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der Wolga, sind uns wieder viele seltene und neue Arien von Schmetterlingen zugekommen. Der
Kaukasus, wo die Reisenden im Jahre 1840 zu sammeln Willens sind, wird wahrscheinlich eine noch
grössere Ausbeute darbieten. Aus diesen Zusendungen wird Herr Freyer die grösseren Schmetterlings-
Arten in seinem geschätzten Werke durch Abbildungen und Beschreibungen bekannt machen. Die
Bekanntmachung der Microlepidopteren ist für das gegenwärtige Werk bestimmt. Es ist aber sehr
zu bedauern, dass die bisherigen Sendungen in den letzteren Arten nichts Erhebliches enthielten, denn
der noch zu wenige Begehr dieser Schmetterlings-Gattungen, und ihr unverhältnissmässig geringer
Preis mag den Reisenden wahrscheinlich Ursache seyn, ihre kostbare Zeit mehr auf das Einsammeln
gesuchterer und lohnenderer, grosser Arten zu verwenden.
Von der auf oben angegebener Tafel abgebildeten Art erhielt ich beide Geschlechter, welche
bei Sarepta gefangen sind. Ich kann sie nur für eine Local-Varietät von Botys Falvalis halten ,
welche ich schon auf der Tafel 6 , Fig. 3 dieses Werkes, in einem sehr dunklen Weibe, jedoch nicht
ganz gelungen, lieferte. Die russischen Stücke sind nur so gross, wie die kleinsten deutschen dieser
Art. Ihre Grundfarbe ist aber» höher, fast ochergelb, die Zeichnungen der Ober - und Unterseite
aller Flügel schärfer, die Hinterflügel in der Mitte und bis zur Wurzel weisser, und die Franzen der
Vorderflügel grauer. Aber die Gestalt und die Zeichnungen der Flügel, die Palpen, Fühler und
alles Andere stimmt auf das Genaueste mit zwölf deutschen und ungarischen Stücken überein, die
ich mit jenen verglichen habe, und unter welchen ich ebenfalls verschiedene Abstufungen der Grundfarbe,
blasse und scharfe Zeichnungen, hellere und dunklere Hinterflügel und bei Einem auch fast
graue Franzen finde. Auf Hübners Abbildung passen die russischen Stücke weit besser, als die
deutschen', daher ich sie früher für nicht gelungen hielt.
Nach Duponchel kommt der Zünsler auch bei Paris vor. Bei Wien ist er keineswegs selten
und fliegt im Juli und August. Herr Mann hat die Raupe im Juni am Lichtenstein bei Wien häufig
auf Cornelkirschen (Cornys mascula) gefunden 5 aber, da er sie für eine andere, bekannts Art hielt,
keine Beschreibung von ihr aufgenommen.
Die Tafel 75 zeigt in Figur 1 , a, den Mann, b dessen Unterseite.
BOTYS CROCEALIS Hübn.
Taf. 75- Fig. 2. « , b.
Hübner, Pyr. Tab. 11. Fig. 71. Text, S. 24. N. 10. C ro c e a lis .
-—- Verz. bek. Schmett. N. 3413. ---------------
Treilschke, X. 3. S. 21 & 233. --------------
Hübner’s Crocealis hat drei Querstreife, und ist dadurch unkenntlich. Auch sein deutscher
iVame »safrangeIbert_Zünsler-s würde zu Zweifeln führen, wenn nicht sein Tezt von einer e i l e n
safrangelben Farbe« spräche. Der hintere Querstreif hiegt sich in seiner Hälfte so stark rückwärts, dass
er fast mit dem über ihm stehenden, schmalen Halbmöndchen zusammenfliesst. Dass Hübner beide
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zusammen für einen ganzen Mittelstreif hielt, unterliegt wohl keinem Zweifel. Ausser diesem Versehen
stimmt die Abbildung genau mit unsern Exemplaren überein. Herr Treitschke, welcher den
Irrtlium Hübners erkannte, und ihn so wie ich berichtiget, begeht wieder darin einen Fehler , dass
er den Vorderflügeln.andere d r e i Querlinien gibt. Es soll nähmlieh hinter der zweiten Bogenlinie und
vor den Franzen noch eine gerade Linie stehen. Wir finden aber nur zwei Linien; die erste , nacli
aussen gebogene (in der Mitte mit k e in e r Ecke versehene) Querlinie stellt nächst der Wurzel;
hierauf folgt unter dem Vorderrande stehend, ein ganz kleiner runder Punkt, hinter ihm ein schmales,
halbmondförmiges Strichelchen; nach diesem die zweite, erst nach aussen , dann in der Mitte sehl-
stark nach innen gebogene; dort fast mit dem Strichelchen zusammen hängende und, in gerader Hich-
tun«- mit ihm, nach dem Innenrande gehende Querlinie. Hinter ihr ist der Grund bis zu den Franzen
unbedeutend idunkler; Die Linien, der Punkt und das Strichelchen., ' alles nicht sehr deutlich, haben
eine ochergelbe, in’s Röthliche übergehende Farbe. Die Linie auf den Hinterflügeln ist kaum sichtbar.
Die Unterssite der Vorderflügel ist gelblichgrau, die der hintern fast weiss und glänzend.
Sie hat viele Aehnlichkeit mit Ochrealis Hbn. 146, welche jedoch meistens kleiner und viel
dunkler, hochochergelb gefärbt ist, und deutliche, rostbraune Querlinien und Makeln, und fast eben
so dunkle Franzen hat.;
Crocealis fliegt bei Wien nicht«häufig im Juni und Ju li, seltener im August um Dornhecken
und wilde Hosen. Ausserdem erhielten wir, ihn auch aus Ungarn und Mecklenburg. Herr Duponchel
hat meine zunächst folgende Botys Auranliacalis für Crocealis Hbn. gehalten.
Die Tafel 75 zeigt in Fig. 2 , a ein Weib, b dessen Unterseite.
BOTYS AURATVTIACALIS mihi.
Taf. 75- F ig . 3 . a, b.
Duponchel, Lep. d. Fr., Tom. V. Part. 2. pag. 365. PI. 235. Fig. 6. Bot. C ro c e a lis .
Alis laete aurantiacis, anteriorum strigis duabus (posteriore varie sinuata passim in te rru p ta ), puncto
lunulaque interjacentibus margineque pOstico violaceo-fuscis.
Von dieser schonen; neuen Art erhielt ich ein bei Fiume gefangenes Exemplar vom Herrn
Kindermann, und ein zweites, bei Montpellier gefangenes vom Herrn Duponchel unter dem Namen
Crocealis Hbn. 71. Dass sie aber diese nicht ist, sieht man ungeachtet der fehlerhaften Hiibner’schen
Abbildung sogleich* Obschon ich Herrn Duponchel auf die irrige Bestimmung aufmerksam machte,
und ihm zugleich den von mir dieser Art gegebenen Namen meldete, so hat er sie dennoch in seinem
oben angegebenen Werke als Crocealis Hbn. beschrieben und abgebildet.
Dieser Zünsler kommt in der Gestalt und auch fast in der Zeichnung mit der bekannten Ver-
ticalis überein, ist aber kleiner. :Die etwas aufgerichteten, zusammen gedrückten Palpen, mit dicht
beschupptem vorletzten, und kleinem glätteren Endgliede, sind oben, wie der Kopf und Halskragen,