vermuthung wird durch eine so
eben gemachte Erfahrung bestärkt. Während ich dieses schreibe, entschlüpften eine Menge Exemplare
von der kurz zuvor beschriebenen Lsita Scintillella mihi ihren Puppenhülsen, deren Raupen ich sorgfältig
«nd abgesondert in einem Behältniss verwahrte. Ich fand die Raupen in bedeutender Anzahl auf einer
kleinen, niedern Pflanze, auf welcher sie zwischen den Blüthenknospen lebten. Demungeachtet haben
wir den Schmetterling stets nur auf Schlehen, und andern hohen Gesträuch, welches sich ebenfalls in
jener Gegend, wo ich die Raupen fand, vorfindet, gefangen; im Grase oder auf einer niederen Pflanze
nur dann, wenn er, von uns verfolgt, dort sich unseren Blicken entziehen wollte. Sebald ich den Namen
der Pflanze erfahren werde, und diese selbst wieder in ihrer Blfithe haben kann, werde-ich die
Naturgeschichte-der'Scintillella ungesäumt bekannt machen.'
Distinctella, von ihrem Lager aufgescheucht, versteckt sich gern auf der Erde im dürren
Laube oder Nadeln und im Grase; sie schiesst erst darin herum und bleibt dann lange auf der Erde unbeweglich
liegen.
Die Tafel 80 zeigt in Figur 2 a und b Abänderungen des,Schmettbrlinges, und c dessen Unterseite
»
LITA LENTIGINOSELLA Ti.
Taf. 80. Fig. 3 . a , b.
Isis, 1839. III. 198. (Zellèr) Gen. 28. N. 15, G e le c h ia Len t ig in o s e lla ,
Hübner, Tin. Tab. 65. Fig. 438. O b s c u r e 11 a ?
Alt. ant. rufescenli-fuscis, punctis duobus ante, uno post medium nigris rufescenti-cinctis, maculis duabus
oppositis posticis (costali distinctiore) rufescentibus.
Var. b) al. ant. puncto ante medium unico, pustula post medium rufescenti, ceterum ut fl.
Var. c) maculis oppositis in strigam fere confluentibus, ceterum ut a vel b.
Lentiginosella hat viele Aehnlichkeit mit der ihr auch an Grösse gleichkommenden Felo-'
Cella, unterscheidet sich aber von ihr durch andere Farben. Die Vorderflügel haben wenigen Glanz;
ihreroth- oder fast kupferbraunen Schuppen scheinen wie dichter grober Staub auf röthlichem Grunde
zu liegen. Vor der Mitte stehen zwei gelblichrothe, nicht immer runde Fleckchen in Gestalt eines Doppelpunktes
über einander, und hinter der Mitte, in ziemlicher Entfernung von den ersteren noch ein
solcher einzelner. Bei manchen Exemplaren steht in jedem der drei Fleckchen ein schwarzer Punkt,
bei andern, und zwar den meisten, kommt er jiur in dem oberen des Doppelpunktes vor, seltener fehlt
er ganz. Im letzten Flügeldrittel zeigen sich “zwei röthliche Gegenflecke, ein stärkerer am Vorder- und
ein schwächerer, oft sehr verloschener, am Innenrande. Selten vereinigen sie sich zu einer einwinkli-
g«ii Querlinie. Am Hinterrande zeigt sich zuweilen ein rpthlichec Saum, in welchem auf den Adern
Verloschene, schwarze Punkte stehen. Die Franzen sind grau, und braun bestäubt.
Die hellgrau en trapezoidischen Hinterfliigel haben keine verlängerte Spitze und gleichen denen
von Distinctella. Die ziemlich langen Franzen sind gelblichgrau. Die untere Seite der Vorderflügel
ist sammt den Franzen glänzend bräunlichgrau mit feinem, gelbem Saume am Hinterrande; die Hinterflügel
sind am Vorderrande dichter und dunkler beschuppt als die übrige, silbergraue Fläche, ihre Franzen
sind hellgrau.. Am Hinterleibe sind einige der ersten Ringe oben gelblichgrau, die hinteren grau; unten
ist er sammt den Beinen graubraun, die Hinterschienen lehmgelb behaart und die Tarsen gelblich geringelt.
Der glatt beschuppte Köpf, der Rücken und die aufwärts gekrümmten Palpen haben die Farbe der
Vorderflügel. Das vorletzte Palpenglied ist dick, mit anliegenden Schuppen, die feine Spitze des glatten,
etwas kürzeren Endgliedes lehmgelb. Die Fühler dunkelbraun , beim Manne sägezähnig.
Nach Herrn v. Tischers Mittheilung ist die Raupe, welche er oft erzogen hat, blassgrün ohne
Glanz, mit sehr kleinen, schwarzen Wärzchen. Der Kopf und das am Vorderrande weisslich gesäumte
Nakerischild schwarzbraun. Man findet sie von der Mitte des Mai bis in den Juni auf freien
Waldplätzen auf dem deutschen- Und Färberginster (Genisla germanica et tinctbria) zwischen zusammen
gezogenen Blättern der Zweigspitzen ; 1 gewöhnlich werden drei bis vier Raupen auf einer Pflanze angetroffen.
Sie verpuppt sich von der Mitte bis Ende Juni in der Erde in einem länglichen mit Erdkörnern
vermischten Gehäuse, in welchem die gelbbraune Puppe sehr gedrängt liegt. Die Puppenruhe dauert
acht bis neun Wochen, denn erst im August erscheint der Schmetterling. Herr Zeller giebt gleichfalls
Genista tinctoria als die Nahrungspflanze der Raupen an. Ich kenne bis jetzt nur Dresden und Glogau
als ihre Heimath.
Sehr wahrscheinlich ist Obscnrella Hübn. Fig. 438 diese Art, und die Abbildung nur verfehlt.
Hert* Tritschke zieht sie zwar zu seiner Obscnrella, welche die gleichnamige des S. V. ist;
das Unzulässliche dieses Citates habe ich aber oben schon angegeben.
Die Tafel 80 zeigt in Fig. 3. a den Schmetterling von oben und b von unten.