reiche Versuche in beiden Richtungen vorliegeii, so kann man das
Timotheengras a ls R o s t v e r b r e i t e r t’iir g a n z u n g e f ä h r l i c h erklären*,
von mehreren anderen Gräsern ganz zu gesehweigeii, auf deuen man tiisher
ga r nicht oder doch nur äusserst selten eine dem Getreiderost ähnliclie Rostform
liat beobachten können, als da sind B a ldingera arundmacea, Festuca
arundinacea, F . gigantea, Koeleria cristata, Boa annua, F. nemorahs,
Schedonorus inermis nud wahrscheinlich nocli viele andere.
f. S c h lu s s fo lg e ru n g e n .
Die obige Darstellung berechtigt uns, folgende Schlüsse zu ziehen:
l:o) dass d i e B e r b e r i s - u n d M a h o iiia -A r te n a u f d ie E n t w
i c k e l u n g u n d d a s G e d e ih e n d e s S c h x c a r z r o s te s in d e r u n m
i t t e l b a r e n N a c h b a r s c h a f t d e r S t r ä u c h e r e in e n in lio liem
G r a d e f ö r d e r n d e n E in f lu s s h a b e n u n d d e s h a l b n i c h t in
d e r N ä h e d e r G e t r e i d e f e l d e r v e r k o m m e n d ü r f e n , da diese
Rostart daselbst viel frülier, 2—3 AVochen, auftritt und, indem
die Entwickelung der Körner fast gänzlich aushleibt, einen weit
grösseren Schaden stiftet, als an solchen Stellen, die weiter von den
Sträucheru entfernt liegen;
2:o) dass d e r K r u m n ih a l s {Anchusa arvensis) u n d d ie O c h s e n z
u n g e (A. officinaUs) iu d e n R o g g e n f e ld e r n g e f ä h r l i c h e
U n k r ä u t e r s i n d , da ihr Becherrost eine Entwiokelungsform von
dem B r a u n r o s t e d e s R o g g e n s bildet;
3:o) dass d e r g em e in e AA'egdorn {Rhamnus cathartica) e in dem
H a f e r g e f ä h r l i c h e r N a c h b a r i s t , da sein Becherrost eine Eiit-
wickelungsform von dem K r o n e n r o s t e d e s H a f e r s ist;
4:o) dass j e d o c h k e i n e d e r g e n a n n t e n ä c i d i e n t r a g e n d e u P f i a n -
zeii f ü r d a s E n t s t e h e n d e r e n t s p r e c h e n d e n G e t r e i d e r o s t a
r t e n e in e n o tw e n d ig e V o r a u s s e t z u n g zn s e in s c h e i n t , da
diese auch iu sehr grossen Entfernungen von jen en Äcidienträgern
Vorkommen können, wobei noch zu bemerken ist, dass gewisse Acidien
(z. B. A ecidium Anchusae) nur rech t sporadisch Vorkommen;
5:o) dass der Faulbaum {R hamnus F rang u la ) ein dem Hafer sowie den
anderen Getreidearten ungefährlicher Nachbar ist, da sein Becherrost
nicht zu dem Kronenroste des Hafers iu Beziehung steht, sondern
zu demjenigen des Hmidsgrases {Dactylis glomerata u. a.);
6 :o) dass man von den Gräsern besonders d ie Q u e c k e {Triticum
repens) für e in e dem R o g g e n u u d d e r G e r s te g e f ä h r l i c h e
N a c h b a r i n halten kann, da ihre Scliwarzrostform a u f die lieiden
genannten Getreidearten überzusiedelii vermag; und endlich
‘ Z u derselben Kategorie d ü r f t e ancb, nacb E b i k s s o n (V, 3 1 o) , Festuca elatior 7.\\
zählen sein. Spät. Anm. (■18j;95).
7:o) dass es in Bezug auf die F äh ig k e it der verschiedenen Getreidearten
einander anzustecken, eine Thatsache ist: a) d a s s d e r R o g g e n
d e n S o l iw a r z r o s t v o n d e r G e r s t e und b) d ie G e r s te d e n s e l b
en v o n dem R o g g e n em p f a n g e n k a n n , dass aber in keinem
anderen Fa lle der Rost von einer Getreideart au f eine andere
hiiiiiberwaiulert, weshalb unter allen Umständen c) d e r AVeizen
und d) d e r H a f e r v o n a n d e r em r o s t ig em G e t r e id e d e r N a c li-
b a r s o h a f t n i c h t b e e i n f l u s s t w e rd e n .
ß) In n e re initwirkcnde Krnnklicitsursiielien.
Neben den bisher behandelten mitwirkenden Krankheitsursachen, welclie
alle das gemeinschaftliche Kennzeichen besitzen, dass sie, so zu sagen,
ausserhalb der Pflanze selbst liegen und daher mit dem gemeiiischaftlichen
Namen ä u s s e r e bezeichnet werden können, muss man sich aber auch
gewisse in n e r e , der Pflanze selbst innewohnende Anlagen denken, die
darin bestehen würden, dass dieselbe entweder der K ran k h e it leicht zum
Opfer fä llt oder auch mit grösser Kra ft derselben widersteht. AATr haben
es hier offenbar mit zwei Möglichkeiten zu tliun. Entweder lieg t eine derartige
Anlage in dem Samenkorne selbst verborgen — und hier denkt mau
vor allem an ein im Sameukoriie schlummerndes Pilzmycelium — oder es
flndet sich eine solche Anlage, nacli dieser oder jen e r Richtung hm, m der
icachsenden Pflanze - und hier h a t man vor allem gedacht, dass die U rsache
hiervon in dem verschiedenen mechanisoheii Bau derselben begründet
sein könne.
AVir Ifätten gewünscht und gehofft, hier eine Darstellung der beiden
F ra g en geben zu können, insoweit sie sioli gegenwä rtig beantworten lassen,
liaben uns aber dooli zuletzt dazu entsclilossen, die erstere, die von der Be-
scliaffenbeit der Aussaat, einstweilen ruhen zu lassen, und zwar aus zwei
Gründen. Erstens ist nämlich alles, was in der einschlägigen L itte ra tu r
hierüber entlialten ist, von der Art, dass dadurch in der HaupUrage selbst,
ob ein rostbeschädigtes Samenkorn an und iiir sieh geiährlich oder iin-
sohädlich soi, durchaus niclits bewiesen wird. Zweitens sind die eingehenden
Versuche, die seit melireren Jah ren zur Gewinnung einer grösseren
Kenntnis von diesen Verhältnissen am E xperimentalfältet im Gange sind,
noch nielit zu dom Absclilusse gelangt, dass sie in ihrer jetzigen Verfassung
dem Publikum veröffentlicht werden köniieii. AA'ir sehen uns dalier genötigt,
liier unter den iiiiiereii mitwirkenden Kraiiklieitsnrsacheii ausschliesslich bei
derjenigen zu verweilen, die man kurz die v e r s c h i e d e n e E m p fa n g -
l i c h k e i t der einzelnen Getreidesortcu nennt, sowie bei dem, was man über
deren Natur und wahrsclieinliche Ursaelien kennt. AVir sind liier an einem