C. Die zw e ite G e n e r a tio n d e s P ilz e s; d a s Ä c id ium -S ta d ium .
1. Aecidium Berheridis. Bei d em B e r b e r i t z e n s t r a u c l i e kan n der
Rost als Spermogonien uud Äcidien, die gewöhnlich beide unter dem Namen
Äcidium (»Becherrost») zusammengefasst werden, a n a l l e n c h lo r o p h y l l f ü h -
r e n d e n T e i l e n d e r P f l a n z e auftreten. Sein Aussehen kan n hier sehr
wechseln; bald bildet er nur wenige, grosse, ringförmige Flecken (Fig. 9 a)
von 3 liis 4 mm Durchmesser, bald zahlreichere, aber dann kleinere (Fig.
9 b), bald äusserst zahlreiche Flecken (Fig. 9 c), die ziemlich gleicli-
mässig über der Blattfläche zerstreut sind und deren Durchmesser höchstens
1 mm beträgt. Sind die Flecken nur einigerniasseii gross, so kan n mau
schon mit unbewaffnetem Auge an ihrer oberen Seite, besonders in dem
Mittelfelde derselben, einige sehr kleine, pünktchenförmige Erhalienheiten
wahrnehmen. Dies sind die Mündungen der in das Blattgewehe eingesenkten
tiaschenförmigen Bildnngen, die man Spermogonien benannt hat,
und die in ihrem Inneren eine unzählige Menge noch kleinerer Körperchen,
die Spermatien, — über deren wahre Bedeutung man noch nichts weiss, —
entwickeln und durch ihren Hals hinauslassen. An der unteren Seite der
Flecken sitzen die Äcidienbecher oder Röhren dicht au einander gereilit und,
wenn die Flecken gross sind (Fig. 9 a, d), an jedem Flecken oft iu einer
Anzahl von 50 oder darüber. Au den kleineren Flecken ist die Anzahl der
Äcidienbecher nicht so gross, zuweilen (Fig. 9 c, e) nnr 3, 2 oder g a r nur
1 an jedem Flecken.*
In den Fällen, wo die Infektion künstlich hervorgerufen wurde, h a t sich
die Lage der Rostflecken zn einander etwas von der eben beschriebenen
abweichend verhalten. Dies e rk lä rt sich hinlänglicli durch die Art und
AVeise, wie diese Infektionen bewerkste lligt wurden, nämlich nicht wie in
der Natur durch einzelne Sporidien sondern durch ganze Halmpartien (worüber
näheres unten). Von dieser au f das Blatt übertragenen Halmpartie
sind nun die Sporidien zahlreich entweder im Kreise ringsum die Infektionsmasse
oder in zwei parallelen Linien an derselben entlang heruntergefallen,
genau so wie es de Baby (IV, 2 5 ) hervorhebt, was zur Folge batte, dass
auch die entstandenen Äoidienflecken eine entsprechende Anordnung dar-
boteu (Fig. 8 a). Dass indessen auch hei einer a u f diese AVeise verursachten
Infektion einzelne Sporidien gelegentlich, sei es durch das Spritzen oder
auch sonst, sich weiter von der ganzen Masse entfernt logen und, wie cs j a
auch in der Natur gewöhnlich eintreffen mnss, isolierte Äeidienflecken e rzeugen,
kann man aus der Fig. 8 b ersehen, wo ebenfalls vereinzelte selbständige
Flecken Vorkommen.
