Lyc. I c a r iu s (A m a n d u s Huhn. [Schneider] ) wurde noch nicht in Holstein, wohl aber
auf Seeland bei Copenhagen auf einem mit Heide bewachsenen Terrain beobachtet.
D. Ueber Verwüstungen der Wiesen durch Insekten — Larven.
Zu einem von Freyer in der Isis 1834 S. .257 gegebenen Aufsatze über die Raupe der H a -
den. p o p u la r is und durch dieselbe veranlasste Verwüstung des Grases in der Nähe von Augsburg,
giebt Bote vortreffliche Bemerkungen, wovon mehrere ganz in meinem Sinne geschrieben sind. Der
Raum dieser Blätter gestattet nicht, das Ganze, was nicht wohl abzukürzen ist, hier wieder zu geben.
Ich werde aber seiner Zeit in diesen Heften das bekannt machen, was ich über die, durch die Raupe
der E p is. G ram in is im Jahre 1834 geschehene Grasverwüstung auf den Höhen bei Töplitz, und bis
in den Ellbogner'Kreis, längs der böhmisch-sächsischen Grenze sich erstreckend, von Augenzeugen
hörte. Die Raupen von P o p u la r i s und G ram in is hatten auch in den Jahren 1832 und 1833 den
Wiesen in Schleswig und Jütland grossen Schaden zugefügt.
Zum Schlüsse will ich noch eine Bemerkung des Herrn Bote erwähnen, nach welcher ihm
die in Ochsenheime r’s Systeme aufgestellten Gattungen zum Theil und in’s besondere die Gattung
H a d e n a , als entfremdende Arten vereinigend, ungenügend erscheinen. Er lobt dagegen BoisduvaVs
Zusammenstellung der Noct. c a p s in c o la , p e r p l e x a , c u c u b a li, f i l ig r a n « , c om ta , a lb im a -
c u la u. s. w., da sie sich sämmtlich von den Saamen nelkentragender Gewächse nähren, wofür er die
Sippe D ia n th o e c ia aufstellt. In solcher Beziehung will Bote auch Noct. p o p u la r is , S a p o n a -
r i a e , G ram in is u. s. w. in eine Gattung gebracht wissen, da sie sich von Graswurzeln nähren.
Ochsenheimer s Gattung H a d e n a hat schon eine zweimalige Veränderung erlitten, und wird
nebst anderen Gattungen durch spätere Systematiker noch mehrmals umgestaltet werden, ohne den
Beifall kritischer Beurtheiler zu erhalten, wenn nämlich die Bildung der Reihenfolge immer nur Geschmackssache
bleibt, und uns nicht die Mittel an die Hand gegeben werden, durch untrügliche Kennzeichen
der Gattungen eine uns unbekannte Art sicher zu bestimmen. Ohne dieses wird man bei
mancher Schmetterlingsart noch fortwährend genöthigt seyn, die Abbildungen oder andere Sammlungen
zu Rathe zu ziehen, und die Beschreibungen hintenan stellen, da die letzteren auch den mühsam
Suchenden noch oft im Zweifel lassen. Ich stimme Herrn Boie vollkommen bei, dass es jetzt
an der Zeit ist, die Mängel der lepidopterologischen Systeme aufzusuchen, zu verbessern, und nicht
hinter den Systematikern anderer Naturgegenstände, die uns schon weit vorausgeeilt sind, zurück zu
bleiben. Es ist sonderbar, dass gerade in den artenreichen Schmetterlingen, wo die ersten Stände
am meisten enthüllt sind, in dieser Hinsicht so wenig geleistet und erst durch Ochsenheimer Gattungen
aufgestellt wurden. Herr Treitsckke verfolgte diesen Plan, und hat nun durch sein rühmliches
Bemühen auch die anderen Ordnungen in Gattungen eingetheilt, und die meisten bekannten Arten
beschrieben. Es kann jetzt mit wenigerer Mühe als sonst fortgebaut, und Gattungen nach untrüglichen
Kennzeichen gebildet werden. Diese müssen aber von dem vollkommenen Insekte genommen
werden, und so gut deren die C o l e o p t e r o lo g e n und Andere fanden, werden auch wir sie finden,
wenn wir uns nur ernstlich darum bemühen wollen.
