Beobachtung, dass ihm während seines vierzehnjährigen Aufenthaltes in Schandau, niemals in den von
ihm häufig durchstreiften Gegenden des Meissner Hochlandes eine F e r r u g a n a vorkam, ob schon
sie hier, nur wenige Stunden von Schandau entfernt, und in Dresden der gemeinste Wikler ist.
Sollte vielleicht auch hier, wie es schon bey andern Arten sicher wahrgenommen wurde, der Unterschied
des C o lo r i t e s in den so sehr verschiedenen Nahrungspflanzen der Raupen zu suchen seyn?
Nach sicherem Aufschlüsse werde ich auch diese kritische Art durch eine Abbildung bekannt machen.
Herr Treitschke widerruft in seinem zehnten Bande die im achten ausgesprochene Meinung,
als sey R u f a n a Hüb. Fig. 178. eine entschiedene Abänderung der F e r r u g a n a S. V. und sie kann
es auch nach dem Zeugnisse des Herrn Charpentier nicht sein, indem derselbe in seinem Werkchen
S. 59. sagt, dass Hübner’s Figur sehr gut abgebildet sey; allein dort ist Flügelform und Zeichnung
ganz anders, als an unserer F e r r u g a n a . Wahrscheinlich befindet sich die von Charpentier in
Schiffermüller’s Sammlung gesehene R u f a n a nicht mehr daselbst, denn, sonst würde uns Herrr
Treitschke gewiss genügende Auskunft darüber gegeben haben.
B r a c h ia n a Freyer's ist eine unbezweifelte Abänderung der F e r ru g a n a zu Folge jener
Stücke, welche wir so benannt von Herrn Frey er selbst erhielten, und auch oft aus den gewöhnlichen
F e rru g an a -R au p en erzogen haben.
Es ist fast unmöglich, die Menge der Abänderungen von F e r r u g a n a einzeln zu beschreiben;
daher mag eine allgemeine Beschreibung mit Zuziehung der gegebenen Abbildungen diesen Mangel
ersetzen. Ich bemerke hier noch, dass die Figuren a, b, g , der Tafel 24, und 1. a, der Tafel
25 seltene Abänderungen sind, Figur 1. d , der zuletzt genannten Tafel aber die seltenste ist,' und
im frischen Zustande einen schönen grünen, später verlöschenden Schimmer hat.
Die gewöhnliche Grundfarbe der Vorderflügel ist glänzend braungelb, zuweilen heller oder
dunkler; seltene Abänderungen gehen in’s Gelbgraue, Grüngraue oder Grüngelbe über. Bey allen
sieht man entweder deutlich, oder nur in Spuren, eine an der Mitte des Vorderrandes hängende,
mondförmige, aus drey zusammenhängenden oder auch etwas getrennten, eckigen, roth- oder dunkel-
oder schwarzbraunen Flecken bestehende Makel. Zuweilen hängt an dem mittleren Fleck dieser
Makel noch eine zackige, bis in den Innenrand gehende, Binde von gleicher Farbe, und 'bei solchen
Stücken stehen nächst der Wurzel und vor dem Hinterrande mehr oder weniger deutliche, braune
Bogenstreifen. An manchen Stücken bemerkt mau in dem besagten mittleren Makelflecke, oder hart
an demselben, ein weisses Pünktchen aus erhabenen Schüppchen bestehend, und fast bey allen einen
kleinen schwarzen Punkt über dem Innenrande nicht weit von der Wurzel. Sonst findet man noch
gewöhnlich auf der ganzen Flügelfläche feine braune, zuweilen auch schwarze Punkte, welche ihr
oft ein gitterartiges Ansehen geben. Die Franzen sind bräunlichgelb.
Die Hinterflügel zeigen sich grau mit weissgrauen Franzen; bei den Schmetterlingen aus
überwinterten Puppen aber ist beides bedeutend heiler. Unten sind die Vorderflügel rö’thlichgrau,
mit weissem, braungestrichelten Vorderrande; die Franzen heller als oben; die Hinterflügel fast weiss.
Die Raupe lebt von der Mitte des August bis zur Mitte des September auf der Birke, nur
selten auf der Zitterpappel, in einigen Gegenden auch auf der Eiche. Sie zieht gewöhnlich durch
ihr Gespinst ein oder mehrere Blätter ganz verworren zusammen, und wohnt innerhalb derselben.
Sie ist in verschiedenen Abstufungen hellgrün gefärbt; die kleinen Warzen haben entweder dieselbe
Farbe, oder sind zuweilen hellgrau. Kopf und Nackenschild sind schwarz, oder auch schwarzbraun; letzteres
führt eine weisse Längslinie. Die Krallen sind schwarz, der Bauch und die übrigen Füsse weissgrün.
Im September verpuppt sie sich zwischen Blättern oder iii der Erde. Die Puppe ist braun,
mit grünlichen, oft auch mit braunen Flügelscheiden.
In der Regel erscheint der Schmetterling im October; es überwintern aber zuweilen auch
Puppen, und die Schmetterlinge kommen dann im Mai und Juni zum Vorscheine. Diejenigen, weiche
man im Freien zu dieser Zeit und noch früher fängt, und bleichgelb ohne deutliche Zeichnung
sind, scheinen aus solchen überwinterten Puppen zu stammen, denn die, welche aus solchen Puppen
durch die Zimmerzucht erschienen, waren ebenfalls blässer, als solche, die im Herbste auskrochen.
Herr Zeller fing in einer Birkenhaide bey Frankfurt a. d. 0 . einige Stücke von F e r r u g a n a schon
zu Anfang des Februar bei lauem Wetter, als kein Schnee mehr lag, und häufiger kam ihm dieselbe
Art in dem nehmlichen Walde, und anderwärts im Eichengebüsche im März vor; er fand sogar in
den Weihnachtstagen des Jahres 1824 viele derselben zwischen dürren Blättern an Eichensträuchern.
Es ist also gewiss, dass F e r r u g a n a eben so wie T r e u e r i a n a als Schmetterling überwintert.
Es sind dargestellt auf
Tab. 23. Fig. a, die Wohnungen der Raupe;
b, die Raupe in natürlicher Grösse;
c, 2>, £, vergrösserte Raupentheile;
f , die Puppe in wahrer Grösse;
g, dieselbe vergrössert;
h , eine vergrösserte Endspitze der Puppe auf der Rückenseite;
i , dieselbe auf der Bauchseite;
k, der Schmetterling in der meistens vorkommenden Farbe.
Tab. 24. Fig. a bis h, und
„ 25 „ 1. a bis d, zeigen verschiedene Abänderungen des Schmetterlinges;
e, die untere Seite desselben.
TERAS TREUERIANA S. V.
Tab. 25. Fig. 2. a, b.
Treitschke, a. a.. O. 8. B<1. S. 93. a. 10. Bd. 3. Abth. 139 u. 262.
Hübner, Tortr. Tab. 16. Fig. 100.
Herr Treitschke hat nun diesen, früher in seiner Gattung T o r t r ix stehenden, Wickler im
zehnten Bande in die Gattung T e r a s geordnet, wohin er nach seiner Gestalt und Zeichnung, so wie
nach den erhabenen Schüppchen der Vorderflügel, mit vollem Rechte gehört.