Schotenweiderich genannt (Epilobium hirsutum), nährt sich bloss von der Blatthaut und den jungen
Blüthentrieben, und dringt auch selbst in den Stengel ein, dessen Mark sie verzehrt. Herr Pastor
Mussehl, in Kotelow im Meklenburgischen, fand Raupen in den Herzblättern der Inula dysenterica, und
die daraus erhaltenen und mir zugeschickten Schmetterlinge stimmten ganz mil, meiner Epilobiella
uberein. Auch jene,, die er im Freien im Mai und Juni und wieder im August fing, waren nicht
verschieden. Man trifft in den besagten Raupenwohnungen zu gleicher Zeit Raupen in verschiedener
Grösse, auch solche, welche mit den Larven einer ganz kleinen gesellschaftlichen Schlupfwespe angef&llt
sind, Schlupfwespen selbst und auch Puppen an.
Die sehr träge Raupe hat sechzehn Füsse, ist an beiden Enden dünn, fast einen halben Zoll
lang, und von blasser, gelbgrüner Farbe mit einem röthlichgelben, verflossenen Rückenstreife, Nur
durch starke Vergrösserung sieht man in den Seiten nnd auf den ersten Ringen kleine Wärzchen,
wovon jedes ein weissliches Haar trägt. Die eben so kleinen, warzenähnlichen Erhöhungen auf der
Mitte der Mittelringe; tragen keine Haare. Der Kopf ist an manchen Stücken schwarzbraun, an anderen
hellbraun $ alle haben» eine weissliche Stirn und schwarze Kinnbacken. Das Nackenschild ist gelbbraun,
selten dunkler 5 es wird durch einen weisslichen Längsstreif getheilt. Die Afterklappe ist meistens ohne
Auszeichnung, selten schwach grau gefärbt5 die Krallen sind nur an manchen Stücken bräunlich,
gewöhnlich aber,, wie die übrigen Füsse, weisslich. Nach kurzer Lebensdauer macht sie sich in ihrer
Wohnung ein zartes Gespinnst, und wird darin zu der, im Verhältniss zum Schmetterlinge sehr
kleinen Puppe, welche am Kopfe sehr breit ist, und lange Flügelscheiden hat. Zwischen den Fuss - Und
Fühlerscheiden sind starke Vertiefungen,.» Sie ist glänzend5 der Kopf, der ganze vordere Brusttheil und
die Flügelscheiden sind schwarz, alles Uibrige ist bei einigen rothbraun, bei andern dunkelbraun,
stets aber ist die, in einen Stiel verlängerte Afterspitze,gelbbraun. Das Ende dieses Stieles hat einen,
aus acht horizontal stehenden Spitzen gebildeten Stern von schwarzer Farbe. An den Seiten der Ringe
des Hinterleibes befinden sich kleine Erhöhungen und auf diesen Borsten, welche sich theils auswärts,
theils einwärts krümmen. Nach 10—12 bis 14 Tagen entwickelt sich der Schmetterling, und, nach Herrn
Heeger’s Beobachtung, stets gegen Anbruch des Tages5 er begattet sich schon an demselben Morgen,
bleibt oft bis Abends in Copula, und das Weib legt dann schwärmend seine Eier in die jüngsten Triebe
der Pflanze, aus welcher nach 8 — 10 Tagen schon junge Räupchen hervorkriechen. Das Ei ist cylin-
drisch und perlfarbig. Im Freien hat Herr Mann den Schmetterling zu Ende Juni, im Juli und im
August angetroffen.
Vergleichen wir nun die Raupenbeschreibungen anderer Schriftsteller, so zeigt sich darin eine
Verschiedenheit. Bouché sagt, die Raupe sey vierzehnfiissig, der Kopf, die ersten Bauchringe, die
Bauchfüsse und die Afterdecke sollen schwarz, die Puppe schwarzbraun, der Cremaster (Afterspitze)
' linienförmig, flach, und an der Spitze mit rothbraunen Borsten gestirnt seyn. Moritz (bei Treitschke)
gibt dem Kopfe, dem Nackenschilde, den Brustfüssen und der Afterklappe, so wie der Puppe eine
schwarze Farbe. Dennoch unterliegt es keinem Zweifel, dass beide unsere Art meinten, denn sie
stimmen ausser in der Nahrungspflanze, Lebensweise und Grösse der Raupe und in andern Dingen
auch noch darin mit meinen Angaben überein, dass die Afterspitze der Puppe gestirnt sey. Diese
letztere hat Bouché am angeführten Orte Taf. 7 , Fig. 6 abgebildct, sie aber wahrscheinlich nicht unter
einer solchen Vergrösserung betrachtet, wie w irj denn er gibt dem Sterne viele Spitzen, indess er
nur acht hat. So mag es auch der Fall mit der Farbe des Kopfes und des Nackenschildes seyn, obschon
aueh die Erfahrung lehrt, dass diese bei den kleinen Raupen gewöhnlich abändert 5 aber bei der Afterklappe
habe ich niemals eine so bedeutende Abänderung wahrgenommen. Beim Zählen der Füsse hat