Herr Bouché sicher geirrt, oder einen Schreibfehler begangen. Dass aber Herr Moritz wirklich
Epilobiella S. V. erzogen hatte, beweisen die von ihm erhaltenen Schmetterlinge. Um mich von
der Richtigkeit meiner Raupen- und Puppen-Beschreibungen und den Abbildungen derselben zu überzeugen,
habe ich wiederholt eine Menge Raupen und Puppen unserer Art verglichen , welche Herr Heeger in
Weingeist aufbewahrt hat. Wach diesen durfte ich an meinen Beschreibungen nichts ändern. Wenn
auch die Flugzeit des Schmetterlinges verschieden angegeben wird, so liegt der Grand wohl nur
darin, dass sich diese Zeit vom Frühlinge an bis in den Herbst erstreckt. Zincken nennt den September,
Schrank den August, Moritz den Juli und August, Mussehl den Mai, Juni und August, Zeller den
Juli, August und September, und aus Bouehé’s Angaben ist das Ende des Juni oder der Anfang des
Juli als Flugzeit anzunehmen.
Wir kommen nun zur Beschreibung des Schmetterlinges. Die anliegenden Schuppen des Kopfes
und die Palpen sind gelblichweiss', letztere aufwärts gebogen, mässig lang, dünn mit angedrückten
Schuppen, nur am Ende des vorletzten Gliedes verdickt, das braun gefleckte Endglied fast eben so lang
wie das vorletzte. Die dunkelbraunen Fühler haben noch nicht die Länge des Körpers. Der Thorax
hat die Farbe der Vorderflügel, der Hinterleib ist oben hräunlichgrau, unten, sammt Brust und
Beinen lehmgelblich. Das Weib hat an beiden Seiten des Afters einen dunkelgrauen Fleck. Die
lang gestreckten, heim Weibe etwas kürzeren Vorderflügei sind sehr dicht beschuppt , und erscheinen
daher etwas rauh. Wir finden sie in zweierlei durch Uibergänge verbundenen Farbenjo die keinën
Geschlechts-Unterschied anzeigen. Ich habe zur Abbildung die hellste und dunkelste Varietät gewählt.
Die erstere (Fig. k) hat lehmgelbliche, bräunlich - oder graunebelige Vorderflügel ohne bestimmte
Zeichnung; nur am Innenrande befinden sich zwei kleine, runde; tiefschwarze Fleckchen aus etwas
aufwärts gerichteten Schuppen bestehend. Der erste, welcher nicht selten auch fehlt, oder sehr
verloschen ist, steht nicht fern von der Wurzel; der zweite, niemals fehlende, in der Mitte. Bei
den dunklen Varietäten (Fig. 1 ) , welche hei Wien seltener Vorkommen, ist der Grund braun°ran
und das Nebelige darin lehmgelblich. Hier sind die beiden Innenrandfleckchen nicht so deutlich.0 Dié
ziemlich langen Franzen sind lehmgelblich oder hräunlichgrau; je nachdem die Farbe der Flügel ist.
Die schmalen, lanzettförmigen (nicht linienförmigen, wie Herr Zincken sagt), gegen die
Spitze verdünnten Hinterflügel sind hräunlichgrau, ihre sehr langen Franzen gelblichgrau. Unten sind
die Vorderflügei glänzend braungrau, am Vorderrand schmal, lehmgelb; die hintern' etwas heller
die Franzen wie oben. ü’f
Die Tafel 7d zeigt in -
Fig. a , die Wohnung der Raupe 5
b, die Raupe seihst y 1
C , D y Ey vergrösserte Theile derselben $
jF , die Puppe' 5
G y dieselbe stark vergrössert 5
H , die vergrösserte Afterspitze der Pnppe ;
ƒ , den noch mehr vergrösserten Stehn der Afterspitze ;
Ä, einen hellen männlichen Schmetterling.
Unterseite“ **“ ^ jj{ " J “ du"klen weiblichen Schmetterling, und in b dessen
OECOPHORA ANDEREGGIELLA mihi.
Taf. 74. Fig-. 2- a, b.
Al* ant. nivcis nitidis, fascia media antice bifida lineaque longitudinali postica margines varie tangenti
aureo - brunneis*
a , fasciae ramo posteriore cum tinea in costa cohaerente*
b , fascia cum linea non cohaerente.
Ich erwähnte schon auf Seite 197, dass die dort beschriebene Ornix Simploniella in Farbe
und Zeichnung einige Aehnlichkeit mit der jetzt zu beschreibenden Art habe ‘ welche ebenfalls vorn
Herrn Anderegg entdeckt wurde, und die ich nach ihm, dem viel bekannten Insektenhändler, von dem
wir schon so viele neue und seltene Arten besitzen, zu benennen mich verpflichtet fand. Herr Anderegg
meldet mir, er fange diese Art in der Nähe seines Wohnortes, Gamsen bei Brig in der Schweiz, im
Juli, stets um die Mittagszeit an Haselsträuchen. Ich kenne von ihr kein zweites Vaterland, und finde
sie auch weder beschrieben noch abgebildet.
In der Grösse und Gestalt kommt sie der bekannten Oecopk. Goedartella gleich. Der Hinterkopf
und Scheitel hat aufwärts stehende , die Stirn anliegende Haare von schneeweisser Farbe. Eben
so ist der Rücken gefärbt. Die nicht langen, etwas hängenden Palpen haben weisse, anliegende
Schuppen, ihr vorletztes , an seinem Ende etwas verdicktes Glied kommt dem letzten in der Länge
ziemlich gleich 5 die goldbraun und weissgeringelten Fühler haben kaum die Länge des Körpers, ihr
Wurzelglied ist etwas lang und durch weisse Haare verdickt. Der Hinterleib ist oben bräunlich ,
unten silberweiss, wie die Beine, welche ausserdem noch dunkelbraune Flecke und Ringe haben.
Die länglichen Vorderflügei sind glänzend schneeweiss, die Zeichnungen darauf bräunlich goldig,
und an mehreren Stellen schwarzbraun gesäumt. Sie bestehen zuerst aus einem Querstreif, welcher in
der Mitte des Flügels steht, unter dem Vorderrande gabelförmig gespalten ist, und dadurch ein römisches
Y bildet. An dem hinteren Arm dieses Y, und zugleich auch am Vorderrande hängt ein bis in die
Flügelspitze reichender Bogen, welcher an seiner convexen Seite entweder zwei deutliche, in den
Hinterwinkel ausgehende, dreieckige Spitzen hat, oder statt dieser ist der ganze Raum, zwischen dem
Bogen, dem Hinterwinkel und der Flügelspitze bräunlichrgoldig ausgefüllt5 man sieht aber stets am
Innenrande einen oder zwei kleine weisse Flecke der Grundfarbe durchschimmern. Eine erheblichere
Varietät ist die, wo der Bogen, nicht mit dem hinteren Arm des Querstreifes zusammenhängt. Die
Franzen sind an der Spitze dunkelgoldbraun, weiter unten, wo sie lang werden, glänzend hellbräunlichgrau.
Die lanzettförmigen Hinterflügel sind glänzend bräunlichgrau,, und ihre langen Franzen kaum
etwas heller. Unten sind die Vorderflügei glänzend braungrau, und haben einen schmalen, weissliche»
Vorderrand, welcher in. der Mitte und nächst der Spitze von einem kleinen braunen Fleckchen unterbrochen
wird 5 die hinteren gleichen ihrer Oberseite.
Die Tafel 74 zeigt in Figur 2 , a , die obere, und in b die untere Seite.