Darin kann ich aber Herrn Boie nicht beistimmen, die Gattungen nach der Nahrung der
Raupe zu bilden. Ich gebe zu, dass die ersten Stände berücksichtiget werden müssen, denn sie geben
uns Fingerzeige, wohin das vollkommene Insekt zu stellen ist, und welche Arten zusammen gehören;
aber die Erfahrung lehrt auch, und Beispiele aufzuführen, würde mir nicht schwer fallen,
dass wir aus Raupen, welche sich von ein und derselben Pflanze oder andern Gegenständen nähren,
oft die verschiedenartigsten Schmetterlinge erhalten. War es jetzt schwer, eine Art zu bestimmen,
so würde es dann unmöglich werden, wenn man mit der Art nicht auch zugleich die Nachricht erhielte,
von was sich die Raupe derselben genährt habe. Aber wie unzuverlässig, abweichend und
falsch sind nicht gar oft die Berichte über Nahrung und erste Stände! Wir würden also jene Arten,
von denen wir die Raupen nicht, oder nicht sicher kennen, immer wieder nach eigenem Geschmacke
einordnen müssen, und wo nur Geschmack herrscht, da kann kein fester Anhaltepunkt seyn, welcher
die Hauptbedingung eines Systemes ist.
Ebenfalls in* der Isis 1835. IV. Heft macht uns Herr Friedrich Stein in N iem eg k bei W itte
n b e r g mit einem von ihm gefangenen Bastarde von M a n io la (H ip p a r c h . Tr. ) P am p h ilu s
und Ip h is bekannt. Die Oberseite der Vorderflügel gehört ganz, die Unterseite derselben aber nur
fast ganz dem P am p h ilu s an; die Oberseite der Hinterflügel gehört weder ganz dem P am p h ilu s
noch dem Ip h is . Die Unterseite der Hinterflügel kommt ganz mit Ip h is überein, nur fehlt dem
einen Flügel die weisse Binde, welche dagegen der andere ganz deutlich hat. Herr Stein sagt bei
dieser Gelegenheit Einiges über die anomale Begattung |verschiedener Arten, z. B. Zyg. F il ip e n -
d u la e mit L o n i c e r a e ; M in o s mit P eu c -ed an i; S a tu rn . S p in i m itC a rp in i, und erwähnt einer
von Herrn Greiling bei H a lle beobachteten Begattung zwischen Zyg. E p h i a l t e s und P e u c e d a n i.
In den Beiträgen zur Entomologie der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur
1. Heft haben wir schon ein paar auffallende Bastarde kennen gelernt, die ich hier ins Gedächtniss
zuriickrufe. Der Eine ist nach seiner Oberseite Lyc. A d o n is , nach der Unterseite A le x is ; der
Andere hat die Vorderflügel der H ip p a rc h . A rc a n ia , und die Hinterflügel von H e ro .
Im V. Hefte der Isis desselben Jahrganges beschreibt Herr F. Stein eine in den Weinbergen
bei Wittenberg gefangene merkwürdige Abänderung der Arg. L a to n ia , welche wohl überhaupt
sehr ändert. Die Oberseite der Vorderflügel ist bis in die Mitte schwarz, eben so der Aussenwinkel.
Das übrige Feld der Flügel ist zimmtbraun mit neun kleinen schwarzen Flecken. Die Hinterflügel
sind ganz düster schwarz und haben vor dem Aussenrande eine verloschene Reihe gelber schwarz
gekernter Augen, und vor den Franzen eine schmale gelbe Linie. Die Unterseite der Vorderflügel
ist sammtschwarz mit rostbraunen gitterartigen Sehnen. Am Vorderrande befindet sich eine Binde
mit vier kleinen schwarzen Punkten. Die sonst gewöhnlichen Silberflecken sind hier gelb. Die Hinterflügel
sind gelb mit Zimmtbraun stark überzogen. Die Augenbinde fehlt ganz, und statt derselben
sind nur kleine Silberpunkte kaum bemerkbar. Herr Greiling besitzt ein ähnliches, in der Dessauer
Heide gefangenes, Exemplar, wo die schwarzen Flecke in der Mitte zusammengeflossen sind.