Diese Art ist in ihrer Grösse sehr veränderlich; die Figur 1* a der Tafel 51 stellt eines der
grössten Exemplare vor, es gibt aber noch kleinere, als in der Figur l.ft abgebildet ist. Die Figur 1 . c
zeigt die untere Seite.
COCHYLIS MANNIANA Tr.
Tab. 51. Fig. 2. a, b.
Al. ant. ochraceis nitidulis, fascia media fusca antice dilutiore, puncto anguli postici pigro, fasciola dimi-
dia ante marginem posticum fuscescenti.
Vor mehreren Jahren fing Herr Mann bei lleichstadt in Böhmen, im Monat Mai, auf einer
sumpfigen Wiese ungefähr zwölf Stück dieser früher unbekannten, noch nicht beschriebenen Art,
und Herr Treitschke hat sie dem Entdecker zu Ehren benannt *). Ich habe sie noch in keiner an-
deren Sammlung gesehen, und sie ist auch Herrn Mann seit jener Zeit nicht wieder vorgekommen.
Die ziemlich kurzen und breiten, am Hinterrande gerundeten Vorderflügel sind dicht mit
glänzenden hellockergelben, fast weisslichen Fleckchen bedeckt, aus welchen die gelbbraune Grundfarbe
nur in den Zeichnungen hervorleuchtet. Die Basis ist am Vorderrande etwas gebräunt; in der
Mitte befindet sich eine breite, nach aussen in einen nicht scharfen Winkel gebogene Binde, welche
vom Innenrande bis in die Mitte des Flügels, zuweilen auch verloschen höher hinauf, mit Schwarz
bedeckt is t; hinter derselben kommt aus dem Vorderrande eine schmälere gebogene Binde, welche
verloschen in den Hinterwinkel ausläuft, und manchmal mit schwarzen Schüppchen besetzt ist.
Zwischen diesen Binden sitzt auf dem Innenrande ein dreieckiges schwarzbraunes Fleckchen. Die
Franzen, der Kopf, die Palpen, der Rücken, die Hinterbeine und der Afterbüschel des Mannes
sind hellockergelb; die braunen, gelbbestäubten Fühler haben bei dem Manne feine kurze Haare.
Die Hinterflügel sind bräunlichgrau, die Franzen hinter einer gelblichen Linie erst grau, dann
weisslich gelb.
Unten sind die Vorderflügel glänzend braungrau, die Franzen und einige Fleckchen am
Vorderrande bräunlichgelb. Die Hinterflügel und ihre Franzen sind hellgrau mit undeutlichem,
weisslichem Gitter.
In der Grösse ist diese Art veränderlich; Figur 2. a zeigt eine mittlere Grösse, und b die
untere Seite.
*) Mein F re u n d , He rr M a n n , dessen ich in diesem Werke schon oft erw äh n te, und welcher durch H errn
Harzer zum Koloristen, und durch eigenen Fleiss zum Original - Maler gebildet ist, wird u n ter meiner
fortwährenden Leitung vom eilften Hefte a n , nun auch die Original-Abbildungen und Zeichnungen
fü r dieses Werk besorgen, und nebenbei alle Tafeln desselben, der Gleichförmigkeit wegen, selbst
coloriren. Von seiner Liebe für die Sache, die seine einzige Beschäftigung is t, lässt sich erwarten,
dass er den Freunden der Lepidopterologie Genüge leisten werde.
GRAPHOLITHA FREYERIANA mihi.
Tab. 51. Fig. 3. a—c.
Al. ant. allda, baBi fnsco macnlata, maculis duabus (dorsal! majore) oblique oppositi» ferrugineo - fuscis,
speculo striolis caesiis nitidulis notato.
Ich erhielt diese, als neu erkannte Art zuerst vom Herrn Freier zur Bestimmung, und
würde ihr sogleich den Namen meines,(i durch sein Schmetterlingswerk rühmlichst bekannten
Freundes beigelegt haben, hätte ich mir nicht zur Regel gemacht, keiner allzuseltenen Art den
Namen berühmter oder verdienstvoller Personen zu geben. Seitdem sah ich aber in der Sammlung
des Herrn Heeger viele Exemplare dieser Art, und Herr Mann fing im Juli in der Nähe von
Mödling bei Wien ein einzelnes Exemplar, Herr Zeller aber im Jahre 1837 zu Anfang Juli auf dem
Probsthainer Spitzberge in Schlesien 7— 8 Stück in einem aus Himbeeren, Nesseln, E p ilo b ium
a n g u s t i f o l iu m und S am b u c u s r a c em o s a gemischten Gebüsch, daher anzunehmen ist, dass
sie auch in anderen Gegenden einheimisch sei, und so stehe ich nicht länger an, durch die Abbildung
den angenommenen Namen festzustellen.
Es ist schwer, von F r e y e r i a n a eine allgemein treffende Beschreibung zu geben, da fast
kein Exemplar dem andern gleicht; die Zeichnungen sind stets wie verwischt; ich besitze nur ein
Exemplar, wo dieselben fast ganz deutlich sind; wo sie es nicht sind, zeigen doch die einzelnen
Flecke stets, dass sie Theile ganzer Binden und Zeichnungen sind, die sich in ihrer Lage und
Richtung immer gleich bleiben. __ Sie hat eine ausserordentliche Aehnlichkeit in Gestalt, Farbe
und Zeichnung mit C am p o l i l i a n a , der sie auch vorläufig zunächst angereiht werden kann; doch
erkennt ein geübter Blick sogleich, dass sie von ihr verschieden ist, denn ihre Grundfarbe ist
weisser, das Schild im Hinterwinkel nicht so dunkel, und C am p o l i l i a n a hat keine Mittelbinde;
übrigens sind nur die kleinsten Exemplare von F r e y e r i a n a so gross, wie die in ihrer Grösse
gleichbleibende C am p o lilia n a . Der, auf alle Eigentümlichkeiten eines Insektes stets aufmerksame
Zeller schreibt mir, dass man den auf Blättern ruhenden Schmetterling sehr leicht übersieht,
weil man statt seiner ein Stückchen Vogelexcrement zu sehen glaubt; daher er ihm auch den Namen
M e r d a n a gab, den ich beibehalten haben würde, wäre nicht der von mir früher gewählte Name
schon mehreren Freunden mitgetheilt.
Der Kopf, die Palpen und der Rücken sind so, wie die Grundfarbe der Vorderflüge!, schnee-
weiss, der Halskragen schwarz, die Fühlhörner bräunlich, weiss bestäubt, und der Hinterleib
dunkelgrau mit weisslichen Haaren und eben solchem Afterbüschel des Mannes. An der Basis der
Vorderflügel liegt, wie bei C am p o l i l i a n a , ein grosser, gerundeter, den Vorder- und Innenrand
bedeckender, schwarzbrauner Fleck, jedoch aufgelöst in mehrere und verschieden gestaltete Flecke,
Punkte, Striche und Atome, die an den meisten Exemplaren nur am Innenrande zusammenhängend
20 *