liervorgelien. dass d i e s e R o s t a r t a u f k e in e d e r h i e r a u f g e p r ü f t e n
B o r a g in e e n ü b e r s i e d e l t . Und sehr unsicher ist es, ob diese Rostart auf
irgend einer anderen bei niis vorkonuneudeii Boragiuee Äcidien eiitwiokelt,
ja , ob überhaupt bei ih r ein Äcidienstadium vorkommt. Obgleich dieser Rost
iu jedem der letzten Ja h re , in den Ja h ren 189Ü und 1892 sogar sehr reicli-
lich, anf dem hiesigen Versnclisfelde auftrat, mul obgleich mehrere Boragi-
iieeii z. B. Nonnea und S ym p liy tum in unmittelbare r Nähe der rostigen
Weizeiiparzellen, zuweilen sogar au f den Parzellen selbst, wiiclisen, und
mehrere andere Boragineen z. B. E chium, A nchusa, Cynoglossum, Myosotis
a u f den zum E xperimentalfältet gehörenden Feldern und Wiesen vorkamen,
sind dennoch hierselbst mir au f A n ch u sa arvensis Äcidien walirgenommen
worden, und zwar sehr .selten. Und in den Fällen, wo Äcidien auf dieser
letzteren Pflanze wahrgeiiominen wurden, hat sie ebenso iialie an sololieii
Roggeiihalmeu gestanden, die au f den verwelkten Blättern Teleutosporen der
Fuc c in ia dispersa trugen, von welcher Rostart aiicli besonders angestellte
Iiifektionsversuclie es wahrscheinlieli maclien, dass sie mit d en'Äc idien der
A nchusa in genetischer Beziehung steht. E i n s tw e i l e n in tts s e ii w ir daher
d ie F u c c i n i a g lu m a r u m a l s e in e n i c l i t -w i r tw e c h s e l i id e , als eine
homöcisctie P i l z a r t b e t r a c h t e n .
Schwieriger dagegen wird es, aus den auf Weizeiipflaiizen bewerkstelligten
Versuchen einen sicheren Schluss zu ziehen liinsiclitlich der etwaigen
F ä llig k e it des Pilzes, durch die Sporidienkeime festen Fuss zu fassen und
d irekt au f die AAteizenpflaiize überzusiedelii. und zwar aus eben denselben
Gründen, die oben (S. 66) hinsichtlich der ähnlichen, durch die Sporidien
der Puccinia gram in is tiewerkstelligten Infektionen angeführt sind. So
lange es noch an einer befriedigenden Methode felilt, die Versiichspfiaiizen
wälirend der langen Inkubationszeit, die man voranssetzeii muss, falls eine
sidche Infektion th atsä chlich in der N a tu r vorkommt, isoliert zu halten und
zugleich unter iiatürliehen Verhältnissen grosszuzieheii, so lange wird es auch
unmöglich sein, durolians schlagende Beweise für oder gegen eine solche
direkte Sporidieninfektion beizuhringeii, und zwar auch deshalb, weil man
aus Mangel an korrekter Methode ausser Stande ist, alle einzelne Faktoren,
die hier zu berücksichtigen sind, vollständig zu heherrsclien. Mau kann fragen,
welelies das — vielleicht einzige Organ der Keimpflanze ist, das den
Ansteckimgsstofl', die von aussen hineinwachsenden Siioridienschläuclie, in
sieh aufniuimt; in welcher Periode im Leben der Keimpflanze diese Aiistek-
kmig geschielit; in welcher Ausdehnung möglicherweise im Boden befiiid-
liclie, vielleicht saprophytische Entwickelungsstadieii den glücklichen E rfolg
der Infektion vermitteln u. a. dgl. Da die zahlreichen Versuche der
Ja lire 1892 und 1893 eine solche Methode auszubildeii noch immer niclit das
erstrebte Ergebnis geliefert haben und da zugleich aucli der Plan des v e rg an genen
Herbstes, die Sporidieiiscliläuclie in ihren Bezielmngcii, ihrer Reaktion,
zu den Epidermiszellen des Grasblattes mikroskopisch zu verfolgen, an der
unerwarteten Ungeneigtheit der Sporen zu keimen gesclieitert sind, können
elienso wenig liier, wie iu den entsprechenden Fällen bei der P uccinia
g ram inis, entscheidende Beweise iieigebraclit werden.
