K o s tig 'k e it. Die schlimmen Rostjahre 1890 und 1892 stehen zuerst sowohl
in Bezug aut' Reicliliclikeit als auch aut' lläu tig k e it der Niederschläge. Dann
kommt in beiden Bezioliungeii das gelindere Rostjahr 1891. und zuletzt, ebenfalls
in lieiden Bezieluingen, das fast rostfreie Ja lir 1893.
Die AA'irknng der Niederscliläge zn dieser Zeit d a rf jedocli nicht so auf-
gefasst werden, als ot) ein reiclilielieres und liäuiigeres Auftreten dei'selben
dem Roste dadurcli nützte, dass sie den üredosporen iiiigewöhiilieli reiclie
Gelegeiilieit zu keimen böten, denn solclie Sporen fanden sich in der Regel
zu dieser Zeit au f dem Versnclisfelde niclit. Ist der Einfluss, au f den mau
nach dem Inhalte der Tabelle 29 wolil seliliesseii darf, eine Thatsache, so
muss sieh dieser E in f l u s s a u f d a s im I n n e r e n d e r P f l a n z e b e f in d l
i c h e M y c e lium erstrecken oder, riclitiger gesagt, da mau j a kein Recht
liat. aus der innigen synibiotisclien Vereinigung, die zwiselieii dem Pilze
und dem von ilini bewolinteii Gewebe bestellt, den einen Teil auszuscheiden,
es muss sieli dieser Einfluss au f den Komplex von Individuen erstrecken,
den das Blatt samt dem darin wolinenden Mycelium bildet.
Mit dem oben gesagten sei jedocli keineswegs beliaiiptet, dass die F ra g e
von dem Einfluss der Niederschlagsverhäitiiisse au f die Rostigkeit, selbst
wenn es sich um diese Rostart handelt, dureliaus entsoliiedeii wäre — hei
weitem iiielit, — aber auch nicht, und zwar nooli weniger, dass der Niederschlag
der einzige Witteruiigsfaktor wäre, der liierliei Bedeutung besässe.
Ohne Zweifel ist die Beziehung der Witternng zn der Rostigkeit ein selir
verwickeltes, zum grössten Teil bis je tz t noch ganz dunkles physioiogisches
Problem, bei dessen Lösung alle die Fak to ren zu berücksichtigen sind, aus
denen sicli die Witte ru n g zusanimeiisetzt, also auch die Temperaturen, die
Windverhältnisse, die Insolation u. s. w.. von denen ein jed e r an nnd für sich
wichtig ist. Der Mangel an eingehenden Untersucliungen über alle diese
Punkte macht es unmöglich, gegenwärtig irgend welche Vorstellung von
dem Umfange und der Art des Einflusses eines jed en zu erhalten, weshalb
wir uns nicht weiter hierbei aufhalten wollen. Nur das sei noch über die
T emperaturen lienierkt, dass diese in den betreffenden Ja h ren z. B. in den
Monaten April und Mai nicht so sehr von einander verschieden waren, dass
man hieraus den Unterschied der Rostigkeit des Saatwuchses in den e in zelnen
J a h ren irgendwie erklären könnte.
3. Die Ungleichzeitigkeit an den einzelnen Getreidearten. Eine zweite E ig e n tümlichkeit,
die bei der Dnrehsiolit der in die Tabelle 27 eingetragenen
Prüfnngsresultate hervortritt, ist der z e i t l i c h e U n t e r s c h i e d im A u f t r e t e n
dieser Rostart a u f d e n e in z e ln e n , von ih r heimgesuchteii G e t r e i d e a r t e i i -
Es wurden nämlicli die ersten Iläufchenfleckeu der Uredo glumarum wahr-
geiiomnien
im Jahre 1890
1891
= 1892
. 1891
auf Winterweizen
. am ‘“.li
. . TA) ” 4
Wiuterroggen Sommerweizen Sommergerste:
Es ist allerdings wahrsclieinlicli, dass die Länge des Zeitunterschiedes
— die vom Auftreten des Rostes am Winterweizen an his zum Auftreten
desselben an den übrigen liier in Rede stehenden Getreidearten (Winterroggen,
Sommerweizen und Sommergerste) verfliessende Zeit - - etwas verkürzt
worden wäre, wenn häufigere Beobachtungen aus dieser Zwischenzeit Vorgelegen
liätten. Ganz aufgelioiien oder au f ein bedeutungsloses Mass liescliränkt
wäre sic wolil doch sicher nicht geworden, da der Unterschied, so wie er
je tz t vorliegt, bis zu 2—3 Monaten beträgt.
Wie dieser Zeitunterschied am richtigsten zu erklären sei, kann gegenw
ä rtig noch uiclit mit Sicherheit angegeticu werden. Es lä sst sich a llerdings
denken, dass hie r wenigstens, wenn es gilt den Zeitunterschied zwischen der
am Winterweizen auftretenden Form einerseits und den am Wiuterroggen
und an der Sommergerste waclisenden Formen andrerseits zu e rklären, eine
Erscheinung vorliegt, die derjenigen ähnlicti ist, die wir bei der Puccinia gramin
is gefunden und oben (S. 92) die Specialisierung des P a rasitismus genannt
haben, oder mit anderen AVorten, dass die Formen der einzelnen Getreidearten
getrennte, specialisierte Formen für sieli sind. F ü r eine solche Annahme
liefern aucli andere, im folgenden nälier zu liespreoliende AA'alirneli-
mungen in gewissen Bezielmugen guten Grund.* Schwer wird es jedocli,
sich von vorneherein diese Specialierung als von der Natur so weit getrieben
vorzustellen, dass auoli die am Winterweizen und am Sommerweizen auftretenden
Formen von einander geschieden wären. Anders liesse sich die Er-
scheinung durch die Annahme erklären, dass das Entstehen und AVei-
tergreifeii der K ran k h e it viel weniger von dem Vorhandensein von Urcdo-
•sporeii in der Nachbarschaft und von den durch sie bewerkste lligten In fek tionen
abliinge, als von einem im Inneren der Pflanze befindliehen, erst nach
einer gewissen Zeit, nacli einem gewissen Entwickeluiigsstadium der Pflanze,
hinreichend kräftigen und für die Erzeugung von Üredosporen reif gewordenen
Krankheitskeime (endogenem Mycelium), wobei wir es d ahingeste
llt sein lassen, ob dieser sich schon im Saatkorn befunden hat, als es
zum Keimen in die Erde gelegt wurde, oder ob derselbe in einem sehr
frühen Stadium durcli direkte Sporidieninfektion der zarten Getreidepflaiize
da liineingekommcn ist.
4. Die Keimfähigkeit der Üredosporen. In der L itte ra tu r findet man, vou
T ü la s n b ’s Zeit (1854) an bis au f unsere Tage, z. B. bei d e B a r y (A'III. 301,
3 8 7) 1884 und P l o w r i g h t (VI, 32) 1889, allgemein angegeben, dass die
Üredosporen der Rostpilze im allgemeinen keimfällig sind, soliald sie
sieh von iliren Stielen gelöst liaben, und iiacli wenigen Stunden keimen,
wenn sie in eine hinreichend feuchte Umgeliung gelangen. Eine Besohrän-
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' Hier sei auch die Beobachtung von ü b s t e d (I, lo i ) hervorgehoben, dass im Sommer
18G2, wälirend der AVeizen in Dänemark von der betreffenden Rostart schwer geschädigt
war, der Koggen dagegen verschont blieb, wenigstens in der Umgegend von Charlottenlund,
Jiegersborg und Gjentofte, wo ü b s t e d seine Beobachtungen machte.