Ob die Raupe in ihrer Heimat in der grünen Frucht, wenn diese noch am Baume hängt, lebt,
oder ob sie in der getrockneten Frucht überwinterten , darüber fehlen mir die Erfahrungen. Ich
glaube aber, dass sie, wie P h y c . E l u t e i l a , mit welcher sie in Raupe und Schmetterling verwandt
ist, nur von trockenen Nahrungsstoffen lebt, wohin auch ihre starken und scharfen Fresswerkzeuge
zu deuten scheinen. Es scheint mir daher, dass der Schmetterling'erst dann seine Eier in die Frucht
l'eo* *t, wenn dieselbe durch das Seewasser geniessbar geworden is t, und zum Abtrocknen im Freien
liegt • denn geschähe es früher, oder lebte die Raupe schon in der grünen Frucht, so würde das Ei
oder die Raupe durcli das Eindringen des Seewassers wahrscheinlich verderben *).
Die Raupe ist röthlich - weiss, der Kopf und die Warzen dunkelbraun, das Nackenschild, der
darauf folgende Ring und die Afterklappe eben so gefleckt.
Am Schmetterlinge sind die grauen Palpen etwas gebogen, das Endglied schwächer, der Kopf
und Rücken grau mit eingemischten weissen Schuppen, die Fühler an beiden Geschlechtern borsten-
förmig* Die Vorderflügel sind langgestreckt, am Hinter- und Vorderrande schwach gerundet. Sie
führen eine weissgraüe , bei frischen Exemplaren fast graue Farbe. Kurz vor der Flügelmitte steht
ein weisslicher, in der Mitte stark gezackter, schräger Querstreif, welcher nach aussen grau, breit
verfliessend gerandet ist. Vor dem Hinterrande ist ein zweiter, bogiger und. fein gezahnter, weisslicher
Querstreif nach innen schmal grau gesäumt. Zwischen beiden Streifen stehen nahe am Vorder-
rande drei, selten vier kleine graue Punkte in einem Dreieck sehr nahe beisammen, und unter ihnen
zieht ein, im hinteren Querstreif am Vorderrande entspringender grauer, zackichter Schattenstreif
nach dem Innenrande, den er jedoch nicht berührt, sondern meistens schon in der Mitte verlischt.
Vor den lichtgrauen Franzen steht eine Reihe kleiner schwarzer Punkte.
Die Hinterflügel haben einen fast geraden Hinterrand, und sind weiss mit braungrauen Adern
und grauer Spitze. Der lichtgraue Hinterleib wird gern ölicht.
p e n s, vorzüglich gemein soll er in Sicilien und Spanien seyn. , Seine Fru ch t wird u n reif abgenommen,
ist aber in diesem Zustande .nicht geniessbar, sondern wird es erst durch das .Seewasser, in .welches
■ man sie einige Zeit leg t, dann im Freien in Haufen tro ck n e t, und nachher in Fässer gepackt Versendet.
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*) Herr Schmidt \h eilte mir, als das Manuscript schon zum Drucke vorbereitet w ar, noch Folgendes •briel-
lich mit: »Ich fand die Raupe bis jetzt noch niemals in alter F ru c h t, sondern stets in frischer Waare,
»besonders in jener aus Puglien, seltener in der aus Cypern , und ich glaube, dass die Raupe auch in
»ihrer Heimath überwintert, und den Schmetterling dann liefert, wenn die ih r zur Nahrung dienende
»Frucht sich dem Rcifwerden n äh e rt; was ich daraus schliesse. weil ich bei dem Empfange frischer
»Waare die Raupe noch im jugendlichen Alter fand. Sie scheint aber in ihrem Yaterlande nicht alle
»Jahre gleich häufig zu seyn , denn in früheren Jahren und seit 1836 habe ich sie n u r einzeln gefun-
»den, im verflossenen Jahre (1838) aber nicht einen einzigen Schmetterling1 in meinem Waaren-Magazin
»gesehen. Die Früchte, aus welchen meine Exemplare stammen, erhielt ich aus Sicilien \ ich glaube aber,
»dass sich dieser Schmetterling überall vorfinden w ird , wo der Johannisbrodbaum zu Hause ist. An
»eine Eingewöhnung dürfte wohl nicht zu denken seyn.« , - . .
Das Auffinden der jungen Raupe in frischer Waare (unter welcher Herr Schmidt wohl diejenige
meint, die bald nach ih re r Zubereitung im Seewasser, versandt wird), und der Mangel derselben
in alter (das heisl: in ihrer Heimath über ein Jah r gelegener) F ru c h t, möchte wohl meine oben ausgesprochene
Vermuthung rechtfertigen.
Unten sind die Vorderflügel grau mit schmalem, weisslichem oder gelblichem Vorderrande, die
hintern fast ganz weiss.
In der Grösse ändert diese Art sehr ab; ich finde gewöhnlich die Männer kleiner.
Die Tafel 56 stellt dar :
Fig. a, a, die Raupe ausser , und in der Frucht des Johannisbrodbaumes;
B y C, D , vergrösserte Raupentheile;
e, das an einem Holzstücke befestigte Gespinnst mit der darin liegenden Puppe;
F, die Puppe frei;
G, die vergrösserte Endspitze derselben;
h, den Schmetterling;
Taf. 57. Fig. 1. a, einen kleineren und lichteren Schmetterling;
b, die Unterseite desselben.
PHYCIS HOLOSERICELLA mihi.
Tab. 67. Fig- 2. a—d.
T r e i l s c h k e , 9. Bd. 1. Abth. S. 190. & 10. Bd. 3. Abüi. S. 276. O b tu s e ll a .
— — 10. Bd. 3. Abth. S. 173. Supplem. & S. 275. Cit. Freyer Fig. 1. a— c zu C r is te l la.
G e rm . <fc -ZfncA. Mag. d. Ëntom. III. Bd. S. 164. O b tu s e lla .
F r e y e r , neue Beitr. 2. Bd. S. 19. Taf. 108. Fig. 1. a— c (exclus, d.) C r i s t e l l a .
D e G e e r , I, 13. Abhdl. S. 25—27. Erklär. S. 98 (alsPhal. Tortr. B e tu la e ) Taf. 28.Fig.20—23.
II, 1. S. 360. Phalène noire à crête transverse.
Betzii: Genera et species Degeerii pag. 53. Phal. nigra cristata..
Alia ant. violaceo-nigricantibus nitidulis, plaga atra scabra cinereo-marginata pone basin, stngis albidis altera
ante, altera post puncta duo media atra connata.
Man hat fast allgemein die jetzt zu beschreibende Art für O b tu s e ll a Hübn. Fig. 215 gehalten.
Ich selbst war derselben Meinung, obschon ein Exemplar meiner Sammlung ganz genau der
Hübner sehen Figur glich; ich hielt es aber, weil es einzeln war, so lange für eine Abänderung, bis
Herr Ma n n in einem, mit vielen Obstbäumen besetzten Garten einer hiesigen Vorstadt, um Birnbäume
mehrere ganz gleiche Stücke in beiden Geschlechtern fing, die mich belehrten, dass Hübner s
Art wirklich eine eigene, von der vermeinten O b tu s e lla wesentlich und standhaft verschiedene sey,
daher ich der letzteren den Namen H o lo s e r i c e l l a gab, um jenen, O b tu s e l l a , der Hübner sehen
lassen zu können.