Dasselbe gilt auch von der Frage, ob ausser den zwei sclion besprochenen
Fortpflanzungsweiseii, überwinterndem Üredostadium oder d irekter ,S]ioridien-
iiifektion, ein etwa im Aussaatkorn iiinewoliiieuder Kranklieitskeiin — wir wollen
ilm ein endogenes Mycelium nennen — der Urlieber der ersten Uredogeneration
an der W in te rsa a t, entweder sclion an der Keimiiflaiize im Oktober
bis November oder auch erst im Frü h lin g im A]iril bis Mai, sowie an der
Sommersaat im Ju li bis August ist.*
0. Die zw e ite G e n e r a tio n d e s P ilz e s; d a s U re d o -S ta d ium .
1. Die Zeit ihres Auftretens. Das erste Stadium dieser Generation
ste llt sich, wie schon hervorgelioben worden ist, bei der Win te rsa a t gewöhii-
licli schon a n d e n K e im p f l ä n z c h e u im H e r b s t e , ungefähr 1 Monat nach
der Aussaat, ein. Sind die Umstände dem Gedeihen des Pilzes günstig, so
erreiclit er schon je tz t eine sowohl k rä ftig e als aucli reicliliche Entwickelimg;
andernfalls tr itt er dagegen in so geringer Menge auf, dass er leiclit der
Aufmerksamkeit entgeht, falls er im Herbste nicht ganz nnd g a r ausbleibt.
Jedenfalls aber verursacht die Winterkälte früher oder s))äter eine Unterbrechung
im üinsioligreifeii des Pilzes, indem dieselbe fast gänzlich jed e
sichtbare Spur sowohl der Uredoliäufciien als aucli der Üredosporen vertilgt.
Man sollte meinen, dass die Pflanze, wenn der Rost in grosser Menge und
mit grosser Kraft au f dersellien auftritt, hierdurcli vollständig vernichtet
werden müsste. Merkwürdigenveise ist dies jedoch nicht der Fall. Allerdings
verwelken gewöliiilich teils im Spätherbst (November—Dezember)
teils spä ter im Laufe des Winters die meisten der im Herbst am sclnversteii
tiefalleneu Blätter. D ie P f l a n z e s e l b s t aber scheint hierdurcli k e i n e s w
e g s g e t ö t e t zu werden. Sobald der F rü h lin g kommt, schiesst sie wieder
grüne Blätter und Triebe. Ja , weit davon entfernt, dass die im Herbst am
heftigsten angegrift'encii Versuclisparzellen im F rü h lin g schwäclier ansselieu
als die weniger schwer befallenen, hat es im Gegenteil in vielen Fällen den
Anschein, als ob diejenigen Parzellen den Winter am besten Uberständen,
die am meisten vom Rost lieimgesuolit waren, oder mit anderen AA*orteii, als
ob diese Rostart au f denjenigen Weizensorteu, die am meisten gegen die
Wiiiterkä lte abgeh ä rte t sind, am besten gediehe und deshalb für ih r Bestehen
von der N a tu r grade au f sie angewiesen worden wären.
2. Verbreitungsschnelügkeit und Intensität in verschiedenen Jahren.
Wenn der F rüliling mit seiner Wärme und seinem Lichte die Keim-
‘ Über die Versuclie, die in den .lahren 1892 uud 1893 zur Elirestelluug dieser Frage
gescliehen sind, sowie über die Erörterungen, zu deuen die Resultate jener Versuche im
Vergleich zu mehreren Beobachtungen im Freien sowie auch zu gewissen mikroskopischen
Studien Veranlassung gehen können, wird in einer besonderen Schrift berichtet werden.
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