einen Irrthum zu erklären. Ich erhielt nemiich aus mehreren Gegenden C r a ta e g a n a und ß o b o r a n a
zugesendet, tlieils als Weib und Mann einer Art, theils als zwei eigene Arten, und auch die letztere
allein als Varietät von X y lo s te a n a , oder unter derselben vermischt. Herr Grüner in L e ip z ig
sandte mir eine ganze Parthie C r a t a e g a n a , R o b o r a n a und X y lo s te a n a zur -Bestimmung,
wovon er mir mehrere zu überlassen die Güte hatte, und dabei bemerkte, dass alle drei Arten
gemischt und nicht selten bei L e ip z ig im J u n i Vorkommen. Hierdurch wurde ich in den
Stand gesetzt, viele Exemplare zu vergleichen, und nicht nur sechs Stück C r a ta e g a n a und eben
so viele ß o b o ra -h a für meine Sammlung zu gewinnen, sondern auch noch mehrere Paare einigen
Freunden zur weiteren Beurtheilung zu überlassen. Wir sahen nun deutlich aus der übereinstimmenden
Grundfarbe, der fast immer gleichbleibenden Zeichnung, vorzüglich des den Vorderrand niemals
berührenden Mitteldeckes beim Manne, und den gleichgestalteten Palpen, dass es die beiden Geschlechter
einer Art sind, und sonach ist nicht nur der lange verborgene Mann zu C r a t a e g a n a gefunden,
sondern auch der Streit, ob R o b o ra n a Varietät sey, gehoben. Die Art muss nun den Namen
C ra ta e g a ira behalten, da der ihr nach dem Manne zwar gebührende Name R o b o r a n a schon
einer anderen Art im Gen. P e n th in a angehört. Ich werde in den folgenden Heften nochmals den
Mann und auch das Weib von C r a ta e g a n a liefern, und hoffe bis,-dahin auch über die Raupe
genaue Auskunft zu erhalten.
Warum ich C h a r a c te r a n a Hüb. F|g. 125. nur mit einem Fragezeichen zu Xy 10 s t (■ ana _/v.
ziehe, dafür habe ich meine Gründe schon bei der vorhin beschriebenen D e c r e ta n a angegeben.
X y lo s te a n a hat in beiden Geschlechtern einerlei Farbe und Zeichnung, und nur in-der
ersteren kommen einige Abänderungen vor, welche ich weiter unten angebeh werde. In der Gestalt
gleicht sie der L a e v ig a n a , deren Mann auch eine bedeutende Aehnlichkeit in der Zeichnung hat.
In der Grösse übertrifft sie aber die genannte Art, doch kommen auch zuweilen sehr kleine
Exemplare vor.
Die Vorderflügel sind graulich gelbbraun, etwas glänzend, der Kopf, der Rücken und die
Fühler rostbraun, und der Hinterleib oben braungrau, unten gelblich mit graugelbem Afterbüschel des
Mannes. Nicht fern von der Einlenkung befindet sich auf den Vorderflügeln ein auf dem Innenrande
sitzender, etwas schräg aufsteigender, schmaler, dunkelbrauner Zapfen, welcher bis über die Flügelmitte
reicht, und sich zuweilen noch als eine feine gebogene Linie bis in den Vorderrand erstreckt,
und sonach, wie bei anderen Arten, ein fast rundes eingeschlossenes Feld an der Wurzel bildet. In
der Flügelmitte zieht eine am Vorderrande schmale, in der Mitte sich erweiternde, schräge, dunkelbraune
Binde bis zum Innenrande, wo sie am breitesten ist. Hinter ihr hängt am Vorderrande ein
dunkel-, meistens schwarzbrauner ovaler Fleck, an welchem unten ein kleines fast schwarzes Möndchen
oder Strichelchen hängt, und den Vorderrandfleck mit der Mittelbinde verbindet. Vor dem Ilinter-
rande befindet sich noch eine kurze keilförmige, den Vorderrandfleck fast, oder ganz berührende,
meistens etwas lichter gefärbte Binde, die in dem Ilinterwinkel verfliesst. Alle diese Zeichnungen
sind glänzend blassgelb gerandet. Zwischen der Mittelbinde und dem Vorderrandflecke, -und zwischen
') Im Sommer I83T hatte er wieder mehrere Exemplare von X y l o s t e a n a gefangen, aber kein einziges Stück
von C r a ta e g a n a gesehen.
letzterem und der Flügelspitze ist der Raum heller, als auf der übrigen Fläche, meistens gelb. In
der Flügelspitze stehen zu einem Punkte gehäufte schwarze Atome, die sich auch zuweilen, und
meistens beim Weibe an den Franzen herabziehen. Diese sind gelbbräunlich, oben an der
Flügelspitze etwas geschwärzt.
Die Hiuterflügel sind schwarzgrau, um die Vorderrandspitze gelb gesäumt, die Franzen
grau. Unten sind alle Flügel grau, auf den vordem ist der Vorderrand, eine ovale Makel in demselben
und der Hinterrand, auf den, hinteren die Flügelspitze in ansehnlicher Breite, und der Vorderrand
ockergelb gefärbt, in welcher Farbe sich zuweilen noch kleine braune Querstrichchen zeigen.
Ich habe nur zwei bedeutende Abänderungen bemerkt. Bei der einen ist sowohl die Grandfarbe,
als auch die Farbe der Zeichnung sehr dunkelbraun, doch nehmen sich die Binden durch
ihre blassgelben Säume deutlich aus. Die zweite, von welcher ich einige Exemplare aus Fiume
durch Herrn Kindermann besitze, scheint allen italienischen Stücken eigen zn seyn. Ihre Grundfarbe
ist hellbleigran, die Binden sind röthlichrockergelb mit blassgelben Säumen, der Vorderrandfleck
rostbraun, und die Franzen hellockergelb.
X y lo s te a n a , mag sehr verbreitet seyn, denn ich erhielt sie aus vielen Gegenden Deutschlands,
aus Ungarn und Italien.
Die Tafel 45. zeigt in
Fig. o, das Weib von X y lo s te a n a ;
b, dessen Unterseite;
c, den Mann;
d , seine Unterseite;
g, den Mann aus Fiume, und
h, die untere Seite desselben.
Fig. e, ist der Mann von C r a ta e g a n a , oder R o b o ra n a Ilübn. Fig. 120, lind
ƒ, seine untere Seite.
N a c h l e s e .
Nro. 24. B e o b a c h tu n g e n ü b e r d e n R a u p e n z u s ta n d d e r ornix anseripennella Tr, *)
Lange hat sich die Meinung erhalten, dass diese Sackträgerin, welche die Obstbäume,
besonders die Aepfel- und Birnbäume, bewohnt, so wie die ihr verwandte Orn. A n a tip e jin e lla Tr,
theils in geraden röhrenförmigen, theils in krummen hörnchenförmigen Hülsen oder Säcken lebe,
und man vermuthete, dass diese Verschiedenheit in der Sackgestalt den Geschlechtsunterschied zur
Ursache habe.
Es war mir daher in dem schönen warmen Frühlinge des Jahres 1834 ein Vergnügen, diese
Raupenart in grosser Anzahl in den Obstgärten um Dresden anzutreffen, um durch genaue Beob*)
Dieser Aufsatz des Herrn v. Tischer sollte schon in meinem achten Hefte erscheinen ; da aber dort der Text
schon das Maas überschritt, so bringe ich ihn jetzt nach. ; A n s e r ip e n n e ll a Tr.e t Hübn. ist H em e ro b ie lla Scop.
und schon von Frisch im ersten Theile pag. 38 beschrieben und abgebildet.