De Geer, Zin c k en , v. Tischer (bei Treitschke) und Freyer erzogen H o lo s e r i c e l l a
aus Raupen, deren Abbildungen und Beschreibungen genau mit einer getrockneten Raupe übereinstimmen,
die ich vom Herrn Ze lle r empfing, welcher sie häufig bei Glogau fand, und erzog, und die
jener fälschlich für O b tu s e ll a gehaltenen Art angehürt. Dieses, so wie die bei allen genannten
Erziehern gleichmässig als Nahrung der Raupe angegebene Birke, ferner, die mit meiner H o lo s e r ic
e l l a genau stimmende Beschreibung des Schmetterlinge» der genannten Autoren , und die bei dieser
Art von Zincken beobachteten und überstimmenden pinselförmigen Nebentaster des Mannes, welche
hei O b tu s e ll a nicht da sind, bezeugen hinlänglich, dass Alle H o lo s e r i c e l l a meinten.
Mein Freund, Herr Freyer hat sich durch den, der H o lo s e r ic e lla eigenen, nächst der Basis
der Vorderflügel stehenden ? starken, schwarzen Querwulst verleiten lassen, in ihr eine Varietät der
U ri s t e l l a , wo dieser Wulst fast noch ausgezeichneter ist, zu sehen, obsclion beide Arten sonst
sehr verschieden sind, wie die beiden Abbildungen, die ich zu berichtigen für nölhig finde, zeigen.
Es hat nämlich die Figur d * ) , C r i s t e l l a Hübn., einen dreieckigen, schwarzen Querwulst nächst
der Basis, einen schwarzen Halbmond in der Mitte, und einen , einmal gezahnten breiten Streif vor
dem Hinterrande. In der Natur ist aber der Querwulst gerade, und braunroth gesäumt, in der Mitte
stehen zwei düstere, selten deutliche, braune Punkte schräg untereinander,, und die hintere Querlinie
ist fein und macht in der Mitte einen grossen gezähnelten Bogen. Wahrscheinlich war das Original
der Abbildung, welches Herr Freyer von mir erhielt, etwas undeutlich, wie es die meisten sind,
und der Querwulst niedergedrückt. Die Figur c , meine H o lo s e r i c e l l a , führt in der Mitte dev
Vörderflügel zwei h i n t e r e i n a n d e r stehende, graue, schwarzgeringte Punkte, welche wahrscheinlich
durch optische Täuschung bei dem lebhaften Seidenglanze des frisch ansgekrochenen Schmetterlin-
ges entstanden sein mögen. Es haben aber alle Exemplare, die ich besitze und sonst sah, zwei düster-
swarze, auf der gewöhnlichen Stelle u n t e r e i n a n d e r stehende Punkte. Es ist mir auch unter
den vielen bekannten P h y c is-Arten noch keine vorgekommen, wo die Punkte hintereinander ständen.
Mein Freund wird diese Berichtigung nicht für überflüssig finden, die mittelst Vergleichung vieler
Exemplare geschah, indess die Abbildung nur nach Einem gemacht wurde, wo Täuschungen Statt finden
können. Uebrigens hat C r i s t e l l a so w,ie O b tu s e ll a kleine, sichtbare, der Stirn anliegende
Nebenpalpen, H o lo s e r ic e lla aber pinselförmige, versteckte. Da nun sonach Herrn Freyers
Raupe, Puppe und der dazu gehörige Schmetterling Fig. c nicht zu C r i s t e l l a , sondern zu H o lo s
e r i c e l l a gehört, so ist auch Herrn Treitschke s Nachtrag zu C r i s t e l l a am angef. 0 . dahin zu
berichtigen., dass er, was die angegebenen Figuren betrifft, zu O b tu s e ll a (Zinck., H o l o s e r i c
e l la mihi) gehört, wo man ganz dieselbe Raupe beschrieben finden wird-
*) In der Anzeige der Tafel, S. 19. fehlt c und d, (auch in Treits. Suppl. S. 275 mangeln sie) und in der
Beschreibung, S. 20. steht b statt d, ,
De Geers Beschreibung der Fühler und Palpen seines Schmetterlinge« zeigt, dass er nur ein
Weibchen aus seiner Raupe erhielt. Diese weicht von den bisher bekannt gewordenen Abbildungen
und Beschreibungen in der Farbe der zwei Bückenstreifen und der Seitenflecke ab. De Geer gibt
sie als w e i s s an, während man sie sonst nur als gelb kennt. Dies bezeichnet aber nur eine Varietät
und hindert im Geringsten nicht, die Schmetterlinge, die aus den verschieden gefärbten Raupen
kamen, für einerlei Art zu halten.' Man darf auch nicht denken, dass die beiden Geschlechter durch
die Farbe der Raupen angedeutet werden; Männchen und Weibchen kommen aus gleichgefärbten
Raupen.
