gella W. V. — das dritte Synonym — ist, zu Folge der von mir verglichenen Sammlung Schiffer-
miillers, ein verblichenes Exemplar von Gelechia Obsoletelia mihi/ einer noch nicht beschriebenen
und nicht abgebildeten Art, auf welche die Worte des S. V. »beinfarbige Schabe« recht gut passen. Die
Theresianer irrten sich, wenn sie hierin die Elongella L. erkannten ; denn diese ist die Signipennella
Hbn. 196 und zugleich auch Panclella L. (Isis, 1839. S. 209 N. 6). Mit dem dritten Synonyme fällt
auch zugleich das vierte Citat aus llliger weg, und um so mehr das fünfte aus Charpentier, da derselbe
das Exemplar »so übel conservirt fand, dass es sich nicht näher bestimmen liess.« Das sechste Citat,
gleichfalls aus Charpentier, S. 149. T. Variella, muss nur unversehens hieher gerathen seyn ; denn
Treitschke spricht nur nicht davon, sondern Variella W. V. sowohl, als die Ansichten Charpentiers
über diese Art, haben gar keinen Bezug, weder auf Elongella S. V. noch auf Elongella Tr., welche
letztere die Sinuella Fab. ist (Isis 1839 S. 178 — Zeller, Phycidea Sinuella F.). Variella S. V.
aber, womit ich wieder auf uusere Chenopodiella zurück komme, ist wirklich Chenopodiella Hbn.
320, wofür auch Charpentier das eine dunkle Stück der beiden in der Schiffermüller sehen Sammlung
befindlichen Variellen, hielt. Das zweite , jetzt nur noch aus einem Vorderflügel , jedoch mit deutlicher
Zeichnung versehene Stück hielt er für eine andere Species. Es ist aber auch eine sehr helle im Mittelraume
der Vorderflügel fast ganz gelbe Abänderung der Chenopodiella und beinahe der Fig. k auf meiner
Tafel 71 ähnlich. Variella S. V. wäre also für unsere Art der älteste Name, denn Variella Fab.
(.Adela Variella Tr.) ist jünger ; beide können jedoch, da sie nicht einem ßenus angehören, nach
den Grundsätzen der Logik (Zeller, in der Isis, 1839. S. 172. Anmerk. 11), recht gut bestehen. Hat
doch Fabricius selbst eine Tinea Variella (III, 2. 299) und eine Alacila Variella (III, 2. 336).
Herr v. Tischer hat die Raupe der Chenopodiella bei Dresden nicht selten auf Gänsefuss
(Clienopodium album) gefunnden und erzogen. Ich und Herr Mann fanden sie hier in Wien häufig nicht
nur auf allen Arten des Clienopodiums, sondern auch eben so häufig auf der gemeinen geschlitzten Melde
(Atriplex laciniata), doch immer nur auf solchen Pflanzen, welche in der Nähe von Häusern, Mauern
und Gartenplanken stehen 5 auf jenen im freien Felde trafen wir sie niemals. Ob mehr als zwei Generationen
bestehen, können wir nicht versichern, doch ist es wahrscheinlich; denn wir fanden schon im
April Raupen, und so fort bis in den August. Sie verwandelten sich stets in wenigen Tagen nach dem
Einspinnen, und die Puppenruhe dauerte nicht über 14 Tage. Im Freien sahen wir den Schmetterling,
mit um den Leib gerollten Flügeln, deren Spitzen sich über dem After aufwärts richten, vom Anfänge
Mai bis in den Oktober gewöhnlich an Gartenplanken sitzen. Herr v. Tischer beschreibt in seinen mir
gütigst überlassenen Journalen die Raupe folgender Massen: »Die schlanke, spindelförmige, sein-
lebhafte Raupe ist weissgrau, zuweilen auch grüngrau mit bräunlichen Rieseln und schwarzbraunen
Punktwärzchen; über den Rücken läuft ein, nicht deutlich begrenzter, heller, breiter Längsstreifen,
das schwarzbraune Nackenschild hat drei wcissliche Streife, und der weissliche Kopf ist schwarz punk-
lirt. Sie lebt innerhalb eines weiten Gewebes an den Blüthenstengeln mehrerer Arten des Gänsefusses
vom Juli bis Ende August, und verwandelt sich in einem florartigen, ovalen Gespinnste in eine roth-
braune, schlanke Puppe, aus welcher der Schmetterling zu Ende August und im September erscheint.«
Von den bei Wien vorkomrnenden Raupen, deren Schmetterlinge genau mit jenen übereinstim-
men, welche Herr v. Tischer erzogen hat, habe ich folgende Beschreibung aufgenommen. Unter einem
weissen, leichten Gespinnste lebt, zwischen lose zusammengezogenen Blättern, die sehr behende, vier
Linien lange Raupe von niatter, grünlichgrauer Farbe. Sie führt fünf schmale, gelblichweisse Längsstreife,
wovon sich einer über den Füssen, und einer auf der Mitte des Rückens, vorzüglich auf dem schwarzen
Nackenschilde, welches dadurch getheilt und eingesäumt wird , besonders ausnimmt; der dazwischen
stehende Streif ist minder deutlich. Jedes der schwarzen , gelblichweiss geringten Wärzchen trägt ein
einzelnes, schwarzes Haar. Die der ersten Reihe, über den Füssen, sind am grössten, jene der beiden
Reihen auf dem Rücken, am kleinsten. Der Kopf ist schwarz mit einer weisslichen Stirn. Die Afterklappe
hat kleine schwärzliche Punkte. Die Krallen sind schwarz und grünlich gefleckt, und die Bauch-
füsse weisslichgriin mit vollständigen Hakenkränzen. Sie verpuppen sich in einem weissen, dichten
ovalen Gespinnste, welches sie entweder zwischen den Blättern der Pflanze, oder an den Wänden und
anderen Gegenständen ihres Behältnisses anlegen. Die Pupqe ist hellbraun, mit langen Flügelscheiden
und einer stumpfen Afterspitze, welche mit warzenähnlichen Erhöhungen besetzt ist; von welchen die
hinteren eine einzelne, die höher stehenden aber zwei, an ihren Enden hakenförmig gekrümmte Borsten
führen.
