i. Die w ir ts c h a f tlic h e B e d e u tu n g .
Zuweilen schreibt man diesem Pilze in wirtsohaftliolier Bcziehimg eine
gewisse Bedeutung zn. Ans Dänemark selireibt z. B. N i e l s e n (IV, 5 5 .'!) im
Ja lire 1875, dass er im August und September der lieiden vorliergelieuden
Ja h re "viele Triften von Ila y g ra s gleichsam versengt gesehen» und »bei
genauerer üiitersuclmiig» gefunden lialie, dass die jungen Kaygrasiitlanzen
von je n e r P ilz a rt so angegriffen gewesen seien, dass es ausgeselien habe,
als wäre «das Gras vollständig verdorrt». E r spricht hier zugleich die Ansiclit
aus, dass »keine andere Kostart die Blätter ih re r Wirtsjiflanzen mit grösserer
Gesohwindigkcit zerstöre», als grade der Raygras-Kronenrost, Grosse Scliäden
an derselben Grasart in Dänemark werden spä ter von R o s t r u p (V, 1 3 ) 1885,
(VI. s ) 1886 und (VIII, 5 ) 1888 erwähnt, der indessen zugleicli auch die
eigenliimliche Erseheimiiig anfiihrt, dass iu den 3 Ja liren (1884,1885 und 1887),
für welche die Mitteilungen gelten, das aus schottisehem und irländischem
Samen erwaclisene Raygras weit schwerer gelitten als das aus dänischem Samen,
und zwar auch da. wo beide Seite an Seite wncliseu. E rsteres war
vom Rost »stark gelb gesprenkelt», zuweilen so sehr, dass die Stiefel desjenigen,
der über das Feld ging, »ganz rot» wurden, während letzteres »frisch
grün» oder nnr »unbedeutend» vom Rost angegriffen erschien.
Schwere Schäden, die in Holstein durch diese Rostart am H a fe r verursacht
wurden, sind (Presse, I, 7 4 s) ans dem J a h re 1891 erwähnt, wo
es heisst, dass die Ankunft dieser Rostart von den Bauern au f die Zeit
um St. Bartholomäus, den 24. Augnst, verlegt werde, dass der Rost ein
Brechen der Blätter und Halme bewirke — »Barthel h a t den Hafer mit
seiner Keule niedergeschlagen» — und dass das Gewicht des Kerns dadurch
von 150 iE pro holsteinische Tonne au f nur 96 iE sinken könne.
Schwer zerstörend wirkte diese Rostart aucli au f den Hafer, wie einige von
dem Herrn L änsmann J. A. H a n s s o n eingesandten Proben und Mitteilungen
an die Hand geben, um den *7 '» 1890 in dem Taiumis-Härad in
Bohuslän, indem »fast jedes Haferblatt daselbst so wie die oingesaiidte
Probe» befallen war. Einen »liemerkenswerten Scliaden am Kern» scheint
der Rost indessen nicht verursacht zu haben, wie uns ein späteres Schreiben
vom * '3 1891 belehrt.
Eine je nach der Hafersorte verschiedene Empfäiigliolikeit für diese
Rostart ist, so viel wir wissen, n u r einmal besprochen worden, nämlich hei
VON SiEVERS (I, 3 61) im Ja h re 1887, welcher sagt, dass von zahlreichen
von ihm gezogenen Hafersorten n u r eine, »der in Römcrsliof angebaute ru s sische
Greller Hafer:», fast unempfänglich war. Alle übrigen waren ungefäiir
in gleichem Grade empfänglich. Am E xperimentalfältet h a t sioli eiue verschiedene
Empfänglichkeit für diese Rostart bei den einzelnen ilafersorten
nicht nachweisen lassen.
B. M itw irk en d o (se k u n d ä re ) U rsa c lie n .
Wenn es aucli nunmelir eine unbestrittene Thatsaolio ist, dass der Rost
des Getreides in erster Linie von den je tz t hescliriebenen Rostpilzformeii bed
in g t ist, die man demgemäss als die u r s p r ü n g l i c h e n o d e r p r im ä r e n
K r a n k h e i t s u r s a c h e n bezeichnen könnte, so lässt sich jedoch an d re rseits
ebenso wenig bestreiten, dass zu der grösseren oder geringeren Zerstörung,
die durch jen e Pilze verursaclit wird, mehrere andere F aktoren
beitragen, die wir hier unter der gemeinsamen Rubrik m i tw i r h e n d e o d e r
s e k u n d ä r e K r a n k h e i t s u r s a c h e n zusammeufassen wollen, ja , dass von
praktischem Gesichtspunkte aus grade diese Krankheitsursa chen es verdienen,
als vorzugsweise wiclitig berücksichtigt zu werden, da es von ilmen abhängt,
ob ein J a h r zum Kostjahr wird oder nicht. E inige vou diesen Ursachen h a t
man in äusseren Umständen oder Anordnungen zu suchen. Wir nennen diese
a ) Äussere iiiitw irkend e Kranklieitsiirsaclieii.
Zn diesen gehören 1) die Lage u n d der Wasserabfluss, 2) die ph ysikalische
B eschaffenheit des Bodens, 3) die chemische Beschaffenheit des Bodens, 4)
die Vorfrucht, 5) die Saatze it, 0) die A u s fü h ru n g der S a a t, 7) die W itte -
rungsverhäUnisse und 8) die benachbarte Vegetation.
7. Die Lage und der Wa s s e r ab f lu s s .
a. Die A n g a b e n ü b e r d e n E in flu s s d e r L ag e .
1. Eine hohe Lage wirksam gegen den Rost. Von der ältesten Zeit an
bis a u f den heutigen T ag h a t mau die VerwUstniigen, die der Rost anriclitet,
zu der Lage der Saatfelder iu Bcziehmig gestellt, nnd zwar gewöhnlich so,
dass man glaubt, der Rost stifte einen grösseren Schaden au feucliten,
schattigen Orten als anderswo an. D erartige Ansioliten lassen sich bis
in u ra lte Zeiten zurückvcrfolgen. So hebt T h e o ph r a s t ü s (371—286 v. Chr.
G.) an mehreren Stellen (I, Lib. 8 ,io ; II, Lib. 4 , 1 4 ) hervor, dass der
Rost das Getreide an f hochgelegenen, windigen Plätzen g a r nicht oder
n u r unbedeutend befalle, wogegen derselbe in T h ä le rn nnd in windstiller
Lage lieftig wüte. Dieselbe Meinung findet man bei P l in iu s (I, Cap. 17,
§ 154) im Anfänge unserer Zeitrechnung wieder (23—79 11. Chr. G.).
In den landwirtsohaftliolien llaudbüeherii, älteren sowohl als neueren,
d a ru n te r aucli in dem von A r r h b n iü s (I, 6 i ) aus dem Ja h re 1888, b egegnet
uns dieselbe Vorstellung, die sich auch iu mehreren Schriften der