weise einem Dutzend versobiedenen Orten des Landes, bei Landwirten, die
geneigt wären, zu diesem Zwecke ein Stück L aud zu überlassen, Versuclie
in nicht zu kleinem Umfänge angestellt und wenigstens 3 Ja h re nach einander
fortgesetzt würden. Diese Versuche sollten die Aufgabe haben, die
verschiedene Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Getreidearten sowohl
gegen den B o st als auch gegen die klimatischen Verhältnisse der einzelnen
Orte zn p rü fe n , und wäre dann vor allem unter dem Herbstweizen besonders
denjenigen Formengruppen die grösste Aufmerksamkeit zu schenken,
welche nach der in den letzten Ja h ren au f dem Experimeutalfältet gewonnenen
E rfahrung in dieser Beziehung am meisten versprechen. Die für
diesen Zweck nötigen Ausgaben des Staates würden sieh au f die Anscliaf-
lüng und die Verteilung der Aussaat besohränkeu, sowie au f die Kosten der
sorgfältigsten Überwachung der Versuche während des Sommers und des
Herbstes durch reisende Sachverständige. Ich bin davon überzeugt, dass
au f diese Weise unser Anbau von Winterweizeii, wozu mau gegenwärtig iu
höchst beträclitlioheii Hasse solche Weizensorten benutzt, die, wie z. B. die
a lte schwedisolie sammetige, iu Eostjahreii sehr schwer durch den Gelhrost
verheert werden, allmählich zu solchen Weizeiistämmen übergehen würde,
die alle J a h re einen sichreren E rtrag lieferten.
Auch wäre es erwünscht, dass durch öffentliche Vermittlung, in diesem
Falle vielleicht am besten durch die Kgl. Laiidwirtschaftsgesellschaften,
Massnahmen ergriffen würden, um an irgend einem Orte die Berberitze vollständig
ausznrotten, z, B. in einem von mit Berberitze gemischten Walde
umgegebeiieu Thal, wo der Soliwarzrost erfahrungsgemäss sehr zu verheeren
pflegt, sowie dass ein Sachverständiger beauftragt werden könnte, teils zu
überwachen, dass das Ausrotten ein vollständiges würde, teils der Wirkung
dieser Massregel nicht nur während des Ausrottungsjahres sondern auch
mehrere folgende J a h re hindurch zu folgen. Hierdurch würde mau endlicli
völlige Gewissheit über den Anteil erlangen, den die Berberitze thatsächlich
an den Schwarzrostverwüstungen schlimmster Art hat, die von Zeit zu Zeit
iu der grossen Getreidekultur eintrefteu.*
Ich möchte dieses Vorwort damit schliesseu, noch einmal die Meinung
auszusprechen, dass auch fernerhin Untersuchungen vorgenommen und Versuche
augestellt würden, indem ich davon überzeugt bin, dass die Bahn der
Untersuolnmg der einzige Weg ist, der hier zum Ziele führt und dass, wie
mau zu sagen pflegt, ohne Kampf kein Sieg gewonnen werden kann.
Experimentalfältet, den 14. Ju li 1894.
Jakob Eriksson.
' Ich bin jetzt in der Lage mittheilen zu können, dass ein solcher Versuch, durch
das Initiativ des für die Getreiderostfrage hoch interessierten J. Grafen von H am il to n zu
Lyckäs, Jönköping, schon in diesem Jahre im Jöiiköpings-Län zu Stande kommt.
Spät. Anm. (]8V9'>.)
ABSCHNITT I.
Die Hauptzüge der Geschichte des Getreiderostes von den
ältesten Zeiten an bis auf den heutigen Tag.
1 . Im Altertum. Die Geschichte des Rostes am Getreide lässt sich über
2000 Ja lire zurück verfolgen. Schon im Alten Testament wird neben dem
B ra n d auch der B o s t an mehreren Stellen (5 M o s b s 2 8 , 2 2 ; 1 Köu. 8 , 3 7 ;
2 Chron. 6 , 2 s ; A m o s 4 , 9 ; H a g g a i 2 , 1 7 ) als ein Stra fgericht Gottes über
die Menschen wegen ihrer Ruchlosigkeit erwähnt, und man h a t keinen Grund
zu bezweifeln, dass die Bibeliibersetzer die Worte des Grundtextes: Scliiddafön
(eig. Hitze, Brand) für Brand und Je rakön (eig. Gelbheit) für Rost richtig
wiedergegeben h ab en .'
Man wird linden, dass die alte griechische und römische L itte ra tu r dem
Rost am Getreide eine sehr grosse Aufmerksamkeit gewidmet hat. Schon
A e is t o t b l b s (384—322 v. Chr. G.) scheint von demselben Kenntnis gehabt
zu haben, wenn er (I, 26, 1 7 ) - sagt, dass der Rost von einer Art warmer
Feuchtigkeit herrühre, oder wenn er (II, Lib. 5, Cap. 22, 3 ) von dem verheerenden
Rost, j a (II, Lib. 9, Cap. 40, 4 0 ) sogar von Rostjahren redet.
' [n der alten schwedischen Bibelübersetzung werden die Wörter an den einzelnen
Stellen, wo sie verkommen, verschieden wiedergegeben, näml. bei M o se s mit »torrhet och
blekhet* (Trockenheit und Blässe) : im Buche der Könige uud in der Chronik mit >torka
och brand» (Dürre und Brand); bei A mos und H a g ga i mit »torka och brandkorn» (Dürre
und Brandkorn): so auch in der Übersetzung von 1.774: bei M o ses mit »kolax och rost»
(Koblenäbre uud Bost), im Buche der Könige und der Chronik mit >torka med brand â
(i) Südens (Dürre mit Brand am [im] Getreide): bei A mos mit >den växande sädens för-
torkaude och brandkorm (Verdorren des wachsenden Getreides und Brandkorn), sowie
bei H a g ga i mit .torka och brandkoru» (Dürre und Erandkorn), An allen Stellen gleich
werden die Wörter *sot och rostv (Brand und Bost) in der Übersetzung von 1 8 6 4 und
1 87 8 benutzt, und dieselben Wörter werden, wie mir Professor E sa ia s T e g k ü r freundlich
mitgeteilt liat, aucli in der neuen, nocli in der Ausarbeitung begriffenen Übersetzung
benutzt werden. Iu der deutsclien Übersetzung hat man die Ausdrücke des Grundtextes
mit »Brand am Getreide» und »Bost am Getreide» wiedergegeben.
* Hinsichtlich der l.itteraturaiigabeu sei hier bemerkt, dass hinter die Autornamen
Zahlen gesetzt werden, die sicli auf das am Sclilusse des Berichtes befindliche Literaturverzeichnis
bezielicn, und zwar zeigt die erste (römische) Zahl die betreffende Arbeit,
die zweite (kleine) eventuell die Seitenzahl des Citâtes an: ausser bei den alten griechischen
und lateinischen Verfassern, wo nach der ersten (römischeu) Zahl Lib., Caii. 0. dgl.
gesetzt wird.