Aus dem Vergleich beider Beschreibungen ergiebt sich, dass die Raupen einer Art angehöreu,
die etwas abändert. Ich selbst fand mehrere derselben in der Mitte des Sommers, welche mir dunkler
gefärbt zu seyn schienen, als die des Friijahres. Auch die Flugzeit des Schmetterlinges wird von den
Autoren verschieden angegeben. Herr v. Tischer gibt den August und September, Herr Kollar den
August, und Herr Zeller, den Mai, August und September an. Diese Angabe ist aber der meinigen ,
nach welcher ich den Schmetterling vom Mai an bis in den Oktober im Freien beobachtete, nicht
entgegen.
, Ich habe auf der Tafel 71 die hellste, und auf der Tafel 72 die dunkelste Varietät des Schmetterlinges
abbilden lassen. Am gewöhnlichsten sind Kopfhaare, Palpen, Rücken und Vorderflügel bleichochergelb
; an den letzteren ist der Vorderrand und die Spitze breit olivenbraun; am Innenrande stehen
zwei, eben so gefärbte, fast schwarze längliche Fleckchen , oft auch noch eines hinter der Mitte unter
dem Vorderrande. Bei der hellen Varietät (Fig. k) ist auch der Vorderrand gelb, und unter demselben
zeichnen sich ein oder zwei dunkle Längsfleckchen vorzüglich aus. Bei andern Varietäten wird der
Vorder-und Innenrand allmählig dunkler, und es bleibt in der Mitte nur ein, von Hübner und Duponchel
zu rothgclb gegebener, oben und nnten ausgebuchteter, bleich-ochergelber Längsstreif, welcher vor
der Flügelspitze am deutlichsten ist. Bei noch andern Varietäten sind Rücken, Kopfhaare, Palpen und
Vörderflügel olivenbraun, und die letzteren führen in ihrer Mitte nach der Länge drei ochergelbe Flecke
von verschiedener Grösse, wovon der hinterste am grössten ist. Bei der dunkelsten Varietät (Fig. 1.)
sind diese Flecke nur sehr bleich vorhanden. Die am Hinterwinkel langen Franzen sind graubraun,
bei hellen Stücken graugelb gemischt, und in denselben befinden sich unter der Flügelspitze meistens
einige gelbliche Haare. Uibrigens sind die Vorderflügel gestreckt, etwas schmal, und auf der Spitze
dicht mit Haarschuppen bedeckt. Die Fühler sind dünn; von den etwas kurzen, aufwärts gekrümmten
Palpen ist das vorletzte Glied nur wenig stärker als das Endglied, der Kopf eingezogen und transvers.
Der Körper dick.
Die langeny lanzettförmig zugespitzten Hinterflügel sind grau, dunkler bei dunklen Stücken,
und ihre langen Franzen kaum etwas heller.
So sehr auch die obere Seite abändert, so ist doch die untere bei allen Varietäten graubraun,
nur etwas dunkler bei dunklen, und kaum etwas heller, jedoch mit einem sehr schmalen gelblichen
Vorderrande versehen, bei helleren Stücken.
Diese Art scheint weit verbreitet zu seyn; denn nach den Schriftstellern, nach Zusendungen
und meinen eigenen Erfahrungen kann ich Oesterreich, Böhmen, Kärnthen, Steyermark. England,
Sachsen, Augsburg, Weissenfels a. d. Saale, Frankfurth a. d. Oder, Berlin, Glogau und Polnisch-
Lissa als ihre Heimath angeben.