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gegen die uns aus Süden zugesendete A llio n ia in der Grösse bedeutend zurück, und das grösste
Weib von S ta tilin u s erreicht selten die Grösse eines Mannes der A llio n ia aus Süden. Herr
S t. glaubt nun, auf die Grösse sei, als Grund der Artverschiedenheit, nicht Rücksicht zu nehmen.
Da wir aber nothwendig Zeitverschiedenheiten, wie bei P r o r s a und L e v a n a , D a p li-
d ic e und B e l lid ic e u. s. w., ferner klimatische Verschiedenheiten, wie V i l l i c a und Ko-
n ew k a i, P a p . G a la te a und P r o c id a , L e u c om e la s u. a. m. annehmen müssen, so ist es
»erade hierbei die Grösse, die nächst'den lebhaften Farben das südliche Klima uns verräth. Die
Entdeckung der früheren Stände kann hier allein entscheiden, und so lange diess nicht geschehen
ist es wohl besser, der Verschiedenheit den ihr einmal gegebenen Namen zu lassen. Herr
S t. irrt gewiss, wenn er glaubt, dass OchsenAeimer, der diesen Schmetterling in den frischesten
Exemplaren zu fangen Gelegenheit hatte, nach verbleichten Stücken vielleicht die Charaktere der
Artverschiedenheit entworfen habe. Da Herr St. OchsenAeimer'a S t a t i l i n u s und A llio n ia in
der Begattung gefangen haben will, so beweiset dieses, dass er den männlichen Falter von S ta t
i l i n u s für OchsenAeimer’s A llio n ia hält, welchen letzteren das nördliche Deutschland nicht
besitzt, der folglich auch hier nicht in der Begattung gefangen werden konnte. Als erwiesen
kann die Behauptung der Nichtverschiedenheit beider Falter erst dann angenommen werden, wenn
nach Entdeckung der Raupe unsers S t a t i l in u s und der südlichen A llio n ia eine Verschiedenheit
sich nicht ergiebt; bis dahin aber dürfte beiden Schmetterlingen der einmal gegebene Name
bleiben, wenn nicht neue Verwirrung entstehen soll.“
Ein zweites Urtheil über diesen Gegenstand, so wie über die folgende M e ro p e befindet sich
in dem, am Schlüsse dieses Heftes beigefügten, Briefe des Herrn TreitscAke.
17. M e l i t . M e b o p e de Prunn. Derselbe Herr Stein erzog aus Raupen drei Exemplare einer
M e lita e a , welche er für M e ro p e Prunn, hält, giebt ihr aber einen neuen Namen: A s tra te a .
Ich und mehrere Freunde finden das Geben neuer Namen bei Arten, von denen man nicht sicher
weiss, ob sie neu sind, der Wissenschaft nicht förderlich, und gerade hier ist es ganz am un-
rechten Orte, da Herr S t. seine neue Art selbst für M e ro p e erklärt. Er beschreibt die Raupe,
Puppe und den Schmetterling im 10. Hft. 1835. S. 862 der Zeitschrift' I s is , und verglich den
letzteren mit den Beschreibungen, welche Meigen und OchsenAeimer von M e ro p e , die ersterer
für eigene Art, letzterer aber für eine Varietät von Arte.mis hält, geben. Es fragt sich nun,
ob Herr S t. die wirkliche M e r o p e , die wir aus der Schweiz erhalten, und sich jetzt wohl in
allen mittelmässigen Sammlungen befindet, besass oder kannte? Ist St.’s A s t r a te a von der
Schweizer M e ro p e nicht-verschieden, was aus St.’s Beschreibung des Schmetterlings nicht so
ganz genau zu entnehmen ist, so wäre M e ro p e eine Abänderung der A r tem is , da auch S t.’s
Raupe von der gewöhnlichen A rtem is-R au p e nur sehr unbedeutend verschieden zu seyn scheint.