AVird die künstliche Infektion sehr zeitig vollzogen, d. h. sobald die
Spitzen der ersten Blätter aus den zersprengten Knospendeckeu liervorsehen,
so wird die aus der Knospe entwickelte Blattrosette einen selir cigentüm-
‘ Über die Entstehung dieser Flecken siehe B o l l e y (I, 1 7 ,5 ).
liehen Anblick liietcn (Fig. 7). Sowolil Blattstiele als ancli Spreiten tragen
dann Flecken. Erstere ersclieinoii gebogen und auf mannigfache AVeise verdreht,
letztere ebenfalls unregclmässig und verkümmert. Da dergleichen
Bildungen niemals im Freien sind beobachtet worden, ist es erlaulit, hieraus
den Schluss zu ziehen, dass eine solche Infektion kaum in der Natur
vorkomint. Bei den in oben gescliilderter AA*eise verunstalteten Blatts|)reiteii
treten Spermogonien niclit nnr au der Oberseite, sondern aucli an der Unterseite
a u f Teils liicrdurch teils dnroli die grosse Ansdehming der F leckenpartien
Uber den grössten Teil des Blattes, und scliliesslich durch einen
eigeutiimliclien, etwas scharfen Geruch erinnern sie in etwa an Aecidium
Magelhuenicum. Bei genauerer Untersuchung findet man jedoch, dass die
durcli letztere Form verursachten Missbildungen von wesentlich anderer Art
sind. Die e rkrankten Blätter werden hier allerdings kleiner als die normalen,
sowohl was die Länge als auch die Breite derselben betrifft, sonst
aber behalten sie ilire natürlichen Proportionen, und sie verdrelien sicli
nicht im geringsten so, wie die es thun, die in einem sehr jugendlichen
Stadium mit den Sporidien der P uccinia gram in is iniiciert worden. Schon
dadurch, aber noch mehr durch die selir zahlreichen Infektionen und andere
Versuche, die im F rü h lin g 1891 mit A ecidium Aiaqei/iaejMCMiii stattfanden,
schwand aueh der letzte Gedanke daran, dass letztgenanntes Äcidium das
Erzeugnis einer selir frttlizeitigen, von dem gewöhnliclien Getreideroste anf
die Berberitzenknospen übertragenen Infektion sein könnte.
Nocli sei ein fernerer merkwürdiger Umstand aus den künstlichen In fektionen
liier erwähnt, und zwar der auffallende, von dem gewöhnlichen
abweichende, Ban der Äcidienheoher, Schon de B a ry (IA] 2 s) hebt im Jah re
1865 liervor, dass die Becher iiei dieser Art von Infektion eine grössere
Länge erreichen als gewöliiilich, häufig nlier 2 mm, uud P low r ig h t (A*I, 2 4 )
liefert im Ja lire 1889 Aiibildmig und Besclireiliung d e ra rtig verlängerter
Äoidienröhren. Dasselbe gescliah auch bei den künstlichen Infektionen am
E xperimentalfältet. Zweifelsohne muss man diese Erscheinung als eine Folge
der abnormen Kulturweise auffassen, nnd vielleicht als der zuweilen bei
hölieren Pilaiizeii vorkommenden Erscheinung analog, welclie der Gärtner
mit dem Ausdruck iSchiessen» (Vergcilen) hezeiclmet.
Von den Stammpartieen der Berberitze sind es nnr die der zarten, g rü nen
Langtriebe des Jahres, und besonders die der AVnrzeltriebe, welche
Rosthäufcheii tragen. Bei ilinen bilden die Flecken (Fig. 11) lange, er-
habene dicht mit Äcidien bedeckte AA*ülste, deren Länge oft bis zn 3—4 cm
beträgt. Auf einer iiaoli der Insel Lidingön am -’ 7 1892 niiternomnieueu Exkursion
fanden sich besonders an den kleineren Beriieritzeiisträncherii recht
zalilreiclic rosttrageiide AA*urzeltriehe der Art, wobei die Äcidien in der Regel
am liäufigstcu an dem nntereii Staniniteil des Triebes sassen. wo die F lecken
zahlreicli, wenn anoli klein waren, während die Äcidien höher am Triebe
hinauf weniger rcichlioli vorkameu und au dessen oberstem Drittel vollständig
fehlten. Die älteren, grösseren Stränclier hatten weniger zalilreiche
oder g a r keine AVnrzeltriebe, dagegen entsprangen liier den oberen Zweigen
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