UREDO GRAMINIS AN GETREIDBSAATEN. 37
deshalb eher an der Spitze geschähe, weil die im Herbste sich auf dem
Blatte ansammelnde Feuchtigkeit das Infektionsmaterial nach der Spitze
hinunterleitete. Wäre dieses der Fall, so müssten demgemäss die Flecken
häufiger, als es tliatsäclilicli geschieht, auch an der Basis der Blattsproite
auftreten. denn aucli dahin müsste ein leitender Wasserstroui Sporen bringen
können, diejenigen nämlich, die anf dem untersten Teile der Blattspreite
haften geblieiien, welcher nicht wie der olierste seine Riclitnng geändert hat.
Das sehr seltene Vorkommen von Flecken an diesem untersten Teil des
Blattes spricht aber entschieden gegen die Annahme eines nach unten gerichteten
Wasserstronies als wesentlichen Faktors bei der Infektion wälirend
dieser Lehensperiode des Pilzes.
In mehreren niclit unwichtigen Bezieluingen verliielt sich das Auftreten
dieser Üredoform an selbstgesäten Haferkeimpilanzen, die au f dem Versuchsfelde
am */io 1S91 eingesammelt ivurden, abweichend. Bei der Uiiter-
suohuug dieser Pflanzen ergab es sich, dass Pusteln dieser Rostart vor-
kanien :
nur am 1 . Keimblatt bei 195 Pflanzen — 80,9 %
ausserdem » S . » • 42 » = 17,4 >
> • 3. > 3 » = 1,2 >
. 4. » 1 » _ _= 0,5 .
Zusammen 241 Pflanzen.
Auch in Bezug an f die Lage der Flecken kamen Abweichungen von den
oben beschriebenen Verliältnissen der Weizeiikeimpflanzen vor. Au den
195 Pflanzen, die nur au f dem ersten Blatte Flecken hatten, wurden 3 verschiedene
Fälle unterschieden. Es kamen uämltch vor: l:o solche Pflanzen,
bei denen dieses Blatt sowohl nahe an der Spitze (eine Gruppe) als auch
an der Basis seines oliersten Drittels Flecken tru g (eine Gruppe); 2:o solche
Pflanzen, die nur an letztgenannter Stelle oder in der Mitte des Blattes Plek-
ken hatten, deren Spitze aber rein war (zuweilen jedoch fleckig, was vielleicht
au f die Anwese-iilieit von Mycelinm deutet, das aber keine Flecken
gebildet); sowie 3:o solche Pflanzen, die von der Spitze an bis zum untersten
Drittel der Blattspreiten hier und da vereinzelte Flecken darhoten.
Alle 3 -Fälle kamen ungefähr gleich oft vor; wollte man einen Unterschied
machen, so müsste man wohl den dritten Fall als den ungcwöhnlioii-
sten bezeichnen. Bei den 42 Pflanzen, die ausserdem am zweiten Blatte
Flecken hatten, waren die Flecken des ersten Blattes ziemlich glciclimässig
über die ganze Fläche verbreitet, während die Flecken des zweiten Blattes
sieh beinahe ausschliesslioli an dem obersten Drittel oder Viertel der Blattspreite
befänden. Nicht selten kamen dann au f dem ersten Blatte auch
Pucciniaflecken vor. Bei den 3 Pflanzen, welclie ausserdem am dritten
Blatte Flecken trugen, war die Verteilung derselben au f Bla tt 1 und 2 ungefähr
dieselbe, wie au f Blatt 1 in den Fällen, wo auch das zweite Blatt
Flecken trug, und Blatt 3 entsprach dann dem Blatt 2 der vorigen Gruppe.
Eine einzige Pflanze zeigte Rostflecken bis oben am vierten Blatt, und es
war hier die Verteilung derselben an Blatt 3 und 4 dieselbe- wie bei den beiden
vorhergehenden Pflanzengrnppen; auf Blatt 1 und 2 war die Fleckeii-
verteilnng die bei dem ersten rostigen Blatte gewöhnlielie. Alle je tz t g e nannten
Ei'solieinnngen passen gut zu der eben geniaoliten Voraussetziiiig,
dass die Infektion entweder von henachharten. au f dem Versuchsfelde stehen
gebliebenen rostigen Haferpflanzen aus oder ancli von solchen, die noch
spät zwischen den übrigen Stoppeln gekeimt waren, geschehen sei, sowie
dass die Infektion allinählicli, je nacli dem Auftreten neuer Blätter und
Blatttcile, stattgefmiden habe.
Ob nun der eben bescliriehene Unterscliied zwischen der Uredo g ram im s
an den Weizensaafen des Ja h re s 1892 und der an den Hafersaafen des Jalires
1891 ein w'irkiicher oder nnr ein scheinbarer ist, kann zur Zeit noch nicht
entschieden werden. Einerseits lässt sich denken, dass die Anfiässung bezüglich
der wahren Natur der ersteren vielleicht eine andere geworden wäre,
wenn ein ebenso reiches Material znr Untersuchung gelangter rostiger
Weizeusaaten zu Gebote gestanden hätte, wie das der Hafersaaten (241
Pflänzchen) wa r; aber andrerseits ist der Gedanke anch iiieht ausgeschlossen,
dass thatsächlich eine innere Verscliiedenheit in dem Wesen der beiden
Formen vorliegen könnte, ln dem folgenden werden triftige Gründe für die
Auiiassiuig initgeteilt werden, dass der Pilz am Weizen mit demjenigen am
Hafer nicht völlig identisch sein kann, nnd unter solchen Umständen ist
die Annahme keineswegs .sinnlos, dass, ebenso wie die Form am Winterweizen
ein p a a r Wochen früher als die am Hafer hervorbricht, die Vegetationsdauer
der ersteren Form auch ein p a a r Wochen früher beendet sein
wird als die der letzteren, nnd dass daher diese letztere Form nocli sjiät im
Herbst nicht bloss in grösserer Anzahl vorhanden sein, sondern aueh eine
grössere Keimtäliigkeit besitzen kann, die dann durch Infektion neue Flek-
keii erzeugt, als die Form am AVeizen.
Im Spätherbst 1893 war diese Rostart nicht nnr au f den H e rb stsa a tp a rzellen
sondern aucli aut den aus ausgefallenen Körnern hervorgesprossten
Pflanzen weit spä rlicher als iu den beiden voranfgehenden Herbsten. Ihr
damaliges Auftreten ist aus folgender Zusammenstellung ersichtlich:
Anzahl
sämmtlicher rostbefallener
V e r su c h sp a r zel len;
Roggen .................... 12.................. . 0 ................... G 0
Weizen 90 ............. . 0 .................. 2 0
Gerste .......... 5.................... 0 .................. 0 0
.... raaii sich, welche Bedeutung wolil dag Auftreten dieser Üredoform
tiir die Keimpflanze sellist haben könnte, so kann die Antwort schwerlich
anders lauten, als dass diese Bedeutung gering ist, wenn n berhanpt vorhauen.
Der von ihr gewöhnlich befaliene Teil der Blattfläche ist verschwin