Aber das Urtheil des Herrn v. Charpentier, welches derselbe in Germar und Zincken’s Magazin
der Entomologie 4. Bd. S. 387. bei Gelegenheit der Anzeige eines vom Professor Meisner in
Bern verfassten Verzeichnisses der von ihm beobachteten schweizerischen Tagschmetterlinge,
über M ero p e giebt, spricht ganz für die Rechte eigener Art. Ich gebe hier Charpentier's
Worte, wie sie dort stehen.
„M e lit. M-erope de P ru n n . L e p id o p t. P e d em o n t. pag. 73. No. 151. Hübn. Pap.
A rtem is Tab. 129. Fig. 653: Ochsenh. 4. Bd. S. 104. Dieser früher für Abänderung der Mel.
A rtem is gehaltene Schmetterling, ist hier (vom Prof. Meisner) und gewiss mit Recht, als
eigne Art aufgeführt. Schon OchsenAeimer a. a. 0 . führt ihn als eine sehr merkwürdige Abänderung
auf, und bemerkt, dass derselbe nach WaUneds Versicherung seine eigenen Wohnplätze
im piemon'. Gebirge habe; Herr Prof. Meisner giebt ihm nun zwar denselben Aufenthalt wie
Gin tili a: allein die genaue Uebereihstimmung vieler Exemplare, bestätigen die Rechte der Art:
und OchsenAeimer selbst erkennt die M e ro p e jetzt als eigene Art an, wie er unlängst mündlich
gegen mich äusserte, als i :h bei meiner Rückkehr aus der Schweiz und Italien über diese Me
l i t a e a mit ihm sprach.
Zum Schlüsse gebe ich das Fragment eines Briefes von Herrn Friedrich Treitschke in Wien,
womit dieser Freund mir das Manuscript obiger Nachlese zurücksandte.
„Was Sie über die verschiedenen kleinen, grauen L a r e n t i a - Arten bekannt machen wollen,
stimmt ganz mit meinen jetzigen Ansichten, wie mit dem Protokolle, das wir im August v. J. ü er
diese und andere schwierige entomologische Verhandlungen aufnahmen. Ich gestehe gern gründlich
erwiesene Irrthümer ein, weil ihre Bekanntmachung am besten das immerwährende Fortschreiten unsers
Wissens bezeugt.“
„Ueber die grösseren Schmetterlinge von 15 bis 17 möchte ich aber Einiges hinzugefugt
wünschen >3 c f. M( P ' * ' ■ 1 ,y;
„Zu G a str. P ity o c am p a . Während meines Aufenthaltes in Dresden und Leipzig im Monate
Juli, sah ich wieder Exemplare mit diesem Namen, die aus Norddeutschland herruhrten, und
wahrscheinlich jene besondere neue Art waren, für welche ich im 10. Bd. 1. Abth. S. 194 den Namen
P in iv o r a , unter vorläufiger kurzer Beschreibung, vorschlug. Es blieb nur zu bedauern, dass
ich meine zweifelhafte Art nicht mit jenen Stücken vergleichen konnte, doch hoffe ich, durch gegenseitige
Zusendungen später ins Klare zu kommen. Wie dem aber auch sey, so gehören Villters interessante
Bemerkungen zur südlichen Art, also zur eigentlichen längst bekannten P ity o c am p a .“
„Zu H ip p . A llio n ia und S t a t i l in u s . Das von Herrn Stein, in der I s is , a. a. 0. vor-
gesclilagene Zusammenziehen dieser zwei allgemein anerkannten Arten in eine einzige, (doch wohl
dann unter dem älteren Namen S ta tilin u s ,) hat mich wahrhaft überrascht. Eine höchst bedeutende
Anzahl Beider, die ich öfters verglich, und jetzt noch vergleichen kann, hatte mir immer bewiesen,
dass Ochsenheimer, wie alle seine Nachfolger, vollkommen Recht hatten, sie zu sondern. Die
Unterscheidungszeichen hat Ochsenh. I. Bd. 1. Abth. S. 185 so gut angegeben, dass, wenn man sie
gehörig beächtet, und nicht etwa nur Eine der zwei Arten besitzt, keine Vermengung möglich scheint.
Vorzüglich verweise ich auf die standhafte Kleinheit des S ta tilin u s , und auf das §. 3. Gesagte, über