H o lo s e r i c e l l a hat gebogene, schwarzgraue, bei dem Manne auf der Innern Seite der
Länge nach ausgehöhlte Palpen. In dieser Höhlung oder Rinne liegen die pinselförmigen Rebenpalpen,
welche dem Weibe fehlen, wo sie klein, cylindrisch und der Stirn anliegend sind. Die schwarz-
.grauen Fühler haben ein starkes ovales Wurzelglied, sind über demselhen beim Manne zusammen gedrückt,
mit einer Ausbuchtung und in derselben mit einem Schuppenbarte versehen; bei dem Weibe
sind sie einfach borstenförmig.
Die langgestreckten , daher scheinbar schmalen Vorderflügel sind schwarz mit glänzendem,
violettem Schimmer, in der Mitte und am Hinterrande sehr zart weiss bestäubt. Rächst der Basis,
auf dem ersten Dritttheil, stellt ein schwarzer sammtartiger nach innen lichtgrau gerandeter Quers
t ; gleich hinter demselben eine weissgraue, nach aussen schwarz gerandete, schwach gebogene,
zuweilen auch etwas gezähnte Querlinie, und vor dem Hinterrande eine eben so gefärbte geschlängelte.
Beide Linien sind am Innenrande am hellsten; zwischen ihnen, nicht weit vom Vorderrande,
befinden sich zwei düsterschwarze, zusammen hängende Punkte schräg untereinander. Leber die aschgrauen
Franzen zieht eine schwarze Linie, und vor derselben steht am Flügelrande eine schwarze
Fleckenreihe; *
Die Hinterflügel sind aschgrau mit lichtgrauen Franzen. Der Hinterleib aschgrau mit wemsliclien
Hinterrändern der Segmente, und auf der Unterseite lehmgelb gefärbter Afterspitze. Die Beine
nach aussen schwarzgrau mit weissgeringelten Fussblättern.
Auf der aschgrauen Unterseite aller Flügel-läuft vor dem Hinterrande eine verloschene, lichte,
dunkel gesäumte und etwas geschweifte Linie herum.
Die Raupe hat eine spindelförmige Gestalt, ist kaffee- oder violettbraun , und hat einen breiten
schwefelgelben, durch eine feine, violettbraune Linie in der Mitte getlieilten Rückenstreif, und einen,
aus zusammen hängenden Flecken bestehenden, schwefelgelben Längsstreif über den Füssen. Der Kopf
ist dunkelbraun mit einigen kleinen weisslichen Strichen. Die Füsse violettbraun. Sie lebt in der
Mitte des Mai erwachsen auf Birken (B e tu la alba) zwischen zusammen gesponnenen Blättern, macht
sich zu Ende desselben Monats ein weissliches Gespinnst zwischen Moos, an Steine oder Baumrinde, und
wird darin zur schlanken, dunkelbraunen Puppe, aus welcher gegenJEnde Juni der Schmetterling erscheint.